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Das Gebetbuch Kaiser Maximilians

Abb. 108. Der Apostel Jakobus der Altere. Gemälde in Wasserfarben,
vom Jahre 1818. In der Uifiziengalerie zu Florenz
Aufnahme G. Brogi, Florenz (Zu Seite 1VS)


Jahre 1515 war er mit der gewaltigen Bildermasse, aus der sich dieses seltsame
Gebilde zusammenfügte, fertig. Seit drei Jahren hatte er daran gearbeitet.
Zweiundneunzig Holzstöcke, deren Schnitt der Nürnberger Holzschneider Hierony-
mus Andrea ausführte, waren zur Herstellung des Blattes erforderlich, das in
seiner vollständigen Zusammensetzung über drei Meter hoch und wenig unter drei
Meter breit ist. Das Ganze stellt ein Gebäude von sehr entfernter Ähnlichkeit
mit einem römischen Triumphbogen dar, über und über mit Bildern aus dem
Leben des Kaisers (Abb. 99—102), mit geschichtlichen und sinnbildlichen Figuren,
mit Wappen, mannigfaltigem Zierwerk und mit Inschriften bedeckt. An Stelle
seines gewöhnlichen Monogramms hat Dürer hier sein Familienwappen, den Schild
mit der offenen Tür, angebracht.
Anziehender als dieser Riesenholzschnitt, bei dem man nur anstaunen kann,
wie lebendig sich Dürers Gestaltungskraft auch unter dem Drucke genau bindender
Vorschriften noch zu bewegen vermochte und wie er in die zahlreichen Darstellungen
von Schlachten und Belagerungen immer wieder Abwechslung zu bringen wußte,
ist eine andere Arbeit, die er im Jahre 1515 für den Kaiser ausführte und in
der er nach Herzenslust den Eingebungen seiner von einer Welt von Gestalten
erfüllten Phantasie nachgehen konnte. Maximilian hatte für seinen persönlichen
Gebrauch ein Gebetbuch drucken lassen. In einem Exemplar dieses Gebetbuches,
das sich jetzt in der Staatsbibliothek zu München befindet, schmückte Dürer

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