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Das Gebetbuch Kaiser Maximilians


Abb. 1Ü7. Bildnis Les Michael Wolgemut. Ölgemälde von ISIS
In der Alteren Pinakothek zu München
Die von Dürer nachträglich auf das Bild geletzte Inschrift lautet: Das hat
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Aufnahme Franz Hanfstaengl, München <Zu Seite 1V8)

fünfundvierzig Blätter mit Randverzierungen in Federzeichnung. Der Reichtum
an künstlerischem Erfindungsvermögen, der hier entfaltet ist, entzieht sich jeder
Beschreibung. Bald unmittelbar auf die Gebete bezug nehmend, bald in der
Verfolgung eines durch einen Satz oder ein Wort angeregten Gedankens ab-
schweifend, bald auch scheinbar willkürlichen Einfüllen folgend, hat der Meister
auf die breiten Ränder der Pergamentblätter die erhabensten himmlischen Ge-
stalten, sowie ernste und scherzhafte Figuren aus dem Leben gezeichnet; Fabelwesen
und allerlei Tiere, natürliche wie erdichtete, mischen sich hinein; daneben sprießt
und sproßt überall das köstlichste Zierwerk von wundervollen Pflanzengewinden
hervor, kühne Federzüge fügen sich zu seltsamen Fratzen oder Tierfiguren zusam-
men, verflechten sich zu regelmäßigen Ornamenten oder laufen in weitgeschwungene
Schnörkel aus. Bald eng und bald lose schmiegen sich die Randzeichnungen, wie in-
haltlich an das Wort, so als Schmuckgebilde an das Viereck des gedruckten Textes
an: hier umrahmen sie den Druck vollständig, dort bilden sie einen Zierstreifen nur
an einer Seite, da schließen sie itzn von beiden Seiten ein oder umranken eine
Ecke; nur in einzelnen Füllen beschränken sie sich am Schluß eines Abschnittes
auf eine Vignette am Fuß der Seite. Ihr Reiz ist unerschöpflich, und jedes
Blatt hat seine eigene einheitliche Stimmung. Das erste der von Dürer ge-
schmückten Blätter zeigt als Begleitung eines Gebetes, das die vertrauensvolle
Empfehlung in den göttlichen Schutz enthält, ein freudig heiteres Ornament von

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