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Der Triumphzug Maximilians


Abb. 120. Trachtenzeichnung aus dem niederländischen
Skizzenbuch. (Beischrift: Ein bürgin)
In der Ambrosianischen Bibliothek in Mailand
Aufnahme Braun <K Cie., Dörnach i. E.
(Zu Seite ILA

der bedeutsamsten Abschnitte der
langen Vilderreihe aufgetragen,
die sich aus mancherlei Gruppen
M Fuß, zu Roß und zu Wagen
zusammensetzen sollte und für die
der Kaiser selbst die genauesten
Angaben gemacht hatte. Unter
anderem führte Dürer diejenige
Abteilung aus, die Maximilians
Kriege verbildlichte: nach der
ursprünglichen Vorschrift des Kai-
sers sollten hier Landsknechte
im Zuge einherschreiten, die auf
Tafeln die betreffenden Kriegs-
bilder trügens dies erschien dem
Meister zu eintönig, und er ge-
fiel sich dafür in der Erfindung
schön geschmückter künstlicher Fort-
bewegungsmaschinen, auf denen
die Abbildungen der Schlach-
ten, Festungen usw., bald als
Gemälde, bald als Bildwerke ge-
dacht, vorgeführt werden. Ein
besonders prächtiges Blatt schuf
er in dem Wagen, darauf die
Vermählung Maximilians mit
Maria von Burgund zur Dar-
stellung kam. Den Mittelpunkt
des langen Zuges sollte der große
Triumphwagen bilden, auf dem
man den Kaiser mit seiner Fa-
milie erblickte. Der erste Ent-
wurf, den Dürer zu diesem
Wagen vorlegte, hat sich in
einer in der Albertina zu Wien
aufbewahrten Federzeichnung er-
halten. Da steht man den Kai-
ser, dessen Gestalt in größerem

Maßstabe gehalten ist als die übrigen Figuren, auf einem thronartigen, mit
Adlern geschmückten und von einem reichen Baldachin überdachten Wagensitz,
neben ihm seine Gemahlin Maria von Burgunds vor dem Kaiserpaare sitzt
dessen Sohn Philipp der Schöne zwischen seiner Schwester Margarete (der Statt-
halterin der Niederlande) und seiner Gemahlin Johanna von Spanien; vor
diesen des Kaisers Enkel, zunächst die beiden Erzherzöge, die späteren Kaiser
Karl V. und Ferdinand I., dann, auf der vordersten Wagenbank, deren Schwestern
Eleonore, Isabella, Maria und Katharina Posthuma. Den vorderen Abschluß
des Wagens bildet das Kaiserwappen, von den Greifen des Vliesordens gehalten.
Von der Bespannung sieht man auf der vorn abgeschnittenen Zeichnung nur einen
Teil, vier zu je zweien gespannte Pferde, die alle vom Sattel aus gelenkt werden
(Abb. 98). Dieser Entwurf, dem die Vorschriften von 1512 zugrunde lagen,
genügte nicht mehr, nachdem der Plan des Werkes durch den zur Mitarbeit be-
rufenen Wilibald Pirkheimer reicher ausgestaltet worden war. Pirkheimer wollte,
daß alle Tugenden des Kaisers in verkörperter Gestalt auf und neben dem Wagen
zu sehen sein sollten. Eine hiernach angefertigte neue, ausführliche Zeichnung

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