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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1855 (Nr. 119-130)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1521#0026
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Zwölfte Generat-Verfarnurluug

d e «

akademischen Dombau-Vereins

zu Bonn.

Berhaadelt in der Äula der Uoiversitat am 2l. Mai 185S,
Nachmittags 2 Uhr.

Bo» Äeiteo des Vorstandes waren anwesevd: der Ehreopräses. Herr
Domcapitolar uod Professor 0. Dieringcr, Herr Privakdocent l>
Schaaffhaosev, uud oie Herren Studirenden: Bahlman», Bohrer,
Fleischhauer, van Endert, Bierschilliog. Schell.

Bon Seiteo des Eentral-Dombau Borstaudes zu Kölo beehrte Herr
ÄPpellations-Gerichtsrath A. Rei ch e n s p e r ger die Dersammluog mit
seiner Gcgeuwart.

Der EhcenpräseS, Herr Domcapitular ond Professor l>. Dieringer,
»röffuete die zahlreich besuchte Bersammlung. indem er die Abwesenheit
des Secretärs, Herrn v. F l o ß. eutschuldigte. Danu wies cr auf die
Orgaaisation des Borstandes. auf die Schwierigkeiten, welche sich beim
Eiosammeln der Beiträgc einzustelleo pflegten, und auf die Srgebuisse
hin. welche bei den auswärtigeo Bereiaeu im verflosseueu Halbjahre er-
zielt wordeo seien.

Hierauf verlas Herr Privatdoceut v.Schaaffhaoseu den Rechen-
schaftsvericht, wie folgt:

R ech« n sch aftS-Ber ich t.

Bermähluug vereinend. Dec Gedauke. aus dem Geiste deö KSnstlers eot-
sprungeo, fließt hinüder io au und für fich rohe, stoffliche Gebilde, sie
vergeistigend und deu idealen Gedanken in ihneo baooeod, so daß sie ouu
selber als verkörperte Gedanken ipoeres Leben besstzeo.

„Weon man diese allgemeine und durchgreifende Beziehnug zwischen
Wiffenschaft ond Kunst an dem Berhältniffe ieder einzeloen Wisseuschaft
zur Kunst prüft uod ecwägt. Lano stellt sich heraos, daß die Luust zo-
nächst in ihrer Berbinduog mit der Religion. als deren hochherzige Die-
nerin. die cdelsten Lriumphe ihrcr Selbstständigkeit gefeiert hat. ja. daß
sie Gebilde vor den staunenden Blick des Beschauers gesetzt hak, welche
sie ohue ihre Berkettung mit der Religion nie io dieser Reinheit ond
Bollendung erzielt hätle. Jhr Wesen, ihr iunerstes Leben hat die Religion
im BunLe mit der Kunst in den herrlichsten Gchspfungeo dorch coucreten.
sinnlichen LuSdruck gevffenbart. und im Geheimnisse Le, religiösen Jdee
mochte kaum noch eiue Seite sich sinden, welche oicht auf geheimnißreiche
Weise im Symbole und Bilde ihre Pcäge gefuoden. Die religiöse Jdee
war es, welche Dome schuf, ja. um nvch mehr zu sagen. welche überhaupt
den Muth und die Kraft zuM Auffaffen, Dorchbildeu und Berwirklichen
solcher Riesengedankcu veclieh, und mag man es auch zuweile», vielleicht
in der besten Lbficht. praktisch gefunde» haben, andere Namen für den
trerbenden Grund zu suchen. airf dem der Pla» jener Werke gewachsen.
um sür bie Fördcrung des Baues hier »od da noch jemanden zn gewiu-
nen. der an der religiösen Jdee gern mit geschlossenen Augeo voruber
gehen möchte, das Allerpraktischste ist jedenfalls dic Wahrheit, welche
keioe andere ist, alS daß die Religion der mächtige Hebel gewesen. ber
Lie Begcisterung zu svlchem Unternehmen hob und stützte. Va» mag dem
PatriokiSmus immerhin einen großen Aotheil an dem Werke gönuen;
das Gegentheil wäre ungerecht, in so fer» es der rsligiöse Patriotismus
gewesen, welcher, um eioer religiösen Jdee Ausdruck zu gebeu. die ver-
Ichiedensten Kräfte uach des alten deutschea Bolkes Sino uod Art anzog
uud eiuigte.

Der hiesige akademische Dombau.Verein sammelte im verflossenen
Wioter-Scmester bei vrdentlichen und außerordentlicheo Mitglieder« die
Summe von 178 Thlrn. 11 Sgr. 7 Pfg.

Die Auslagen betrugen 1 Thlr. « Pfg. Mithin bleibt ekne Netto-
Einnahm« von 177 Thlro. 14 Sgr. 1 Pfg.

Hiervon wurden 17« Thlr» bereits ao kie Easse des Eentral-Dombau-
Bereios in Kölo eingezahlt.

Der gegeowärtigc Cassenbestand beträgt daher voch
7 Thlr. 14 Tgr. I Pf.

Voo auSwärtigen Wereiuen sind eingegaogeo:

von

BrannSberg . . - -



Lhlr.


Luxemburg .

20



Berliu.

35



Breslau.

100



Leitweritz (38 Guld.) -

15



Hildesheim.

S

. lOSgr.


Summa . .

209 Lhlr. 10 Sgr.

Di« Gesammt-Einnabme des verflosseneo Wioter-Tcmesters beläuft
ssch Lemnach auf 38S Lhlr. 24 Sgr. 1 Pf.

Auch für das laufende Semester hat Braousberg schou feioea Bei-
trag von 34 Thlrv. 13 Sgr. eiogesandt.

Aus dem Borstande treten lant §. 6 der Statuten dieHerre« Dill-
stein, Bohrer. van Endert und Bierschilliog aus; ferner
schied aus demselben Herr slus. Wüllner. welcher an eine auder« Uni-
versität überging- Ss sind Lemnach fünf neuc Worstands-Mitgliedcr zu i
wählen. wobei wir anf diejenigen Herren Eandidaten aufmerksam machen, !
die auf deo Stimmzetreln namhaft gemacht siod-

Dann hielt Hcrr sluä. van Endert folgende Lnrede ao di« Ber- !
sammluug:

„Commilitoneo!

„Manche Genossen des akademischen Dvmbau VorstaudeS, die >n den
verflossenen Festversamwlungen Lurch eio kräftigeS Wort die Sache deS
Dvmbaues vor Jhnen vertraten, haben aus der Eigenthümlichkeit, der !
Erhabenheit uüd Schönbcit des Objectes das Motiv zu erheben gesncht. !
welcheß Jhnen zur Betheiligung au diesem Werke einen vachwirkenden !
Jmpuls gebe» dürfte. Es möchte kaum ein bebeutendereS Glied in dem i
großartigen Konst-Orgauismus Les Domes zo finden sein, «elches nicht '
vou der rednerischen Begeisterung Jhne» vor die deschauende Seele ge-
rückt worden wäre. Dom Fuße des DomeS trug sie zu verschiedener Zeit '
«ad auf verschiedene Weise das dcgeisterte Wort deS RednerS bis hinanf
zor Kreuzblume. in welcher das Werk selber. »icht minder aber auch die
Jdee des WerkeS ihren Höhepunct errcicht- Eben so sehr möchte es zur
Empfehlung des Domdaues beitra'en. einmal mit Jhnen selber zu bc-
gionen. mit den Personen, deren Lräfte dcr Bercin zu seineur schönen
Ziele zu verdindcn wünscht. unb die Aufmerksamkeit darauf zn leoken.
welche wirksam« Motive zur Betheiligung an dcm beregten Untevnehmen !
in den eigenthümliche» Kreisen der Lhätigkeit liegen, benen der einzelne !
Studeut, ein jeder uach dem ihm invewohaenbe» Drange. seine Krafte zn
weihen gedenkt, und für welche er in dea Jahren der Bordereitang sich
baS geeignete Rüstzeng verschafft.

„Wir weilen an d-o Stätten der Miffenschaft; an ihre Objecte den ^
Blick zu fesseln, an der kösung ihrer Prodlcme unsere Geisteskraft zn
versuchea, Las ist unser Bernf, unser Stredeo. Welche Wiffenschaft ader
auch immer der Eiuzelne sich erwählen mag, es bestcht eio ionigeS Band
zwische» jcder Wissenschaft und der Kunst. Jdee und Jdeal Pflegeu mit
einaoder dcs innigsten Verkehrs, so daß eine jede ia ihrer Arbeit und
ihrem Erfolg« die aodere trägt nad ergärizt. Währeod die Wiff-nschaft
sich meist im Gebiete des Gedaokens bewegt und in «ioem gewissen G«.
gensatze gegeu die Lußenwelt mit ihren Degriffen aof unfichtbare Weis«
operirt. baot die Kunst gleichsam die vermittelnde Brücke zwischen den
deiden Welten deS Gedaokens und der Außenwelt, beide iu der inoigsteu

„Der Philosoph hat gewiß wohl ein saures Lagewerk. Wenn er, von
der Außenwelt losgelös't «nd in sich «erlieft, auf Ler in» vnendliche ge»
dehnten Stufenleiter der Abstrackion zuletzt in den absoluten Raum des
reinen Denkens gelangt, wo nicht selten die Unverständlichkeit das Kri-
terium der Wahrheit wir», nnd er zuletzt, «eil es auf der schwindelndeo
Höhe ihm grans't, den Rückweg zu dem verlassenen Festlande sucht. sollte
ihm da nicht frommen. zu verdienter Srqnickung in gegebeneu, nicht erst
zn finbenden Wirklichkeiten. welche durch das Jdeal des Schöneu ver-
klärt sind. eine Zeit lang zu ruhen, um hier seinen Geist wieder zo er-
frischen nnd den Dersnch zu machen, ob er vielleicht das Beste «nd
S önste. wofür der Rahmcn seines Degriffes zs eng war. im Gefühle,
io der Ahnung, im Geheimnisse der Kunst genießen darf?

..Der Philologe verfolgt eio schönes Ziel. Die Vergangenheit des
clasfischen Alterthums lockt ihn vorzüglich zor Uebung seinerKraft. Mit
dsn oft uogefügigen Werkzeugen der Kritik ond Hermeneutik sucht er Len
Schatz des Berständnisses z» heben, und gewiß lohnend Und frnchtreich
ist seine Mühe. wofern er Mittel und Aweck onterscheidit.

„Doch liegen in dieser Beschäftigung auch onverkennbare Gefahren.
Der Geist ist das Bleibende, Ewige. die Form ist oor das Mirtel zom
Zwecke. Daher aber hat die Beschäftigung mit der Kunst beim Philolo-
geu jedenfalls ihre bcrechtigte Stelle; sie lehrt eine idealcre Behandlnng
der Dinge. erweitert dem Blicke den deengteu Horizont und öffuet größere
Fernfickteo. Wer zumal mit den Kunstschöpfungen der chrilllicheu Re-
ligion sich vertraut macht. wirb nicht verkennen, daß die Menschheit keine
Ursache hat. an dea lLrömmern dcr Borwelt weichlich zu klagen; deon
es wird ihm klar werden, daß keineswegS. sobald der letzte Elassiker die
Feder uicdergelegt, über Geist und Gemüth der Menschheit ägyptische
Finsterniß zu graoen begann, ja, daß vielmehr das, was so oft aus dem
heidnischen Alterthume als Sonue umgeboten wird, uur Worgenröthliche«
Schimmern einer erst kvmmenden Sonne war, welche mit Lem Beginue
einer christlichen Zeitepoche z« erglänzen begann.

„Keineswegs darf ich hier Lie Oekvnvmie-Stndl'cenden mit Gtill-
schweigen übergehen. Auch fie gehören l'a der philosophischen Facultät.
A»ch sie fühlen gewiß auch den Drang in sich, fur die Interessen der
reliaiösen Knnst sich lcbhaft zo begeistern. Auch hat die Betheiligung.
welche sie bisher dem Werk« des DombaueS bewiesen, zor Genüge an
Len Lag gelegt. daß bei ihne» die Desorgniß ungegrondet ist. eS möchtea
die Pneomatischen.Lichtfunkea von der Hyle überwuchert werde».

„Der Jurist, der die Jdee des Rechts nach ihrer principielleu Glie-
derung und ihrer 'Lnwendnng auf die Berhältaiffe der Gesellschaft er-
sorsckt. wird gewiß. durch dje Natur der Sache getrieben, an der Haud
be» Pcincips in der ungeheuer angeschwollenen Masse der RechtSbestim-
mungen die einfache. zu Grunde liegende immanente Rechtsnorm zn er-
greifen und so bei der Schwere des zu bearbeitenden «iffeoschaftlichen
MaterialS sich die öeichti'gkeit und Frische deS Geistes zu dewahren strcbeo.
welche nur ein ireeller Standpunct verleiht. Das Festhalten dieses höhercn
Gesichtspunckes mag ihm vielleicht in seineu Studienjahren nicht viele
Ueberwindung kosten Aber «enn er al» praktischer Vertreter des Rechts
kraft seineS AmteS ins Leben hiueingegangeu. da könnte e» doch »iel-
leicht zuweilen geschehen, daß iu der AmtSstnbe die ideelle Regsamkeit
seines Geistes allmählich iu Nüchternheit welke und verblaffe. Laß aber
hie Beschäftigrrng mit der Knnst, wenn sie aus echte« Jntereffe oud
»icht aos Liedhaberei gevflegt wird. die Schwinge» des Geistes «lastisch
erhält, mit welcheo er fich auS der niederdcückeode» Stoffmaffe seiaer
amtlichen Arbeit zum Anschaueu der Jdee erhebt. das möchte nicht bloß
unter dem Gesichtspuncte eiuleuchten. de» wir so ebeu dezelchnet, sou-
der» auch aos Beispielen. welche Jhuen bekannt si,d.

„Schlieslich »uu könneu wir frage», ob auch der Medici'ner zur
Pfleg« Ler Kunst ein Bedürfniß verspüreo dürfe. Aus deu Bilduugea,
welche «ls Präparate auf dem Gecirtische vorliegeu, ist der Geist schvs
geflohe», uud uur eiue gewiffe zarte, heilige Scheu entdeckt in der znruck-
gebliebenen Hülle noch reo Lhroa cioer waltenden Seeke. Die Knnst ader
jU der verkläreoden Nachahmung der »irklichen Gebild« gießt etwal Un«
 
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