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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1855 (Nr. 119-130)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1521#0046
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Lhlr.Sgr Pf.

12) Jahrei-Beiträge von der hochw. Geistlichkeit LeS

DekavateS Elberfeld.3 — —

13) JahreS-Beitrag von Herra Pfarrer B. Eremer in
Hallschlag. mit dem Chronikoa: ,s66o vonlbl Ko6

»im»!.»' ........ z — _

14) Jahres-Beitrag von Herrn Lehrer Weivgarten in

NetteSheim.j - —

15) JahreS-Beitrag von Herrn »taä. Lörm'g in Menden 1 — —

Summa 2032 24 10

Hierzu die Einvahme pro Jsnuar biS olt. L>ct. c.
laut 149. Gadeu-Berzeichniß (ol. Nr. 128 L. Bl.) mit 24954 17 7

Siuaahme vom 1. Januar biS 30- Rov. k. . I 26937 12 5

Köl», deu 3V. Rovember 1855.

Der Berwaltung S.LuSschuß
de» Lentral.Domdau.BereinS.

Die Stiftunge« der gemalten Fenfter im hohen
Ehore und nördlichen Seitenschiffe des Domes

zu Köln.

Bon Leopold Eltester.

(LuS dem „Orgau für christliche Kunst".)

Wenn e» auch die Bescheidenheit de« MittelalterS meist verschmähte.
ihre Kunstwerke mit Namen und Jahreszahlen zu bezeichnen, au« denen
man die Künstler, Etifter und die Zeit der Eutstehnng entnehmen kana,
so hat fie doch durch gewiffe Zeichen u»S Lahaltspuncte genug gegeben,
um im tiefsteu Duukel alter Zeitea sicheren Weg und Gteg zu finden.
S« siud die« die häusig an mittelalterlichen Kunstdenkmälern angebrach.
ten Wappeuschilde. Um wie Shampollion aus den Lgyptischen Hiero-
glyphen lebeudige Geschichte herauszulesen. b-Larf eS nur einiger Be.
kanntschaft mit diesen -eraldischeu Sphiuren und der heimatlichen
Special-Gcschichte.

Der Sinsender uoternimmt e«, eine Reihe solcher heraldischen Räthsel
zu lö'sen, welche die alten GlaSgemäkde deS kölner Dome« schmücken. und
hofft hierbei auf eiuiges Jntereffe. uicht uur im Hinblick aufKunst uod
Anustgeschichte. sondern auch im Gefühle der DankcSpflicht gegen die
verklungenen Namen alter erloschener Geschlechter, welche mit frommem
Eifer daS große Werk beginueu und förderu halfen.

vm alleu Sinwendnngen schon im VorauS zu begegue», genöge die
Bersicherong. daß Lie historischen und genealogischen Lngaben auf ur-
kuudliche» oder sonst glaubwördigen Quellen beruhen, und Laß jede Son-
jectur ausdröcklich als solche bezeichnet ist.

Die /eustrr im hoheu Chore oberhalb drr Galrrir
des Mittelschiffrs.

Boifferöe in seinem bekannten Prachtwerke Lber den Dom stellte wohl
zuerst, gestützt auf eine populäre Lraditivn, die so gern an bekannte
Rameu und Facta auknüpft. die Meinung auf, die Fenster deS hohen
EhoreS seien kurz nach 1288 vou den Siegero in der Schlacht von Wor-
ringen, den gegen den Srzbischof von Kö'ln, Siegfried von Westerburg,
verböudet gewesenen Streitgenoffe», dem Herzoge Johanu von Brabant,
deu Grafen von Jülich und Eleve, der Stadt Köln und den kölnischen
Patricier-Geschlechtern LverstolH, OverstolH genannt Effern, von der
Stessen, Scherffgen, Jüdden und den bergischen und anderswo ansässigen
Familien von Kessel und Manderscheid zum Lndenken an jenen glorrei-
che» Lag gestiftet worden. Alle späteren Beschreiber des Domes habeu
dieseS uachgeschriebeu, und auch die neueste Schrift über die GlaSge-
mälde im Dome von Ernst Weyden (3. Luflage, 1854) hat sich mit Lie-
sen Augabe» begnügt. Nur Kugler in seinem Handbuche für Kunstge-
schichte ist i» so fern von dem angegebene» Datum abgewichen. daß er
die Fenster ohne specielle Lngabe der Berarilaffnng im Anfange des 14.
Jahrhunderts entstehe» läßt, — und dieS mit Recht.

E« ist die Aufgabe der nachfolgenden Seilen, deu Jrrthum Boisseröe's
oder der bisherigen Annahmen Lber die Personen «nd die Zeit der Stif-
tung aufzuklären und Len Rachweis zu liefern, daß keines jener
Feuster »o» dem Herzoge von Brabant, keines von de»
Scherffgen. Jüddrn oder Manderscheid, keineS anch iu
FslgederSchlachtvonWorriogen, sondern Laß alleoder
doch die hauptsächltchsten erst zwischen deu Jahren 1313
und 1322. wahrscheinlich zwischen 1317 und 1320, von dem
Srz bisch» fe H ei» rr ch vo n Birneburg, den ihm verwaud-
teu Gra feuhäusern Holland, JLlich und Eleve. von der
StadtKöln und derr städtischeu Ritterstämmen Hardevnst,
Ov erst o IH genan n t E ffern, Kleing e d ank von der Stes-
seu, Overßoltz, Kleiugedank von MommerSloch «nd »on
der Salzgasse rc. «nter Hinzutritt der bergischeu Ge-
schlechter von Echönrode «nd vo» dem Bottelnberg (?)
gestiftet worden siud.

Rach Lacomblet's Mitthcilungen auS der Baugeschichte des kölner
Domes «ar auch die Aufstellung der Fenster 1288 uud in den nächstfol-
gende» Jahren technisch »och unmöglich, da erst 1313 der Bau so weit
»orgeschritten «ar, daß die Altäre des alten DomeS in den ueueu ge-
schafft werden konnte». Erst am 14. August 1320 wurde da« Ehor dem
GotteSdienste g-Lffnet «nd am 25- September 1322 durch den Srzbischof
Heiurich von Virneburg eingewerhti Mau kann daher al« sicher anneh-
meu, daß der Schluß de« Gewö'lbeS nicht vor 1313 Statt fand, und daß
erst »on da ab mit der SinseHung der Fenster begonnen werden konnte.

Zwei Geschlechter sind eS vorzugsweise, welche sich bei der Förderung
de« Dombaues lebhaft betheiligten: HollanL uud Brrneburg. Wie bei
der Sinsenkung deS GrundsteineS am 14. Lugust 1248 der romischeKouig

Wilhelm Graf vowHolland dem Grüuder Les mächtrgen BaueS, Erzbj.
schof Konrad vou Hochstaden, zur Seite stand, um dem begr'nnenkeu
W.rke große Geschenke zuzuweuden, so half jenes Wilhelm Großneffe,
Wilhelm III., Graf von Hennegau und Holland. dem Erzbischofe Hein-
rich von Virneburg zuerst die offenen Hallen des Gotteshauses mit pracht-
vollen Glasteppichen schlreßen, und alS 1598 «ud 1509 Erzbischof Phi-
lipp von Daun das nördliche Seitenschiff mit Glasgemälden schmücken
ließ, war es wiederum jeues ErzbischofS Heiurich Urenkel-Reffe, Philipp
II., Graf »on Virnedurg uud Neuenahr, -er ihm in diesem löblichen
Beginnen «acker nacheiferte.

Wie man deutlich von dem Fußboden der Kirche aus, beffer von der
Galerie über derr Bogenstellungen der Wände des Mittelschiffes, bemer-
ken kaon, siud alle füirfzehri Fenster des hohen Chores über jeuer Ga-
lerie gleichmäßr'g mit typisch sich wiederbolenden Königs-Figuren ge-
schmückt, welche ohne besoudere küvstlerische Auffassung in ziemlich streng
architektonischem Style in den buuten Mosaikgrund der teppichartrg ver-
zierten Feuster eingelassen sind. Untec den gothischen Baldachinen, worin
sie stehen, befinden sich eben so gleichmäßig eine Reihe von Wappen-
schilden, deren Zahl den durch die Gräthe des Stabwerks der Fenster
gebildeten senkrechten Lbtheilungen Lerselben entspricht. so daß die zehn
breiten Fenster der beiden Langserten je vier, von Len fünf schmalen deS
EhorschluffeS vrer Fenster je zwei, eines drei, alle zusammen 51 Wappen-
schilde euthalten, Leren Blason und Dechiffrirung hr'er zunä'chst versucht
werden soü.

Bei deu meisten Fenstern geht Ein und derselbe Schild durch alle
Abtheilungen hindnrch. und ist dann anzunehmen, daß ein solches die
Stiftung einer Person oder eiae« Geschlechtes ist, das sich zur
Aufstellung eines Fensters verer'nigte. Die Fenster I. und XIII. zeigen
zwar denselben Schild, aber rnit verschiedenen Beizeiche» (Lurnierkragen
alS Zeichen einer jüngeren Liniej; dieses deutet auf -ine Betheiligung
verschiedencr Linien einer Familie; und Fenster ll. und Xl., welche ver-
schiedene Schilde zeigen, sind eben so sicher als Stiftungen mehrerer,
«ahrscheinli» verschwägerter Stämme anzusehen, — eiu Fiuger-
zeig für die Beschaffung und Anordnung der GlaSgemälde für den mit
GotteS HLlfe nächstenS zu vollendenden Lh-il deS Hauptschiffes.

Diese Anordnung ist charakteristisch, weil man nach spaterer Sitte
geneigt sein kö'uute, in den je zwei vder vier Gchilden die Ahnenwappen
der Stifter zu erwarten; indessen war dieser eitle Gebrauch den einfachen
Verhältnissen des vi'erzehnten ZahrhundertS noch wildfremd, und der
Prunk damit steigt genau iu demselben Grade, wie das Ritterthum in

Mr^b-Eginnen unsere Fvrschunge» rechtS vom Hochaltare, da, wo die
Scheidemauer an die Nordwand des hohen Ehores anstößt, und thei-
len die Fenster mit durchgehender Numerirung iu drei, dorch die Ar-
chitektur bedingte Gruppen von je fünf. Die erste Grnppe umfaßt die
Nordwand, die zweite den Abschluß, die Lritte die Sudwand des Chores.
s) Nordwand deS Ehores.

Fenster I (an der Scheidemauer). Vier Schilde. Abtheilung 1, 2
und 4- Je zwei silberne goldgeschiente Arme im Faustkampf verschräukt
in Rot'h; Lbtheiluug 3 eben so, aber über den Armen eiu schwarzer
dreizinkiger Lurnierkragen, — redendeS Wappen der Hardevust
(Hartefauft).

Fenster II. Bier Schilde. Abtheilung 1, 3 uud 4: Dasselbe Wap-
pen wie vochin. aber in entgegengeseHten Farbeu, die Arme roth, das
Feld silbern mit dem SusaHe eines schwarzen Sterns zwischen de» Fäusten.
Abtheilung 2: drei schwarze Lurnierkragen über eiuander iu Silber; —

OverstolH genannt von Effern.

Beide Fenster sind demnach Stiftungen des zwischen 1180 und 1450
urkundlich erscheinenden stadtkö'lnischen Ritter- und ScheffengeschlechtS
Hardevust, und zwar Fenster l einer älteren Linie. welche das Wappen-
bild silbern in Roth, Kenster II einer jüngeren, die es roth in Silber
fübrte und mit den OverstolH von Effern verwandt war.

(FortseHuug folgt.)

Kirchen und kirchliche Bauwerke an den h. Stätten
des Morgeulaudes.

Don Prisac.

vi». St. Iean d'Acre, Castellum Peregrinorum, Cäsarea,
Joppe oder Jaffa.

St. Jean d'Acre, im Alterthume bekanut uuter dem Namen Akko,
Ptolemais, die Stadt so vieler Belagerungeu, so vieler Siege und mit-
unter auch so vieler Gräuelthaten und Verräthereien, — in den Zeiten
der Kreuzzüge der leHte BesiH «nd die letzte Hoffnung de« Abendlandes,
damals eine berühmte und durch ihre schö'nen Bauwerke ausgezeichnete
Veste, ist jetzt ein elendes Nesi und eine Stadt der Ruinen. Es muß
schrecklich hergegangen sein in den letzten Zeiten der Kreuzfahrer, wo
SigeunuH. Stolz, Selbstfucht und Berblendung so viele schöne Lhaten
der abendländischen Shristeuheit veruichteten; und doch wäre selbst nach
dem Berluste von Jerusalem and so vieler anderen Orte die Eroberung
des heiligen Landes, bei der nicht minder geschwächte» Macht der Sara-
cenen gegen Ausgang des 13. Jahrhunderts. eher eiue mögliche gewesen,
als fröher- Statt der Lapferkeit, statt des ehrlichen Krieges und vor Allem
statt der christlichen Eintracht legte man sick aber auf politische Unter-
haudlungeu. Künstlich gebaute Bündnisse mit den Lataren «nd sarace-
»ischen Lhronbewerbern sollteu vo» Reuem den BefiH »on Jerusalem
sicher», dessen man sich wirklich wiederum bemeistert hatte. Die Päpste
waren mit dieser, vorzüglich durch Friedrich ll. ins Leben gerufenen,
Politik nicht eiuverstanden. Jn St. Jean d'Acre war aber nicht bloß
Verwirrung und Zwiespalt unter den verschiedenen Nationalitäteu: Fran-
zosen, Dentschen, Sagländcru, «elch« durch die Habsucht der italieniHhe»
 
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