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Körte, Gustav; Körte, Alfred; Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts / Ergänzungs-Heft: Gordion: Ergebnisse der Ausgrabung im Jahre 1900 — Berlin, Band 5.1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.29677#0169
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Allgemeines.

147

Auf der Spitze des Nebenhügels waren schon vor der Ausgrabung einige
rohbehauene Steinblöcke sichtbar gewesen, und ich hatte deshalb früher hier den
Zeustempel vermutet2. Diese Vermutung hat sich nicht bestätigt: die einzelnen
Blöcke fügten sich nirgends zu einer Mauer zusammen, wann und weshalb sie auf
die Kuppe geschleppt worden sind, ist nicht zu ermitteln, auch bei tieferem Graben
stießen wir auf keinerlei Fundamente und es ließ sich sehr bald mit Sicherheit er-
kennen, daß hier niemals ein nennenswerter Bau gestanden habe. Demgemäß waren
auch die keramischen Funde äußerst dtirftig, nur spärliche monochrome Scherben
rohester Technik kamen zutage, ein einziges kleines Bruchstück zeigte rotbraune
Malerei auf gelbem Ton. Wir brachen daher die Arbeit ab, nachdem wir ihr nur
zwei Tage und 36 Schichten gewidmet hatten.

Etwas umfangreicher, aber kaum ergiebiger waren sodann die Arbeiten an
der Nordecke des Haupthügels. Diese Stelle war während des Baues der Eisen-
bahn 1891/92 von einem Unternehmer als Steinbruch benutzt worden. Nach Aus-
sage3 des Ingenieurs Szegedinski, der den Bau dieser Sektion zu leiten hatte,
bildeten die Steine, die er als behauene Blöcke aus Kalkstein und Granit beschrieb,
keine Mauer, sondern eine Art Rampe, die den Abhang des Hügels hinauffiihrte.
Jetzt ist von einer solchen Anlage kein Stein mehr vorhanden, ein gegabelter, in
den Hügel getriebener offener Graben bezeichnet ihre Stelle. Der Vergleich mit
den troischen Rampen der zweiten Schicht, an die ich früher erinnert habe4, erwies
sich bei genauerem Zusehen als unzutreffend, denn aus dem zwischen beiden Armen
des Grabens stehengebliebenen Schuttkegel zogen wir ein paar griechische Scherben
mit schwarzem Firnis und eingepreßten Palmetten heraus. Da die Rampe iiber
diesem Schutt gelegen haben miißte, könnte sie nicht vor dem IV. Jahrh. v. Chr.
angelegt worden sein. Um nun festzustellen, ob südlich des Grabens ein Gebäude
gelegen habe, zu dem die Rampe hätte hinaufführen können, etwa ein Tor, ein
Palast oder ein Tempel, zogen wir senkrecht zu ihm einen Graben von 20,4 m Länge
und 4 m Breite. In vier Tagen mit 136 Schichten wurde der gewachsene Boden
in Tiefe von 3,45 m erreicht, ohne daß wir auf Reste eines Gebäudes oder das
obere Ende einer Rampe gestoßen wären. Einzelne große Steine lagen in der Erde
verstreut, aber nirgends ließen sich Spuren einer Mauer nachweisen. Die kerami-
schen Funde waren ziemlich zahlreich, es überwogen Scherben der einheimischen
monochromen Ware, ein großes, grobes Vorratsgefäß lag anscheinend vollständig,
aber zerdrückt in der Erde, auch Bruchstücke griechischer Vasen waren verhältnis-
mäßig häufig, darunter ein attisches des älteren schönen Stils und einige schwarz-
gefirnißte hellenistische.

Daß man im IV. Jahrhundert, als die Bedeutung der Stadt offenbar schon

2) Athen. Mitt. XXII, 23.

Hügel bei Pebi genommenen Steine eine Art
Rampe, sie waren ohne Kalk geschiclitet, ver-
schiedene Sorten, Kalkstein und auch Granit.
Die Steine waren behauen.«

3) Es ist vielleicht nützlich, die Notiz, die ich mir

nach der Unterhaltung mit Herrn Szegedinski
am 16. Juli 1894 machte, wörtlich zu wieder-
holen: »Nach Szegedinski bildeten die aus dem

4) A. a. O. S. 21.
 
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