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Körte, Gustav; Körte, Alfred; Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts / Ergänzungs-Heft: Gordion: Ergebnisse der Ausgrabung im Jahre 1900 — Berlin, Band 5.1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.29677#0245
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EXCURS I.

DIE PHRYGISCHEN FELSDENKMÄLER.

Unsere Ausgrabungen auf dem Stadthiigel und in der Nekropole von Gor-
dion sind indirekt auch für die phrygischen Felsdenkmäler von Nutzen gewesen, da
zwischen diesen und den Terrakotten des Tempels unverkennbare Beziehungen be-
stehen. Um uns iiber manche neue Fragen klar zu werden und um alte nachzu-
prüfen, haben wir daher nach Abschluß der Ausgrabungen einen Ausflug in das
Gebiet der Felsdenkmäler gemacht und einige der wichtigsten, die bei Jasili-kaja
und Japuldak wiederum untersucht1. Unsere Ergebnisse sind naturgemäß tiber-
wiegend Nachträge zu Einzelheiten meiner ausführlichen Behandlung in den Atheni-
schen Mitteilungen XXIII, 8off. Drei Thesen hatte ich dort über die älteren Denk-
mäler2 aufgestellt und verfochten:

1. Die geometrisch verzierten, meist mit Nischen versehenen Fassaden sind
Kultstätten.

2. Sie sind im wesentlichen gleichzeitig mit den reliefverzierten Kammer-
gräbern und gehören ebenso wie diese in die Zeit zwischen der Vertreibung der
Kimmerier und dem Sturz des Kroisos, also zwischen 630 und 546.

3. An beiden Gruppen ist griechischer Einfluß nachweisbar.

Diese Sätze sind nicht ohne Widerspruch aufgenommen worden. An dem
sepulcralen Charakter der geometrischen Fassaden haben Ramsay und, weniger be-
stimmt, Benndorf3 festgehalten, die Gleichzeitigkeit beider Denkmälergruppen hat
Reber bestritten und derselbe Gelehrte lehnt die Annahme griechischen Einflusses
in dem von mir behaupteten Umfange ab4. Eür alle drei Punkte steht uns jetzt ein
unvergleichlich reicheres und sichereres Material zur Verfügung, als ich es damals
besaß, und dasselbe bestätigt meine Aufstellungen durchaus. An der kulturellen
Abhängigkeit Phrygiens von Hellas im VI. Jahrhundert ist seit dem Funde zahlreicher
griechischer Vasen in der Nekropole, sowie der stark hellenisierenden Terrakotten
nicht mehr zu zweifeln. Die Terrakotten zeigen auch weiter die Gleichzeitigkeit
der geometrischen Fassaden mit den Kammergräbern. Teilen sie mit jenen die

*) Den Arslan-tasch und das zerbrochene Löwengrab
von Hairan-veli haben wir leider nicht wieder-
gesehen. Durch die Schuld eines Führers kamen
wir vom Wege ab und hatten in Kasly-gj'öl-ha?nam
nicht mehr die Entschlußtähigkeit, in die Berge
zurückzukehren: zwei Monate Fieber hatten unsere
Nerven mürbe gemacht.

2) Daß von diesen die Arcosoliengräber durch eine

Kluft von mindestens 600 Jahren geschieden sind,
bezweifelt jetzt niemand mehr.

3) Nach brieflichen Mitteilungen; in seinem schöncn
Aufsatz über den Ursprung der Giebelakroterien
Arch. Jahresh. II, 1 ff. bezeichnet er die Fassaden
ohne Diskussion als Gräber.

4) Abhandlungen der bayer. Ahad., hist. Kl., Bd. XXII,
iii f.
 
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