Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Körte, Gustav; Körte, Alfred; Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts / Ergänzungs-Heft: Gordion: Ergebnisse der Ausgrabung im Jahre 1900 — Berlin, Band 5.1904

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29677#0021
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
KAPITEL I.

GESCHICHTE PHRYGIENS.

Über keines ^der großen Völker, die zu den Griechen in engeren Beziehungen
gestanden haben, sind wir so mangelhaft unterrichtet wie über die Phryger.
Unvergessen blieb es, daß die hellenische Kultur in den Zeiten ihrer jugendlichen
Entwicklung auf den Gebieten der Musik und Religion tief und nachhaltig von den
Phrygern beeinflußt worden war, auch die Kunde von einem selbständigen phrygi-
schen Reiche schwand nicht ganz aus dem Gedächtnis, aber die kulturelle und
politische Blüte jenes Volkes war schon gebrochen, als der Trieb nach historischer
Erkenntnis der Vorzeit bei den Hellenen erwachte. So ist fiir uns die Geschichte
des Phrygerreiches nur schattenhaft durch den dichten Sagenschleier zu erkennen,
mit dem es die geschäftige Phantasie der ITellenen umwob; die phrygischen Götter
und Heroen, die so früh in die griechische Sage aufgenommen waren, verschmolzen
unlösbar mit den historischen Herrschern, keine Königsliste rettete wie in Lydien
wenigstens das Gerippe der historischen Entwicklung, und nur der tragische Tod
des letzten Fürsten ist durch die griechische Geschichtsschreibung festgelegt worden \

Das Versagen griechischer Quellen wird nun für die Phryger weniger als
für andere Völker des Ostens durch die orientalische Überlieferung ausgeglichen.
In den reichen Annalen der Assyrer wird der staatlich geeinte Teil des Volkes an-
scheinend erst spät, kurz vor dem Zusammenbruch seiner Selbständigkeit berück-
sichtigt, die Phryger gehören offenbar nicht in den alten assyrischen Machtkreis
hinein, und so ist gerade die Mittelstellung zwischen Ost und West, die ihnen vom
weltgeschichtlichen Standpunkte aus ein eigentümliches Interesse sichert, dem Fort-
leben der historischen Kunde von ihnen verhängnisvoll gewesen.

Daß wir die dürftige literarische Tradition durch die greifbaren Zeugen der
Vorzeit, die das Land unter und iiber der Erde birgt, ergänzen können und müssen,
ist seit geraumer Zeit anerkannt. Zu den großen, zum Teil schon ein Jahrhundert
lang bekannten Felsdenkmälern, die allezeit über der Erde geblieben sind, hat aus
der Erde zunächst die kleine halb zufällige Ausgrabung von Bos-öjük unscheinbares,

Die Naclirichten griecliischer Schriftsteller über gilt der Satz, mit dem er seine allgemeine Be-

Phrygien, Mythisches und Historisches bunt trachtung abscliließt: Nunc enim tantum in mem-

durcheinander, findet man noch immer am voll- brorum fragmeniis haeremus; corporis solida com-
ständigsten in des alten Reiner Reineccius Historia pages constitui nequit.

Julia (Helmstedt 1594) I, 158 ff. und nocli immer

Jahrb. d. Inst. Ergäpzungsheft Y. I
 
Annotationen