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Körte, Gustav; Körte, Alfred; Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts / Ergänzungs-Heft: Gordion: Ergebnisse der Ausgrabung im Jahre 1900 — Berlin, Band 5.1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.29677#0253
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Excurs II. Zur Technik der etruskischen vasi di bucchero.

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EXCURS II.

ZUR TECHNIK DER ETRUSKISCHEN VASI DI BUCCHERO.

Die neuerdings von F. Barnabei in Antichita del territorio Falisco [Mon. ant.
dell’ acad. dei Lincei IV) p. 178 aufgestellte Theorie iiber die Herstellung der eigent-
lichen vasi di bucchero, die er zum ersten Male richtig von den vasi ad impasto
artificiale geschieden hat, scheint mir entschieden der Berichtigung zu bedürfen.
Barnabei nimmt nämlich an, daß das fertig gebrannte, noch heiße Gefäß einen
Überzug von Wachs oder Harz, mit pulverisierter Kohle gemischt, erhalten habe
und daß davon die schwarze Farbe und der lebhafte Glanz dieser Ware stamme.
Nach einer erneuten genauen Untersuchung der im Berliner Museum befindlichen
Buccheri muß ich dieser Ansicht entschieden widersprechen. Das von Barnabei
angenommene Verfahren ist höchstens bei einer Minderheit der jüngeren Buccheri
angewendet worden und zwar in unmittelbarer Anlehnung an die ältere Technik der
vasi ad impasto artificiale. Bei der großen Mehrzahl dagegen sind die Gefäßwände,
und zwar von der Außen- und Innenseite her, mit Schwarz imprägniert, so daß nur
ein je nach der Sorgfalt bezw. Dauer des Imprägnierungsverfahrens stärkerer oder
schwächerer Kern die graue oder bräunliche Naturfarbe des Tones zeigt. Dieses
Resultat konnte aber nur durch eine mehr oder weniger vollständige Durch-
schmauchung (Imprägnierung mit Holzkohle) erzielt werden, nicht durch einen
heißen Überzug, wie Barnabei will; denn dieser konnte einmal überhaupt schwerlich
so tief eindringen, andererseits bei vielen Gefäßformen im Innern der Gefäße gar
nicht angebracht werden. Der hohe Glanz aber, den die sichtbaren Teile der
Buccheri zeigen, ist nach meinen Beobachtungen durch zwei verschiedene Verfahren
erzeugt worden, welche zeitlich nebeneinander hergehen. Einmal durch Polieren
mit glatten Steinen (Achaten, Feuersteinen u. a.); die Anwendung des Verfahrens
ist bei vielen Gefäßen, besonders den großen dickwandigen Reliefkannen, augenfällig,
indem die Politurstriche deutlich sicht- und fühlbar sind. Dieses mühevolle Ver-
fahren ist auch in prähistorischer Zeit schon geübt worden sowohl in Etrurien wie
in Troja, Ägypten und Phrygien. Mittels desselben wird ein besonders hoher
Glanz erzielt und deshalb ist es offenbar auch in historischer Zeit beibehalten worden.

Zahlreiche andere echte Bucchero-Gefäße zeigen eine abweichende Behandlung.
Die Oberfläche ist durchaus glatt, Politurstriche sind nicht wahrnehmbar, der oft
ebenfalls sehr lebhafte Glanz ist durch einen Überzug iiber das fertige Gefäß her-
gestellt, möglicherweise in der von Barnabei angegebenen Art (ein definitives Urteil
möchte ich zurückhalten, bis genaue chemische Analysen voriiegen). Diese Technik
erscheint schon bei recht alten, den protokorinthischen und alten korinthischen nach
Form und gravierter Dekoration parallelen Gefäßen, so der Fekythos Nr. 1542, den
Kantharoi Inv. 3224, 1541, ferner bei der zahlreichen Klasse der Becher mit flachen
Reliefs und vielen glatten Gefäßen aller Formen, z. B. auch der rot und blau be-
malten Kanne von Orvieto Nr. 1543.

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