A N H A N G.
UNTERSUCHUNG EINIGER SUBSTANZEN AUS TUMULUS III.
Von
R. KOBERT,
Direktor des pharmakologisclien und physiologisch-chemischen Instituts der Universität Rostock.
I. Eine dunkle krümelige Masse, welche in dem Bronzebecken Nr. 55
(S. 71) gefunden wurde, wurde mir von Prof. G. Körte mit der Vermutung übergeben,
es könne sich vielleicht um Blut handeln. Die Untersuchung wurde anf mikro-
skopischem Wege (keine Blutkörperchen), auf mikrochemischem (keine Teich-
mannschen und keine Nenckischen Krystalle erzielbar), auf spektroskopischem
Abb. 233.
Gehöfte Tüpfelzellen
des als Räucherpulver
verwendeten Holzes
aus Tumulus III.
fere, deren mikroskopisches Bild gehöfte Tiipfelzellen, etwa in der An-
ordnung wie bei Pinus silvestris, erkennen läßt. Vermutlich war diese Pflanze
reich an Harz (Terpentin) und lieferte zerkleinert und angezündet ein weiter
glimmendes, stark rauchendes und aromatisch riechendes Räucherpulver.
Eine Zeichnung des gehöften Tüpfelholzes ist hierneben abgebildet (Abb. 233).
(kein Spektrum von Hämatin, Hämochromogen oder Hämato-
porphyrin erzielbar) und auf rein chemischem (keine Guajak-
reaktion; in der Asche keine Blutaschensalze) Wege geführt
und ergab Abwesenheit von Blut1. Wohl aber ergab das
Mikroskop die reichliche Anwesenheit von zerkleinerten
Hölzern und von Bröckelchen von Metallsalzen. Letztere
enthielten kohlensaures Kupfer und dürften durch Zerfall
der in Grünspanbildung übergegangenen Wandung des Bronze-
gefaßes hineingekommen sein. Ammoniak löste sie mit pracht-
voller blauer Farbe. Die Hölzer waren offenbar absichtlich
zum groben Pulver zerkleinert und hatten frisch vermutlich etwa
das Aussehen unseres Räucherpulvers gehabt. Eins der zer-
kleinerten, offenbar künstlich gefärbten Hölzer enthält
einen roten Farbstoff und täuscht dadurch Blut vor. Es hat
wohl ein schönes Aussehen des Gemisches hervorrufen sollen.
Ein anderes zerkleinertes Holz stammt von einer Koni-
!) Gerade der Nachweis von alten Blutresten auf
Derivate von Blutfarbstoff ist in meinem Institute
in den letzten Jaliren recht eingehend betrieben
worden. Vgl. H. U. Kobert: Das Wirbeltier-
blut in mikrokrystallographischer Hinsicht. Stutt-
gart 1901. Dort ist unter anderem auch gesagt,
daß wir trotz großer Mühe in mehreren ägyp-
tischen Mumien aus vorchristlicher Zeit nicht
imstande waren, Blutreste aufzufinden, nicht ein-
mal in dem dazu eigentlich besonders geeigneten
Becken, welches mit Harz völlig ausgegossen
war und sich vorzüglich gehalten hatte.
UNTERSUCHUNG EINIGER SUBSTANZEN AUS TUMULUS III.
Von
R. KOBERT,
Direktor des pharmakologisclien und physiologisch-chemischen Instituts der Universität Rostock.
I. Eine dunkle krümelige Masse, welche in dem Bronzebecken Nr. 55
(S. 71) gefunden wurde, wurde mir von Prof. G. Körte mit der Vermutung übergeben,
es könne sich vielleicht um Blut handeln. Die Untersuchung wurde anf mikro-
skopischem Wege (keine Blutkörperchen), auf mikrochemischem (keine Teich-
mannschen und keine Nenckischen Krystalle erzielbar), auf spektroskopischem
Abb. 233.
Gehöfte Tüpfelzellen
des als Räucherpulver
verwendeten Holzes
aus Tumulus III.
fere, deren mikroskopisches Bild gehöfte Tiipfelzellen, etwa in der An-
ordnung wie bei Pinus silvestris, erkennen läßt. Vermutlich war diese Pflanze
reich an Harz (Terpentin) und lieferte zerkleinert und angezündet ein weiter
glimmendes, stark rauchendes und aromatisch riechendes Räucherpulver.
Eine Zeichnung des gehöften Tüpfelholzes ist hierneben abgebildet (Abb. 233).
(kein Spektrum von Hämatin, Hämochromogen oder Hämato-
porphyrin erzielbar) und auf rein chemischem (keine Guajak-
reaktion; in der Asche keine Blutaschensalze) Wege geführt
und ergab Abwesenheit von Blut1. Wohl aber ergab das
Mikroskop die reichliche Anwesenheit von zerkleinerten
Hölzern und von Bröckelchen von Metallsalzen. Letztere
enthielten kohlensaures Kupfer und dürften durch Zerfall
der in Grünspanbildung übergegangenen Wandung des Bronze-
gefaßes hineingekommen sein. Ammoniak löste sie mit pracht-
voller blauer Farbe. Die Hölzer waren offenbar absichtlich
zum groben Pulver zerkleinert und hatten frisch vermutlich etwa
das Aussehen unseres Räucherpulvers gehabt. Eins der zer-
kleinerten, offenbar künstlich gefärbten Hölzer enthält
einen roten Farbstoff und täuscht dadurch Blut vor. Es hat
wohl ein schönes Aussehen des Gemisches hervorrufen sollen.
Ein anderes zerkleinertes Holz stammt von einer Koni-
!) Gerade der Nachweis von alten Blutresten auf
Derivate von Blutfarbstoff ist in meinem Institute
in den letzten Jaliren recht eingehend betrieben
worden. Vgl. H. U. Kobert: Das Wirbeltier-
blut in mikrokrystallographischer Hinsicht. Stutt-
gart 1901. Dort ist unter anderem auch gesagt,
daß wir trotz großer Mühe in mehreren ägyp-
tischen Mumien aus vorchristlicher Zeit nicht
imstande waren, Blutreste aufzufinden, nicht ein-
mal in dem dazu eigentlich besonders geeigneten
Becken, welches mit Harz völlig ausgegossen
war und sich vorzüglich gehalten hatte.