Die Betonung der meisten Autoren7 lag dabei nicht allein auf der angeblich über 600jähri-
gen Tradition des Gewerbes in Gmünd, sondern auch auf der Konkurrenzfähigkeit ‘ mit dem
- vermeintlichen - Wettbewerbsgegner Augsburg. Diese Arbeiten berühmter Augsburger
Meister haben begabten Gmünder Goldschmieden als Anregung und als Grundlage ihres
Schaffens gedient. Wenn wir die besten der Gmünder Arbeiten des Barocks betrachten,
dann können wir mit Stolz feststellen, daß deren Erzeugnisse sich mit denen von Augsburg
durchaus messen konnten, urteilte Marianne Heyd, die Tochter des Gmünder Fabrikanten
und stellvertretenden Vorsitzenden des Edelmetallindustrieverbandes Kurt Heyd, 1969 in ei-
nem unveröffentlichten Manuskript.8 9 Und Wilhelm Kucher schließlich erhob in seiner Dis-
sertation von 1949 zum Thema „Die Wirtschaftsentwicklung der Stadt Schwäbisch Gmünd
vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart“ das Gmünder Goldschmiedehandwerk
in den ,Olymp ‘ der Kunst: Im Mittelpunkt der gewerblichen Entwicklung stand (. . .) die
Krone des mittelalterlichen Handwerks der Reichsstadt Schwäbisch Gmünd: Die Gold- und
Silberschmiedekunst. In der ersten Epoche reichsstädtischer Glanzzeit entstanden, ist sie
uns - wenn auch in veränderter Form - bis in die Gegenwart erhalten geblieben, nachdem
sie sich auf Grund überragender künstlerischer Leistungen im Laufe der sechs Jahrhunder-
te ihres Bestehens die Spitze des deutschen Gold- und Silberschmiede-Gewerbes zu erobern
gewußt hat. Heute lebt die Tradition der Schwäbisch Gmünder Gold- und Silberschmiede-
kunst in den Erzeugnissen der daraus hervor gegangenen Edelmetall-Industrie fortd
Stimmen gegen die Auffassung von der ,überragenden1 Gold- und Silberschmiedekunst in
Gmünd seit der Stauferzeit erhoben sich seit den sechziger Jahren nur vereinzelt, und diese
fanden wenig Beachtung. Ähnlich wie Berlepsch um 1850 schrieb 1962 Richard Schmidt in
seinem Buch über die Stadt Schwäbisch Gmünd: Es ist nicht nachweisbar, ob das Gold-
schmiedegewerbe in Gmünd schon im frühen Mittelalter von größerer Bedeutung war, als
in anderen vergleichbaren Reichsstädten.™ In den siebziger Jahren versuchte Peter Scherer
den Klischeevorstellungen entgegenzuwirken. Gmünder Goldschmiede gab es (.. .) schon
im 14. Jahrhundert. Nichts läßt uns vermuten, daß sie für die Stadt mehr Bedeutung hatten
als ihre Genossen anderwärts,11 meinte er in einem Aufsatz 1973; und zwei Jahre zuvor er-
7 Z. B. Carl Hellmut JÄGER: Die Gmünder Edelmetallindustrie. In: einhorn 75, Juni 1966, S. 134 bis 138.
Die Tradition des Gold- und Silberschmiede-Handwerks ist in Schwäbisch Gmünd, das 1962 als erste Städte-
gründung der Staufer sein 800jähriges Stadtjubiläum feiern konnte, schon über 600 Jahre alt (S. 135).
Eduard Ferdinand LEMPP: Die Entwicklung der Industrie in Stadt und Kreis Schwäbisch Gmünd. In: 10 Jahre
einhorn Schwäbisch Gmünd 1953 bis 1963 - Jubiläumsbuch. 1963, S. 190 bis 207. Schwäbisch Gmünd, eine
der Freien Reichsstädte des alten Württemberger Landes, die auf eine über 800 Jahre alte Geschichte zurück-
blicken kann, war schon im Mittelalter die Heimat eines hochstehenden Gold- und Silberschmiedehandwerks
(S. 190).
Rudolf HAMMER: Der Standort der deutschen Bijouterie-Industrie. Tübingen 1922. Schon im Mittelalter blüh-
te in der alten Reichsstadt Schwäbisch Gmünd das Goldschmiedegewerbe (S. 78).
(Hrsg.) VERBAND DES GMÜNDER EDELMETALLGEWERBES: Führer durch die Edelmetall- und
Schmuckwarenindustrie von Schwäbisch Gmünd. Schwäbisch Gmünd o. J. (um 1920). Die Anfänge der Gold-
schmiedekunst reichen in die Glanzzeit der staufischen Kaiser zurück (S. 3).
Hermann BAUER: Gmünder Schmuck- und Metallindustrie. In: Mitteilungen des Württembergischen Kunstge-
werbevereins 1903/04. Heft 4, S. 213 bis 242. In diese Periode (= Stauferzeit) ist wohl auch das erste Erblühen
der Goldschmiedekunst in Gmünd zu setzen (S. 213).
8 (Sta Gd) Marianne HEYD: Schwäbisch Gmünder Gold- und Silberschmiede. Unveröffentlichtes Manuskript,
Schwäbisch Gmünd 1969.
9 Wilhelm KUCHER: Die Wirtschaftsentwicklung der Stadt Schwäbisch Gmünd vom Beginn des 19. Jahrhun-
derts bis zur Gegenwart. Unveröffentl. masch. Dissertation, Nürnberg 1949, S. 25.
10 Richard SCHMIDT: Schwäbisch Gmünd. München/Berlin 1962, S. 7.
11 Peter SCHERER: Das Gmünder Gold und seine Schmiede - 601 Jahre Goldschmiedehandwerk, S. 259. In: ein-
horn 117, Juni 1973, S. 258 bis 262.
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gen Tradition des Gewerbes in Gmünd, sondern auch auf der Konkurrenzfähigkeit ‘ mit dem
- vermeintlichen - Wettbewerbsgegner Augsburg. Diese Arbeiten berühmter Augsburger
Meister haben begabten Gmünder Goldschmieden als Anregung und als Grundlage ihres
Schaffens gedient. Wenn wir die besten der Gmünder Arbeiten des Barocks betrachten,
dann können wir mit Stolz feststellen, daß deren Erzeugnisse sich mit denen von Augsburg
durchaus messen konnten, urteilte Marianne Heyd, die Tochter des Gmünder Fabrikanten
und stellvertretenden Vorsitzenden des Edelmetallindustrieverbandes Kurt Heyd, 1969 in ei-
nem unveröffentlichten Manuskript.8 9 Und Wilhelm Kucher schließlich erhob in seiner Dis-
sertation von 1949 zum Thema „Die Wirtschaftsentwicklung der Stadt Schwäbisch Gmünd
vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart“ das Gmünder Goldschmiedehandwerk
in den ,Olymp ‘ der Kunst: Im Mittelpunkt der gewerblichen Entwicklung stand (. . .) die
Krone des mittelalterlichen Handwerks der Reichsstadt Schwäbisch Gmünd: Die Gold- und
Silberschmiedekunst. In der ersten Epoche reichsstädtischer Glanzzeit entstanden, ist sie
uns - wenn auch in veränderter Form - bis in die Gegenwart erhalten geblieben, nachdem
sie sich auf Grund überragender künstlerischer Leistungen im Laufe der sechs Jahrhunder-
te ihres Bestehens die Spitze des deutschen Gold- und Silberschmiede-Gewerbes zu erobern
gewußt hat. Heute lebt die Tradition der Schwäbisch Gmünder Gold- und Silberschmiede-
kunst in den Erzeugnissen der daraus hervor gegangenen Edelmetall-Industrie fortd
Stimmen gegen die Auffassung von der ,überragenden1 Gold- und Silberschmiedekunst in
Gmünd seit der Stauferzeit erhoben sich seit den sechziger Jahren nur vereinzelt, und diese
fanden wenig Beachtung. Ähnlich wie Berlepsch um 1850 schrieb 1962 Richard Schmidt in
seinem Buch über die Stadt Schwäbisch Gmünd: Es ist nicht nachweisbar, ob das Gold-
schmiedegewerbe in Gmünd schon im frühen Mittelalter von größerer Bedeutung war, als
in anderen vergleichbaren Reichsstädten.™ In den siebziger Jahren versuchte Peter Scherer
den Klischeevorstellungen entgegenzuwirken. Gmünder Goldschmiede gab es (.. .) schon
im 14. Jahrhundert. Nichts läßt uns vermuten, daß sie für die Stadt mehr Bedeutung hatten
als ihre Genossen anderwärts,11 meinte er in einem Aufsatz 1973; und zwei Jahre zuvor er-
7 Z. B. Carl Hellmut JÄGER: Die Gmünder Edelmetallindustrie. In: einhorn 75, Juni 1966, S. 134 bis 138.
Die Tradition des Gold- und Silberschmiede-Handwerks ist in Schwäbisch Gmünd, das 1962 als erste Städte-
gründung der Staufer sein 800jähriges Stadtjubiläum feiern konnte, schon über 600 Jahre alt (S. 135).
Eduard Ferdinand LEMPP: Die Entwicklung der Industrie in Stadt und Kreis Schwäbisch Gmünd. In: 10 Jahre
einhorn Schwäbisch Gmünd 1953 bis 1963 - Jubiläumsbuch. 1963, S. 190 bis 207. Schwäbisch Gmünd, eine
der Freien Reichsstädte des alten Württemberger Landes, die auf eine über 800 Jahre alte Geschichte zurück-
blicken kann, war schon im Mittelalter die Heimat eines hochstehenden Gold- und Silberschmiedehandwerks
(S. 190).
Rudolf HAMMER: Der Standort der deutschen Bijouterie-Industrie. Tübingen 1922. Schon im Mittelalter blüh-
te in der alten Reichsstadt Schwäbisch Gmünd das Goldschmiedegewerbe (S. 78).
(Hrsg.) VERBAND DES GMÜNDER EDELMETALLGEWERBES: Führer durch die Edelmetall- und
Schmuckwarenindustrie von Schwäbisch Gmünd. Schwäbisch Gmünd o. J. (um 1920). Die Anfänge der Gold-
schmiedekunst reichen in die Glanzzeit der staufischen Kaiser zurück (S. 3).
Hermann BAUER: Gmünder Schmuck- und Metallindustrie. In: Mitteilungen des Württembergischen Kunstge-
werbevereins 1903/04. Heft 4, S. 213 bis 242. In diese Periode (= Stauferzeit) ist wohl auch das erste Erblühen
der Goldschmiedekunst in Gmünd zu setzen (S. 213).
8 (Sta Gd) Marianne HEYD: Schwäbisch Gmünder Gold- und Silberschmiede. Unveröffentlichtes Manuskript,
Schwäbisch Gmünd 1969.
9 Wilhelm KUCHER: Die Wirtschaftsentwicklung der Stadt Schwäbisch Gmünd vom Beginn des 19. Jahrhun-
derts bis zur Gegenwart. Unveröffentl. masch. Dissertation, Nürnberg 1949, S. 25.
10 Richard SCHMIDT: Schwäbisch Gmünd. München/Berlin 1962, S. 7.
11 Peter SCHERER: Das Gmünder Gold und seine Schmiede - 601 Jahre Goldschmiedehandwerk, S. 259. In: ein-
horn 117, Juni 1973, S. 258 bis 262.
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