C. Die Gmünder Silberwarenproduktion
1. Kurzer Abriß über die Kultur- und
Technikgeschichte des Filigrans
1.1. Technische Grundbegriffe und technische Entwicklungen bis zum
Beginn der Industrialisierung
„Filigran“ ist die Bezeichnung für verlötete Drähte, die - mit oder ohne Bindung an einen
metallischen Rezipienten - vorwiegend ornamentalbildend verwendet sind, so definierte Jo-
chem Wolter in seinem gleichnamigen Aufsatz.725 Das Wort leitet sich aus dem Italienischen
„filo“ (Faden) und „grana“ (Korn) ab und meint damit „gekörnten“, körnig strukturierten
Draht.726 Andere Benennungen in den Archivalien sind „Drahtarbeit“ oder „Drahtwerk“ und
„gekrauste“ oder „krause Arbeit“.727
Filigranarbeiten bestehen aus Drähten unterschiedlichen Querschnitts, die oft mit kleinen
Kügelchen (Granalien) oder Plättchen (Paillen) kombiniert werden. In Gmünd wurden vor
allem Runddraht (runder Querschnitt), Flachdraht (rechteckiger Querschnitt), Kordeldraht
(zwei miteinander gekordelte Runddrähte), flachgewalzter Kordeldraht und seit Beginn des
19. Jahrhunderts Gewindedraht728 aus Silberlegierungen, zum Teil vergoldet, und später
auch aus Messing verwendet, während das sehr viel feiner wirkende Goldfiligran729 nicht
hergestellt wurde. Die Feinheit von Silberfiligran ist abhängig von der Lotigkeit der verar-
725 Jochem WOLTERS: Filigran. In: Reallexikon der deutschen Kunstgeschichte. München 1985/86, Spalte
1062. Das Wort „Filigran“ taucht - nach Wolters - erstmals im Italienischen im dritten Drittel des 16. Jahr-
hunderts auf; Benvenuto Cellini benutzte 1568 in seiner Abhandlung „I trattati dell’oreficeria e della scultura“
den Begriff noch nicht (Sp. 1064).
726 Wolters 1985/86, Sp. 1063.
727 „Drahtarbeit“ findet sich in: (Sta Gd) JEGER: Periphrasia 1707, S. 1129 bis 32, Lohn-Tax der Goldschmiede
vom 20. Februar 1687. (Sta LB) Bestand 178 Bü 123 (S. 826), Verzeichnis der Arbeitslöhne vom 23. April
1697. (Sta Gd) RP 1748, 23. Januar 1748, S. 23 bis 24.
„Krause Arbeit“: (Sta Gd) JEGER: Periphrasia 1707, S. 1108 bis 1108, Dekret vom 18. März 1645 und Ar-
baithsTax vom 18. September 1657.
Weitere Bezeichungsformen: Filagran oder vilagran (Sta Gd, RP 1689 bis 95, 29. Juli 1692, S. 66 a bis 67;
12. März 1695, S. 113 a. Sta LB, Bestand 178 Bü 123 (S. 825), 14. März 1695. Sta Gd, KB 1760 bis 62, 11.
April 1761, S. 391 bis 392), fillegran (Sta Gd, KB 1694 bis 1701, 20. März 1697), viligran (Sta Gd, KB 1705
bis 1709, 22. September 1708, S. 49 bis 50 a; KB 1716 bis 22, 22. Oktober 1718, S. 124 a bis 128; GRP 1723
bis 28, 22. Mai 1726, S. 40 a. Sta LB, Bestand 180 Bü 272 (S. 2337), 20. Oktober 1736. Sta Gd, RP 1748, 23.
Januar 1748, S. 26), veligran (Sta Gd, GBO G: Spriegelaffäre, 24. März 1246), filencrampe (Sta Gd, Nebenre-
zeß vom 12. April 1724, Punkt 39), filetgrainiSta Gd, Vereinigungsrezeß vom 5. Mai 1758; GRP 1781, 21.
März 1781, S. 170 bis 172 a),fil et grain (Sta Gd, RP 1759, 6. Februar 1759, S. 17), fillegrain (Sta Gd, Stadt-
schultheißenamts-Protokolle 1785 bis 94, 19. August 1794, S. 333 a bis 335), filegrain (Sta Gd, Bü 10. Aktiv-
und Passivposten der Gmünder Stadtkammer vom 21. Mai 1803).
728 WOLTERS 1985/86, Sp. 1070 bis 71. Als Gewindedraht bezeichnet man einen Runddraht mit eingeschnitte-
nem Gewinde. Vgl. auch Wolfgang OPPELT: Schwäbisch Gmünd als Herstellungszentrum von Filigran-
schmuck in der Barockzeit, S. 4 bis 5. In: Unicornis, Heft 1, Januar 1982, S. 1 bis 10. Beide Autoren beziehen
sich bei dieser Zeitangabe zur Einführung des Gewindedrahts in Schwäbisch Gmünd auf Walter KLEIN:
Goldschmiedegewerbe 1920, S. 83.
729 Die Dehnbarkeit von Gold ist weitaus höher als die von Silber; deshalb kann man Gold zu sehr viel feineren
Drähten ziehen als das Silber.
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1. Kurzer Abriß über die Kultur- und
Technikgeschichte des Filigrans
1.1. Technische Grundbegriffe und technische Entwicklungen bis zum
Beginn der Industrialisierung
„Filigran“ ist die Bezeichnung für verlötete Drähte, die - mit oder ohne Bindung an einen
metallischen Rezipienten - vorwiegend ornamentalbildend verwendet sind, so definierte Jo-
chem Wolter in seinem gleichnamigen Aufsatz.725 Das Wort leitet sich aus dem Italienischen
„filo“ (Faden) und „grana“ (Korn) ab und meint damit „gekörnten“, körnig strukturierten
Draht.726 Andere Benennungen in den Archivalien sind „Drahtarbeit“ oder „Drahtwerk“ und
„gekrauste“ oder „krause Arbeit“.727
Filigranarbeiten bestehen aus Drähten unterschiedlichen Querschnitts, die oft mit kleinen
Kügelchen (Granalien) oder Plättchen (Paillen) kombiniert werden. In Gmünd wurden vor
allem Runddraht (runder Querschnitt), Flachdraht (rechteckiger Querschnitt), Kordeldraht
(zwei miteinander gekordelte Runddrähte), flachgewalzter Kordeldraht und seit Beginn des
19. Jahrhunderts Gewindedraht728 aus Silberlegierungen, zum Teil vergoldet, und später
auch aus Messing verwendet, während das sehr viel feiner wirkende Goldfiligran729 nicht
hergestellt wurde. Die Feinheit von Silberfiligran ist abhängig von der Lotigkeit der verar-
725 Jochem WOLTERS: Filigran. In: Reallexikon der deutschen Kunstgeschichte. München 1985/86, Spalte
1062. Das Wort „Filigran“ taucht - nach Wolters - erstmals im Italienischen im dritten Drittel des 16. Jahr-
hunderts auf; Benvenuto Cellini benutzte 1568 in seiner Abhandlung „I trattati dell’oreficeria e della scultura“
den Begriff noch nicht (Sp. 1064).
726 Wolters 1985/86, Sp. 1063.
727 „Drahtarbeit“ findet sich in: (Sta Gd) JEGER: Periphrasia 1707, S. 1129 bis 32, Lohn-Tax der Goldschmiede
vom 20. Februar 1687. (Sta LB) Bestand 178 Bü 123 (S. 826), Verzeichnis der Arbeitslöhne vom 23. April
1697. (Sta Gd) RP 1748, 23. Januar 1748, S. 23 bis 24.
„Krause Arbeit“: (Sta Gd) JEGER: Periphrasia 1707, S. 1108 bis 1108, Dekret vom 18. März 1645 und Ar-
baithsTax vom 18. September 1657.
Weitere Bezeichungsformen: Filagran oder vilagran (Sta Gd, RP 1689 bis 95, 29. Juli 1692, S. 66 a bis 67;
12. März 1695, S. 113 a. Sta LB, Bestand 178 Bü 123 (S. 825), 14. März 1695. Sta Gd, KB 1760 bis 62, 11.
April 1761, S. 391 bis 392), fillegran (Sta Gd, KB 1694 bis 1701, 20. März 1697), viligran (Sta Gd, KB 1705
bis 1709, 22. September 1708, S. 49 bis 50 a; KB 1716 bis 22, 22. Oktober 1718, S. 124 a bis 128; GRP 1723
bis 28, 22. Mai 1726, S. 40 a. Sta LB, Bestand 180 Bü 272 (S. 2337), 20. Oktober 1736. Sta Gd, RP 1748, 23.
Januar 1748, S. 26), veligran (Sta Gd, GBO G: Spriegelaffäre, 24. März 1246), filencrampe (Sta Gd, Nebenre-
zeß vom 12. April 1724, Punkt 39), filetgrainiSta Gd, Vereinigungsrezeß vom 5. Mai 1758; GRP 1781, 21.
März 1781, S. 170 bis 172 a),fil et grain (Sta Gd, RP 1759, 6. Februar 1759, S. 17), fillegrain (Sta Gd, Stadt-
schultheißenamts-Protokolle 1785 bis 94, 19. August 1794, S. 333 a bis 335), filegrain (Sta Gd, Bü 10. Aktiv-
und Passivposten der Gmünder Stadtkammer vom 21. Mai 1803).
728 WOLTERS 1985/86, Sp. 1070 bis 71. Als Gewindedraht bezeichnet man einen Runddraht mit eingeschnitte-
nem Gewinde. Vgl. auch Wolfgang OPPELT: Schwäbisch Gmünd als Herstellungszentrum von Filigran-
schmuck in der Barockzeit, S. 4 bis 5. In: Unicornis, Heft 1, Januar 1982, S. 1 bis 10. Beide Autoren beziehen
sich bei dieser Zeitangabe zur Einführung des Gewindedrahts in Schwäbisch Gmünd auf Walter KLEIN:
Goldschmiedegewerbe 1920, S. 83.
729 Die Dehnbarkeit von Gold ist weitaus höher als die von Silber; deshalb kann man Gold zu sehr viel feineren
Drähten ziehen als das Silber.
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