beiteten Legierungen, da die Dehnbarkeit des Materials mit fallendem Silbergehalt stark ab-
nimmt.
Ausgangsmaterial zur Drahtherstellung waren - auf Schwäbisch Gmünd bezogen - einge-
schmolzene Silbergegenstände oder Münzen, die zu stabförmigen Barren gegossen und an-
schließend dünn gewalzt oder ausgeschmiedet wurden. Diese Stäbchen wurden, nachdem
man sie wegen des Reibungswiderstandes entweder eingefettet oder gewachst730 hatte, unter
wiederholtem Zwischenglühen (zur Beseitigung von Härte und Spannungen, denn die Härte
der Drähte nimmt durch das Ziehen zu) durch konische, im Durchmesser fein abgestufte Lö-
cher einer Ziehplatte, auch Zieheisen genannt,731 oder eines Ziehsteines mit Hilfe einer Zieh-
zange gezogen. Ziehplatten bestanden aus Metall mit zwei bis drei Reihen immer kleiner
werdender Löcher, während Ziehsteine mit nur einem Loch versehene Rubine, Saphire, Dia-
manten, Chrysolithe und andere harte Mineralien waren.732 Als weitere Hilfsgeräte fanden
Spulräder zum Aufwickeln des Drahtes und Drahtlehren zur Kontrolle des Drahtdurchmes-
sers Verwendung. Neben dem manuellen Drahtziehen, bei dem das Ziehwerkzeug vom Pro-
duzenten selbst festgehalten wurde, war seit der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts bis Ende
des 19. Jahrhunderts das „Ziehen auf dem Leirentisch“ die bevorzugte Herstellungsart von
Draht für Filigranarbeiten. In diesem Falle war die Ziehplatte an einen Ziehtisch oder eine
Ziehbank montiert, und den erforderlichen Zug erzeugte man durch Aufwickeln des Drahtes
auf die Trommel hinter dem Zieheisen. Die Trommel drehte man bei der Herstellung von
feinem Draht mit Hilfe einer Handkurbel („Leier“), bei der Herstellung von mittelstarkem
Draht mit Hilfe verlängerter Trommelspeichen, um die Hebelkraft zu maximieren. Eine Al-
ternative dazu war das „Ziehen mit der Ziehbank“, was wohl in der zweiten Hälfte des
15. Jahrhunderts in Nürnberg erfunden wurde; auf einem tischartigen Gerät war am gegen-
überliegenden Ende der Ziehplatte eine Winde angebracht, und mit Einsatz der Hebelkraft
wurde der Draht durch die Löcher gezogen. Auf der Ziehbank wurde Draht mit einem mini-
malen Durchmesser von 1 mm hergestellt, der dann auf dem Leirentisch noch feiner gezo-
gen wurde.733
Die mechanische Herstellung von Kordeldraht ist seit dem 17. Jahrhundert nachweisbar,
doch wurde diese Art des Drahtes schon früher auf manuelle Weise hergestellt. Zur mecha-
nischen Produktion benötigte man eine Drehbewegungen ausführende Maschine - eine
Bohrmaschine, Bohrbänke, Dreh- und Drechselbänke oder daraus entwickelte Maschinen,
wodurch die zwei Runddrähte miteinander verzwirnt wurden.734 735 Um den flachgewalzten
Kordeldraht zu erhalten, wurde der Kordeldraht durch eine Plättwalze gedreht. Bis Ende des
19. Jahrhunderts wurde beim „Plätten“ von Kordeldraht Konstruktionen, bei denen der
Walzendruck durch Stellschrauben reguliert wurden, ebenso verwendet wie Geräte, bei de-
nen Gewichte den Walzendruck regulierten.'135
Süddeutsche Filigranarbeiten bestehen zumeist aus Drähten in dreierlei Stärken: Der Durch-
messer des äußeren Rahmendrahtes beträgt zwischen 0,8 und 1 mm, der der Binnenrahmung
730 WOLTERS 1985/86, Sp. 1116. Zum Einfetten wurde meistens Talg verwendet. In Gmünd wurde jedoch zu-
meist Wachs benutzt.
731 WOLTERS 1985/86, Sp. 1115. Zieheisen fanden seit merowingischer Zeit (6. Jh.) Verwendung.
732 WOLTERS 1985/86, Sp. 1112 bis 1115.
KULMER: Kunst 1872, S. 75 bis 77.
Ziehsteine fanden aufgrund ihres hohen Wertes der Rohmaterialien keine Verwendung.
733 WOLTERS 1985/86, Sp. 1121 bis 25.
OPPELT: Arbeiten 1982, S. 33.
734 WOLTERS 1985/86, Sp. 1136.
735 WOLTERS 1985/86, Sp. 1137.
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nimmt.
Ausgangsmaterial zur Drahtherstellung waren - auf Schwäbisch Gmünd bezogen - einge-
schmolzene Silbergegenstände oder Münzen, die zu stabförmigen Barren gegossen und an-
schließend dünn gewalzt oder ausgeschmiedet wurden. Diese Stäbchen wurden, nachdem
man sie wegen des Reibungswiderstandes entweder eingefettet oder gewachst730 hatte, unter
wiederholtem Zwischenglühen (zur Beseitigung von Härte und Spannungen, denn die Härte
der Drähte nimmt durch das Ziehen zu) durch konische, im Durchmesser fein abgestufte Lö-
cher einer Ziehplatte, auch Zieheisen genannt,731 oder eines Ziehsteines mit Hilfe einer Zieh-
zange gezogen. Ziehplatten bestanden aus Metall mit zwei bis drei Reihen immer kleiner
werdender Löcher, während Ziehsteine mit nur einem Loch versehene Rubine, Saphire, Dia-
manten, Chrysolithe und andere harte Mineralien waren.732 Als weitere Hilfsgeräte fanden
Spulräder zum Aufwickeln des Drahtes und Drahtlehren zur Kontrolle des Drahtdurchmes-
sers Verwendung. Neben dem manuellen Drahtziehen, bei dem das Ziehwerkzeug vom Pro-
duzenten selbst festgehalten wurde, war seit der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts bis Ende
des 19. Jahrhunderts das „Ziehen auf dem Leirentisch“ die bevorzugte Herstellungsart von
Draht für Filigranarbeiten. In diesem Falle war die Ziehplatte an einen Ziehtisch oder eine
Ziehbank montiert, und den erforderlichen Zug erzeugte man durch Aufwickeln des Drahtes
auf die Trommel hinter dem Zieheisen. Die Trommel drehte man bei der Herstellung von
feinem Draht mit Hilfe einer Handkurbel („Leier“), bei der Herstellung von mittelstarkem
Draht mit Hilfe verlängerter Trommelspeichen, um die Hebelkraft zu maximieren. Eine Al-
ternative dazu war das „Ziehen mit der Ziehbank“, was wohl in der zweiten Hälfte des
15. Jahrhunderts in Nürnberg erfunden wurde; auf einem tischartigen Gerät war am gegen-
überliegenden Ende der Ziehplatte eine Winde angebracht, und mit Einsatz der Hebelkraft
wurde der Draht durch die Löcher gezogen. Auf der Ziehbank wurde Draht mit einem mini-
malen Durchmesser von 1 mm hergestellt, der dann auf dem Leirentisch noch feiner gezo-
gen wurde.733
Die mechanische Herstellung von Kordeldraht ist seit dem 17. Jahrhundert nachweisbar,
doch wurde diese Art des Drahtes schon früher auf manuelle Weise hergestellt. Zur mecha-
nischen Produktion benötigte man eine Drehbewegungen ausführende Maschine - eine
Bohrmaschine, Bohrbänke, Dreh- und Drechselbänke oder daraus entwickelte Maschinen,
wodurch die zwei Runddrähte miteinander verzwirnt wurden.734 735 Um den flachgewalzten
Kordeldraht zu erhalten, wurde der Kordeldraht durch eine Plättwalze gedreht. Bis Ende des
19. Jahrhunderts wurde beim „Plätten“ von Kordeldraht Konstruktionen, bei denen der
Walzendruck durch Stellschrauben reguliert wurden, ebenso verwendet wie Geräte, bei de-
nen Gewichte den Walzendruck regulierten.'135
Süddeutsche Filigranarbeiten bestehen zumeist aus Drähten in dreierlei Stärken: Der Durch-
messer des äußeren Rahmendrahtes beträgt zwischen 0,8 und 1 mm, der der Binnenrahmung
730 WOLTERS 1985/86, Sp. 1116. Zum Einfetten wurde meistens Talg verwendet. In Gmünd wurde jedoch zu-
meist Wachs benutzt.
731 WOLTERS 1985/86, Sp. 1115. Zieheisen fanden seit merowingischer Zeit (6. Jh.) Verwendung.
732 WOLTERS 1985/86, Sp. 1112 bis 1115.
KULMER: Kunst 1872, S. 75 bis 77.
Ziehsteine fanden aufgrund ihres hohen Wertes der Rohmaterialien keine Verwendung.
733 WOLTERS 1985/86, Sp. 1121 bis 25.
OPPELT: Arbeiten 1982, S. 33.
734 WOLTERS 1985/86, Sp. 1136.
735 WOLTERS 1985/86, Sp. 1137.
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