3. Die Herstellung - wie sie in Archivalien
übermittelt wird
3.1. Produktvielfalt in Arbeitsvielfalt
Wie bereits im Kapitel C. 2.2.2. ,„Lohntax‘-Listen, Warensortimente und Auftragslisten“ er-
sichtlich wurde, hatte sich der einzelne Gmünder Goldschmied nur bedingt auf bestimmte
Produkte oder auf Techniken spezialisiert. In der Regel verstand sich ein Goldschmied -
mehr oder weniger gut - auf die gängigen Verfahrensweisen seines Berufes; er wußte, wie
man Filigran herstellte oder Silberwaren schmiedete, goß, preßte, trieb, mittels Punzierung,
Gravur etc. verzierte. Zudem fertigte er in einer gewissen Größenordnung sämtliche Gegen-
stände, von den Bestandteilen des Rosenkranzes und von kleinteiligen Devotionalien über
Körper- und Gewandschmuck bis zum Gerät, je nach Auftragslage oder Moderichtung. Man
muß jedoch davon ausgehen, daß es in Gmünd trotzdem eine bestimmte Arbeitsteilung und
Spezialisierung innerhalb des Goldschmiedsberufes gab, so daß tatsächlich die Größe eines
Objektes ausschlaggebend für den Hersteller war - der eine fertigte kleinteilige Waren aller
Art, so wie ein anderer wohl nur Großwaren (Haus- und Kirchengerät). Es gab sicher Gold-
schmiede, die in künstlerischer und handwerklicher Sicht innerhalb Gmünds einen gewissen
Ruf genossen, und die deshalb von der dort ansässigen Oberschicht für ihre Wünsche eher
frequentiert wurden als die vielen namenlose, die für die auswärtigen Märkte für anonyme
Kunden, die sie selbst nie zu Gesicht bekamen und deren Versorgung Kauf- und Handels-
leute übernahmen, ,Luxusgegenstände des Alltags1 fertigten. Aufgrund der Quellen und Ar-
chivalien läßt sich jedoch eine solche Arbeitsteilung nicht belegen.
3.2. Auftraggeber
Man kann zwei Formen der Auftragserteilung unterscheiden: Der erste Fall war ein Auftrag,
bei dem der Produzent in unmittelbaren Kontakt mit dem Konsument kam und gezielt auf
Wünsche des Auftraggebers reagieren konnte, beziehungsweise dessen Wünsche und Vor-
stellungen umsetzen mußte. Dies war immer bei sogenannten Einzelauftragsarbeiten der
Fall. Hier begab sich der Auftraggeber, der - zumeist - auch der Konsument war, direkt
zum Goldschmied und vermittelte diesem seine Absichten in Art, Form und Aussehen des
gewünschten Objekts, denen dann der Goldschmied gerecht zu werden versuchte. Bei die-
sen Einzelauftragsarbeiten1099 handelte es sich meistens um Großsilberwaren, zum Beispiel
Tischgeschirr und -gerät, wie man sie im Besitz der sozialen Oberschicht fand, um öffentli-
che1 Gegenstände wie das Ratssilber oder Kirchengerät, wobei bei letzterem der Auftragge-
ber - im Falle von Stiftungen, die Privatpersonen beim Goldschmied bestellten und dann
1099 Es sollen lediglich zwei Beispiele exemplarisch für solche Einzelauftrags arbeiten aufgeführt werden:
(Sta Gd) RP 1702 bis 07, 4. Januar 1702, S. 1 und 14. Januar 1702, S. 9. Ein Herr Keller aus Neckarelz be-
stellte beim Gmünder Goldschmied Mattheß Plattner eine Monstranz, der diesen Auftrag wiederum an den
Goldschmied Joseph Fischer als Lohnarbeit weitergab. Plattner enthielt Fischer den Lohn vor.
(Sta Gd) RP 1702 bis 07, 1. Februar 1702, S. 17 bis 18. Goldschmied Mattheß Plattner fertigte und lieferte
Silberwaren an den Grafen von Löwenstein.
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3.1. Produktvielfalt in Arbeitsvielfalt
Wie bereits im Kapitel C. 2.2.2. ,„Lohntax‘-Listen, Warensortimente und Auftragslisten“ er-
sichtlich wurde, hatte sich der einzelne Gmünder Goldschmied nur bedingt auf bestimmte
Produkte oder auf Techniken spezialisiert. In der Regel verstand sich ein Goldschmied -
mehr oder weniger gut - auf die gängigen Verfahrensweisen seines Berufes; er wußte, wie
man Filigran herstellte oder Silberwaren schmiedete, goß, preßte, trieb, mittels Punzierung,
Gravur etc. verzierte. Zudem fertigte er in einer gewissen Größenordnung sämtliche Gegen-
stände, von den Bestandteilen des Rosenkranzes und von kleinteiligen Devotionalien über
Körper- und Gewandschmuck bis zum Gerät, je nach Auftragslage oder Moderichtung. Man
muß jedoch davon ausgehen, daß es in Gmünd trotzdem eine bestimmte Arbeitsteilung und
Spezialisierung innerhalb des Goldschmiedsberufes gab, so daß tatsächlich die Größe eines
Objektes ausschlaggebend für den Hersteller war - der eine fertigte kleinteilige Waren aller
Art, so wie ein anderer wohl nur Großwaren (Haus- und Kirchengerät). Es gab sicher Gold-
schmiede, die in künstlerischer und handwerklicher Sicht innerhalb Gmünds einen gewissen
Ruf genossen, und die deshalb von der dort ansässigen Oberschicht für ihre Wünsche eher
frequentiert wurden als die vielen namenlose, die für die auswärtigen Märkte für anonyme
Kunden, die sie selbst nie zu Gesicht bekamen und deren Versorgung Kauf- und Handels-
leute übernahmen, ,Luxusgegenstände des Alltags1 fertigten. Aufgrund der Quellen und Ar-
chivalien läßt sich jedoch eine solche Arbeitsteilung nicht belegen.
3.2. Auftraggeber
Man kann zwei Formen der Auftragserteilung unterscheiden: Der erste Fall war ein Auftrag,
bei dem der Produzent in unmittelbaren Kontakt mit dem Konsument kam und gezielt auf
Wünsche des Auftraggebers reagieren konnte, beziehungsweise dessen Wünsche und Vor-
stellungen umsetzen mußte. Dies war immer bei sogenannten Einzelauftragsarbeiten der
Fall. Hier begab sich der Auftraggeber, der - zumeist - auch der Konsument war, direkt
zum Goldschmied und vermittelte diesem seine Absichten in Art, Form und Aussehen des
gewünschten Objekts, denen dann der Goldschmied gerecht zu werden versuchte. Bei die-
sen Einzelauftragsarbeiten1099 handelte es sich meistens um Großsilberwaren, zum Beispiel
Tischgeschirr und -gerät, wie man sie im Besitz der sozialen Oberschicht fand, um öffentli-
che1 Gegenstände wie das Ratssilber oder Kirchengerät, wobei bei letzterem der Auftragge-
ber - im Falle von Stiftungen, die Privatpersonen beim Goldschmied bestellten und dann
1099 Es sollen lediglich zwei Beispiele exemplarisch für solche Einzelauftrags arbeiten aufgeführt werden:
(Sta Gd) RP 1702 bis 07, 4. Januar 1702, S. 1 und 14. Januar 1702, S. 9. Ein Herr Keller aus Neckarelz be-
stellte beim Gmünder Goldschmied Mattheß Plattner eine Monstranz, der diesen Auftrag wiederum an den
Goldschmied Joseph Fischer als Lohnarbeit weitergab. Plattner enthielt Fischer den Lohn vor.
(Sta Gd) RP 1702 bis 07, 1. Februar 1702, S. 17 bis 18. Goldschmied Mattheß Plattner fertigte und lieferte
Silberwaren an den Grafen von Löwenstein.
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