mit seinen Söhnen Karl und Julius die Firma Erhard & Söhne, die zuerst Börsenbügel, Col-
lierschlösser, ornamentale Beschläge, Gesangbuch- und Albumschließen (Abb. 87), Kir-
chengerät, Devotionalien und Metallspielzeug aus Silber und Messing, auch Silberfeinguß
für die übrigen Gmünder Betriebe in ihrer Gießerei fertigte. Als eine der ersten deutschen
Fabriken produzierte man seit 1857 Galvanoplastiken.722
Die industrielle Entwicklung in der Bijouteriefabrikation hatte den Gmünder Goldarbeiter
Nikolaus Ott zum Urheber. Die 1820 gegründete Einrichtung mag sich zuerst kaum von den
einfachen Verhältnissen des heimarbeitenden Goldschmieds unterschieden haben. Nikolaus
Ott beschäftigte für die Herstellung von 6- und 8-karätigem Goldschmuck zwischen 1820
und 1840 zehn bis fünfzehn Arbeiter. Als 1843 Napoleon Spranger die kaufmännische Füh-
rung und ein Neffe Nikolaus Otts, Baptist Ott, der in Paris und London das Goldschmiede-
handwerk erlernt hatte, die technische Leitung übernahmen, wurde das Geschäft auf eine
breitere Grundlage gestellt.723
Der Übergang von der Herstellung von Devotionalien und billigem Silberschmuck zu Groß-
silberwaren, Gold- und vergoldetem Schmuck erfolgte im zweiten Drittel des 19. Jahrhun-
derts (vgl. Kapitel C. 2.1. Die Klassifizierung und Systematisierung von Edelmetall waren).
Seit jener Zeit hat aber die echte und die unechte Metall=Bearbeitung einen ganz bedeu-
tenden Aufschwung genommen, denn es wird jetzt hochfeine, mittelfeine und courante
Goldschmuckwaaren, Groß= und Klein=Silberarbeit geprägte, gegossene und galvanopla-
stisch erzeugte Broncewaare hier gemacht. Die ganze Branche beschäftigt eine Anzahl von
circa 2000 Arbeitern und Arbeiterinnen in etwa 140 verschiedenen Geschäften, hieß es
1870 in der Oberamtsbeschreibung über die Wirtschaftsstrukturen Gmünds.724
722 KLEIN: Goldschmiedegewerbe, S. S. 115.
Julius Erhard begann mit seiner Sammelleidenschaft in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, den Grund-
stock für die „Julius Erhard’sche Altertümersammlung“ zusammenzutragen, die er 1890 an das Gewerbemu-
seum in Gmünd übergab. Heute sind sowohl die Sammlung des Gewerbemuseums als auch die der Altertü-
mersammlung Bestand des „Museums für Natur und Stadtkultur“ in Schwäbisch Gmünd.
723 Vgl. KLEIN: Goldschmiedegewerbe, S. 112 bis 114.
H. BAUER 1903/04, S. 238 bis 239.
VOGEL 1986, S. 36 bis 38.
1992 wurde in den Gebäuden der Fabrik das „Silberwaren- und Bijouteriemuseum“ eröffnet.
724 Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart 1870, S. 110.
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lierschlösser, ornamentale Beschläge, Gesangbuch- und Albumschließen (Abb. 87), Kir-
chengerät, Devotionalien und Metallspielzeug aus Silber und Messing, auch Silberfeinguß
für die übrigen Gmünder Betriebe in ihrer Gießerei fertigte. Als eine der ersten deutschen
Fabriken produzierte man seit 1857 Galvanoplastiken.722
Die industrielle Entwicklung in der Bijouteriefabrikation hatte den Gmünder Goldarbeiter
Nikolaus Ott zum Urheber. Die 1820 gegründete Einrichtung mag sich zuerst kaum von den
einfachen Verhältnissen des heimarbeitenden Goldschmieds unterschieden haben. Nikolaus
Ott beschäftigte für die Herstellung von 6- und 8-karätigem Goldschmuck zwischen 1820
und 1840 zehn bis fünfzehn Arbeiter. Als 1843 Napoleon Spranger die kaufmännische Füh-
rung und ein Neffe Nikolaus Otts, Baptist Ott, der in Paris und London das Goldschmiede-
handwerk erlernt hatte, die technische Leitung übernahmen, wurde das Geschäft auf eine
breitere Grundlage gestellt.723
Der Übergang von der Herstellung von Devotionalien und billigem Silberschmuck zu Groß-
silberwaren, Gold- und vergoldetem Schmuck erfolgte im zweiten Drittel des 19. Jahrhun-
derts (vgl. Kapitel C. 2.1. Die Klassifizierung und Systematisierung von Edelmetall waren).
Seit jener Zeit hat aber die echte und die unechte Metall=Bearbeitung einen ganz bedeu-
tenden Aufschwung genommen, denn es wird jetzt hochfeine, mittelfeine und courante
Goldschmuckwaaren, Groß= und Klein=Silberarbeit geprägte, gegossene und galvanopla-
stisch erzeugte Broncewaare hier gemacht. Die ganze Branche beschäftigt eine Anzahl von
circa 2000 Arbeitern und Arbeiterinnen in etwa 140 verschiedenen Geschäften, hieß es
1870 in der Oberamtsbeschreibung über die Wirtschaftsstrukturen Gmünds.724
722 KLEIN: Goldschmiedegewerbe, S. S. 115.
Julius Erhard begann mit seiner Sammelleidenschaft in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, den Grund-
stock für die „Julius Erhard’sche Altertümersammlung“ zusammenzutragen, die er 1890 an das Gewerbemu-
seum in Gmünd übergab. Heute sind sowohl die Sammlung des Gewerbemuseums als auch die der Altertü-
mersammlung Bestand des „Museums für Natur und Stadtkultur“ in Schwäbisch Gmünd.
723 Vgl. KLEIN: Goldschmiedegewerbe, S. 112 bis 114.
H. BAUER 1903/04, S. 238 bis 239.
VOGEL 1986, S. 36 bis 38.
1992 wurde in den Gebäuden der Fabrik das „Silberwaren- und Bijouteriemuseum“ eröffnet.
724 Beschreibung des Oberamts Gmünd. Stuttgart 1870, S. 110.
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