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Krause-Schmidt, Heike
"... ihr Brodt mit kleiner Silber-Arbeit erwerben": die Geschichte des Gmünder Goldschmiedegewerbes von den Anfängen bis zum Beginn der Industrialisierung, unter besonderer Berücksichtigung der Filigranproduktion — Schwäbisch Gmünd: Einhorn-Verlag, 1999

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.52957#0168
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Dosen; sie gehörten zum gängigen Herstellungrepertoire der Gmünder Goldschmiede. Auf-
fällig ist jedoch, daß man die Gmünder Dosen häufiger in den Ratsprotokollen im Zusam-
menhang mit Verstößen gegen die Feingehaltsbestimmungen erwähnt findet als in den In-
ventaren. Silberne Dosen, die zum Teil innen vergoldet waren, gab es bereits seit Ende des
17. Jahrhunderts,847 ihren zahlenmäßigen Höhepunkt hatten sie jedoch um die Mitte des 18.
Jahrhunderts, zwischen 1740 und 1750. Meistens wurden die Dosen aufgrund ihrer Nutzung
nicht weiter differenziert; sie wurden nicht unterteilt in Dosen zur Aufnahme von Pastillen,
Schönheitspflästerchen, Zucker etc., sondern man benutzte nur den Oberbegriff. Eine Aus-
nahme waren die Tabaksdosen. 1695 wurde zum ersten Mal Tabackhbüchslen mit ge-
schmälzten Uhrblättlen8^ erwähnt, aber die größte Verbreitung hatte die Tabaksdose nach
1740. Eine andere Art von Döschen diente zur Aufbewahrung von Rosenkränzen, das in den
Inventaren 1768, 1772 und 1794 vorkam.849 Weitere Einzelnennungen von Geräten findet
man als silbernes Etui 1748850, Geldmuschelbüchslein oder gemuscheltes Geldbüchslein85',
Nadelbüchschen852, Zahnstocherbüchschen853, Salzbüchschen aus vergoldetem Silber854, Fin-
gerhut855, Zungenschaber856, silberne Sporen857, mit Silber beschlagener Pfeifenkopf858, mit
Silber beschlagener Stock859, Petschaften oder Petschier-Stöckel860, wobei die vier letztge-
nannten Objekte spezifisch männliche Besitztümer, Kostbarkeiten oder „Pretiosen“, waren.
Eine Gruppe von Geräten ist dem Eßbesteck zuzuordnen. Im Jahre 1781 wurde ein einziges
Mal ein Tischzeug aus Silber erwähnt, bestehend aus je zwölf Messern, Gabeln und Löffeln,
einem Vorlegelöffel und einem Salzfaß.861 Öfters als komplette Bestecke, die aus Silber oder
aus vergoldetem oder versilbertem Messing gefertigt oder mit Silber beschlagen wurden,862
erscheinen Einzelteile in den Inventaren, und hier vor allem Löffel. Löffel findet man
gleichmäßig über den gesamten Untersuchungszeitraum verteilt; zweimal wurden explizit
Kaffeelöffel863 erwähnt. Gabeln wurden nur gemeinsam mit Messer geführt, während Mes-

847 (Sta LB) B 178 Bü 123 (S. 826), 23. April 1697. Vor 1700 unterschied man zwischen Dosen und Schächtelin,
worauf sich der Unterschied jedoch begründete, bleibt unbeantwortet. Man könnte vermuten, daß die Dose ei-
ne runde oder ovale Form besaß (keine Ecken) und das Schächtelein eine eckige. Diese Spekulation kann je-
doch nicht bewiesen werden.
848 (Sta LB) B 178 Bü 123 (S. 825), 10. März 1695. Vermutlich war der Deckel der Dosen mit einem emaillierten
Zifferblatt versehen.
849 (Sta Gd) GeS 71, 10. Juli 1772, ein gefäss zu einem RosenCranz; GeS 143, 20. Juli 1768, ein gefäss zu einem
leydt Rosencranz; GeS 159, 18. Dezember 1794, 1 großer Carniolener Rosenkranz mit vergoldt silbernen ge-
fäss.
850 (Sta Gd) GBO G: 1706 bis 49, 8. Februar 1748.
851 (Sta Gd) GBO G: Spriegelaffäre. 9. September 1750.
852 (Sta Gd) GBO G: Spriegelaffäre, 9. September 1750.
853 (Sta Gd) GBO G: 1706 bis 49, 8. Februar 1748; GBO G: Spriegelaffäre, 9. September 1750.
854 (Sta Gd) GeS 159, 18. Dezember 1794.
855 (Sta Gd) KB 1716 bis 22, 22. Oktober 1718.
856 (Sta Gd) JEGER: Periphrasia 1707, S. 1129 bis 1132. LohnTax vom 20. Februar 1687. (Sta Gd) RP 1711 bis
14, 19. Oktober 1712, S. 54 bis 54 a.
857 (Sta LB) B 179 Bü 250 (S. 1931), 15. Oktober 1781.
858 (Sta Gd) RP 1785, 17. Februar 1785, S. 7 a bis 8. (Sta Gd) GeS 147, 18. Januar 1794.
859 (Sta Gd) GRP 1715 bis 1722, 23. Oktober 1715, S. 51. (Sta Gd) RP 1739 bis 44, 5. Mai 1741. S. 126.
(Sta Gd) KB 1760 bis 1762, 13. November 1761. (Sta Gd) GeS 41, 29. November 1782;
GeS 126, 21. März 1776; GeS 154, 5. Januar 1794; GeS 159, 18. Dezember 1794.
860 (Sta Gd) RP 1702 bis 1707, 20. August 1707, S. 356. (Sta Gd) GBO G: Spriegelaffäre, 9. September 1750.
(Sta Gd) KB 1716 bis 1722, 22. Oktober 1718. (Sta Gd) GeS 114, 18. September 1775.
861 (Sta LB) B 179 Bü 250 (S. 1931), 15. Oktober 1781.
862 Mit Silber beschlagene, Messing versilberte oder vergoldete Bestecke werden nur vor 1700 erwähnt, während
die komplett silbernen durchgehend und ohne gehäufte Erwähnungen vorhanden waren.
863 (Sta LB) B 178 Bü 124 (S. 837), 8. Mai 1748. (Sta Gd) GBO G: Spriegelaffäre, 9. September 1750.

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