so formulierte Fernand Braudel in seiner „Sozialgeschichte des 15. bis 18. Jahrhunderts“
über den „Handel“.1297 Die Messen durchbrachen den sonst üblichen begrenzten Rahmen
des Güteraustausches und waren oft ein Treffpunkt von Handelsleuten aus bedeutenden
Wirtschaftsregionen, die die Gewährung der Verkehrsfreiheiten, d. h. die Befreiung von
hinderlichen Steuern und Zöllen anzog.1298 Gerade diese Privilegien, mit denen die Messe-
städte ausgestattet waren, begünstigten ihren Aufschwung als Handelszentren. Die Messen
waren jedoch nicht allein Großmärkte, auf denen die Kaufleute ihre Abschlüsse tätigten,
sondern auch kultureller Treffpunkt, bei denen Theateraufführungen ebenso ihren Platz fan-
den wie Glücksspiele:1299 Man kam hier mit Modeströmungen und Novitäten aller Art in
Kontakt. Die wirtschaftliche Bedeutung der Messen beruhte zwar in erster Linie auf der Ak-
tivität der Großkaufleute, die diese Veranstaltungen durch Vervollkommnung der Handels-
methoden zum Treffpunkt der Großen der Geschäftswelt ausgebaut haben,1300 doch daneben
verkehrten auch Kleinhändler, Hausierer und andere, weniger bedeutende Persönlichkeiten,
die vom Handel lebten, wie zum Beispiel die reisenden Goldschmiede und Handelsleute aus
Schwäbisch Gmünd.
Eustachius Jeger berichtete 1707 in seiner „Periphrasia“, daß die Gmünder Waren (er meinte
damit Textilien, Silber- und Messingwaren) fast in die halbe Welt durch Brauch und Be-
schlagung vihler Jahrmärckht und Messen: alß Franckhfort, Mayntz, Collen, Würtzburg,
Bamberg, Nürnberg, Hamburg, Leipsig, Saltzburg, Marienzell, Wien, Linz, Passau, Re-
genspurg, München, Augspurg, Zurchach (sic!),1301 kämen. Und noch 1803 erwähnte der
Verfasser des Manuskriptes „Bemerkungen über die Industrie und den Nahrungszustand der
hiesigen Stadt (. . .)“, daß die Gold-, Silber- und Metallarbeiter vor allem für die hiesigen
Kaufleuthe und sogenannte Händler, deren Anzahl in etlich und dreißig bestehet, arbeiten
würden. Von diesen besuchen viele die Messen zu Franckfurt am Mayn, Leipzig, Braun-
schweig, Franckfurt an der Oder, Bozen, Zurzach, Salzburg, München u. a. m., wo sie die
Waaren en gros und en detail wider absezen.130-
Von den hier erwähnten Orten finden sich in den Archivalien als Messeorte, die von Gmün-
der Handelsleuten oder reisenden Goldschmieden besucht wurden, belegt: Bamberg (Jubila-
te-Maien-MesseJ1303, Braunschweig1304, Frankfurt/Oder1305, Leipzig („Neujahrsmesse“)1306,
1297 Fernand BRAUDEL: Sozialgeschichte des 15. bis 18. Jahrhunderts - Der Handel. München 1986, S. 79.
1298 BRAUDEL 1986, S. 80.
1299 BRAUDEL 1986, S. 89.
1300 BRAUDEL 1986, S. 89.
1301 (Sta Gd) JEGER: Periphrasia 1707, S. 18. Einige der hier aufgeführten Städte beherbergten keine Messe -
zum Beispiel Nürnberg, das zwar 1423/24 und 1431 vom Kaiser eine Messekonzession erteilt erhielt, diese
jedoch nicht umsetzte (vgl. BRAUDEL 1986, S. 85) — , sondern lediglich Jahrmärkte oder waren als Wall-
fahrtsort, wie zum Beispiel Mariazell, für die Gmünder Händler wichtig.
1302 (Sta LB) D 24 Bü 2 (= D 23 Bü 93). „Bemerkungen über die Industrie und den Nahrungszustand der hiesigen
Stadt. . ." von 1803, Punkt 9.
1303 (Sta Gd) RP 1764 bis 654, 20. Dezember 1765, S. 219. Die „Handelskompagnons“ Georg Weitmann und
Franz Deibele besuchen die Messe.
1304 (Sta Gd) RP 1702/1704 bis 07/1716 bis 23, 26. November 1716, S. 40 a bis 41 a. Die reisenden Goldschmie-
de Johann Georg Bulling, Burkhard Eisele und weitere besuchen die Messe.
1305 (Sta Gd) RP 1766 bis 685, 31. Mai 1768, S. 51 bis 52. Handelsmann Christian Vötter besucht die Messe.
1306 (Sta Gd) RP 1689 bis 95, 10. März 1695, S. 110 a bis 111 a. Der reisende Goldschmied Niklas Schleicher
verkaufte auf der Messe lOlötige Silberwaren. 12. März 1695, S. 112 a bis 113. Die reisenden Goldschmiede
aus Gmünd besuchen nach der Frankfurter Messe die in Leipzig.
(Sta Gd) RP 1702 bis 07, 4. November 1705, S. 267. Reisender Goldschmied Niklas Schleicher.
(Sta Gd) RP 1707 bis 11, 6. Oktober 1707, S. 7. Erwähnung desselben Goldschmieds. (Sta Gd) RP 1702 /
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über den „Handel“.1297 Die Messen durchbrachen den sonst üblichen begrenzten Rahmen
des Güteraustausches und waren oft ein Treffpunkt von Handelsleuten aus bedeutenden
Wirtschaftsregionen, die die Gewährung der Verkehrsfreiheiten, d. h. die Befreiung von
hinderlichen Steuern und Zöllen anzog.1298 Gerade diese Privilegien, mit denen die Messe-
städte ausgestattet waren, begünstigten ihren Aufschwung als Handelszentren. Die Messen
waren jedoch nicht allein Großmärkte, auf denen die Kaufleute ihre Abschlüsse tätigten,
sondern auch kultureller Treffpunkt, bei denen Theateraufführungen ebenso ihren Platz fan-
den wie Glücksspiele:1299 Man kam hier mit Modeströmungen und Novitäten aller Art in
Kontakt. Die wirtschaftliche Bedeutung der Messen beruhte zwar in erster Linie auf der Ak-
tivität der Großkaufleute, die diese Veranstaltungen durch Vervollkommnung der Handels-
methoden zum Treffpunkt der Großen der Geschäftswelt ausgebaut haben,1300 doch daneben
verkehrten auch Kleinhändler, Hausierer und andere, weniger bedeutende Persönlichkeiten,
die vom Handel lebten, wie zum Beispiel die reisenden Goldschmiede und Handelsleute aus
Schwäbisch Gmünd.
Eustachius Jeger berichtete 1707 in seiner „Periphrasia“, daß die Gmünder Waren (er meinte
damit Textilien, Silber- und Messingwaren) fast in die halbe Welt durch Brauch und Be-
schlagung vihler Jahrmärckht und Messen: alß Franckhfort, Mayntz, Collen, Würtzburg,
Bamberg, Nürnberg, Hamburg, Leipsig, Saltzburg, Marienzell, Wien, Linz, Passau, Re-
genspurg, München, Augspurg, Zurchach (sic!),1301 kämen. Und noch 1803 erwähnte der
Verfasser des Manuskriptes „Bemerkungen über die Industrie und den Nahrungszustand der
hiesigen Stadt (. . .)“, daß die Gold-, Silber- und Metallarbeiter vor allem für die hiesigen
Kaufleuthe und sogenannte Händler, deren Anzahl in etlich und dreißig bestehet, arbeiten
würden. Von diesen besuchen viele die Messen zu Franckfurt am Mayn, Leipzig, Braun-
schweig, Franckfurt an der Oder, Bozen, Zurzach, Salzburg, München u. a. m., wo sie die
Waaren en gros und en detail wider absezen.130-
Von den hier erwähnten Orten finden sich in den Archivalien als Messeorte, die von Gmün-
der Handelsleuten oder reisenden Goldschmieden besucht wurden, belegt: Bamberg (Jubila-
te-Maien-MesseJ1303, Braunschweig1304, Frankfurt/Oder1305, Leipzig („Neujahrsmesse“)1306,
1297 Fernand BRAUDEL: Sozialgeschichte des 15. bis 18. Jahrhunderts - Der Handel. München 1986, S. 79.
1298 BRAUDEL 1986, S. 80.
1299 BRAUDEL 1986, S. 89.
1300 BRAUDEL 1986, S. 89.
1301 (Sta Gd) JEGER: Periphrasia 1707, S. 18. Einige der hier aufgeführten Städte beherbergten keine Messe -
zum Beispiel Nürnberg, das zwar 1423/24 und 1431 vom Kaiser eine Messekonzession erteilt erhielt, diese
jedoch nicht umsetzte (vgl. BRAUDEL 1986, S. 85) — , sondern lediglich Jahrmärkte oder waren als Wall-
fahrtsort, wie zum Beispiel Mariazell, für die Gmünder Händler wichtig.
1302 (Sta LB) D 24 Bü 2 (= D 23 Bü 93). „Bemerkungen über die Industrie und den Nahrungszustand der hiesigen
Stadt. . ." von 1803, Punkt 9.
1303 (Sta Gd) RP 1764 bis 654, 20. Dezember 1765, S. 219. Die „Handelskompagnons“ Georg Weitmann und
Franz Deibele besuchen die Messe.
1304 (Sta Gd) RP 1702/1704 bis 07/1716 bis 23, 26. November 1716, S. 40 a bis 41 a. Die reisenden Goldschmie-
de Johann Georg Bulling, Burkhard Eisele und weitere besuchen die Messe.
1305 (Sta Gd) RP 1766 bis 685, 31. Mai 1768, S. 51 bis 52. Handelsmann Christian Vötter besucht die Messe.
1306 (Sta Gd) RP 1689 bis 95, 10. März 1695, S. 110 a bis 111 a. Der reisende Goldschmied Niklas Schleicher
verkaufte auf der Messe lOlötige Silberwaren. 12. März 1695, S. 112 a bis 113. Die reisenden Goldschmiede
aus Gmünd besuchen nach der Frankfurter Messe die in Leipzig.
(Sta Gd) RP 1702 bis 07, 4. November 1705, S. 267. Reisender Goldschmied Niklas Schleicher.
(Sta Gd) RP 1707 bis 11, 6. Oktober 1707, S. 7. Erwähnung desselben Goldschmieds. (Sta Gd) RP 1702 /
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