lien und die am Handel Beteiligten1443 in große wirtschaftliche Schwierigkeiten, was letzt-
endlich Auswirkungen hatte auf die Bevölkerung und damit auf die gesamte Stadt. Die Fol-
gen eines zurückgehenden oder ausbleibenden Absatzes lagen auf der Hand: Arbeitslosig-
keit und Verarmung der Familien. Bei den im Jahre 1748 durchgeführten Visitationen wur-
den 121 Goldschmiede überprüft, von denen 31 ohne Arbeit waren; dies entsprach einem
Viertel der aufgelisteten Meister!1444 Gerade die dreißiger und vierziger Jahre des 18. Jahr-
hunderts waren geprägt durch Kriege: der „Polnische Erbfolgekrieg“ von 1733 bis 1738, an
dem neben Sachsen, Österreich und Rußland auch Frankreich beteiligt war, der Krieg zwi-
schen Österreich-Rußland und der Türkei 1735 bis 1739, die „Schlesischen Kriege“ zwi-
schen Preußen und Österreich (1740 bis 1742, 1744 bis 1745), der „Österreichische Erbfol-
gekrieg“ von 1741 bis 1748 zwischen Österreich, England und den Niederlanden auf der ei-
nen Seite und Frankreich, Spanien, Preußen und Bayern auf der anderen. Und diese Zeit der
politischen Instabilität in Europa fiel zusammen mit einer Zeit, in der die Gmünder Gold-
schmiede an ihren Absatzorten wegen allzu offensichtlicher Geringlötigkeit ihrer Silberwa-
ren von sich Reden machten, doch hing das eine mit dem anderen ganz offensichtlich zu-
sammen. Die Folge davon war, daß zum einen die Reisen innerhalb Mitteleuropas, hin zu
den Absatzorten, immer unsicherer wurden, daß zum anderen die Einwohner an den Absatz-
orten aufgrund der Krisen nicht mehr über die nötige Kaufkraft verfügten und somit zualler-
erst an den Luxusgütern sparten; damit mußten die Gmünder Erzeugnisse noch billiger wer-
den, der Silbergehalt wurde reduziert, die auswärtigen Goldschmiede klagten bei ihren Ob-
rigkeiten gegen die Gmünder Geschäftspraktik, und die Obrigkeiten sahen sich gezwungen,
Maßnahmen dagegen zu ergreifen, was letztlich einem Einfuhrstopp gleichkam. So schloß
sich der Kreis, und übrig blieben die arbeitslosen, verarmten und häufig bei Handelsleuten,
Metzgern und Bäckern hoch verschuldeten Goldschmiede in Schwäbisch Gmünd. Zum Bei-
spiel mußte der Goldschmied Peter Neuber 1739 „Konkurs“ anmelden und auf Anordnung
des Rates sein Haus verkaufen, um seine Gläubiger zu befriedigen.1445 Ein anderer Gold-
schmied, Dominikus Mayerhöfer, bat den Rat, das Erbe seiner 1745 verstorbenen Frau, das
eigentlich seinen Kindern zustehe, ihm zu überstellen, um seine Not zu lindern.1446 1447 Ein kras-
ser Fall war der des Goldschmieds Jakob Schonter aus dem Jahre 1764, der von der Ehefrau
des sich gerade in St. Petersburg aufhaltenden Handelsmannes Christian Bornas, Rosa Bo-
masin, wegen Schulden beim Rat verklagt wurde. Der Goldschmied schilderte dem Rat sei-
ne Not, warum er die Schulden nicht bezahlen könne: (...) weilen seine EheConsortin in
der Wassersucht Langwierig schon darnider lige, ihme Gelts gekostet, und layder negstenß
dero absterben zue besorgen habe, und (er) gleichsamb äusser stände wäre, die erforderli-
che funeral costen bestreitten zue könnend^ Sowohl die kirchliche als auch die weltliche
Obrigkeit versuchten durch die Verteilung von Almosen oder - ganz selten - durch Ertei-
1443 Betroffen waren vor allem Handelsmänner, die ausschließlich Silber- und Messingwaren vertrieben, während
die anderen, vor allem Kaufleute, mit einem breitgefächerten Warenangebot weniger anfällig für Krisenzei-
ten waren.
1444 (Sta LB) Bestand 178 Bü 124 (S. 837). Visitationen am 8., 10. und 11. Mai 1748.
1445 (Sta Gd) RP 1739 bis 44, 3. November 1739, S. 57.
(Sta Gd) RP 1761 bis 632, 6. Juni 1761, S. 21. Ebenso ging es dem Goldschmied Johann Keller, der auf ob-
rigkeitliche Anordnung zur Schuldentilgung sein Haus verkaufen mußte.
1446 (Sta Gd) RP 1745 bis 47, 6. Mai 1745, S. 17.
1447 (Sta Gd) RP 1764 bis 65, 22. November 1764, S. 128 bis 129.
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endlich Auswirkungen hatte auf die Bevölkerung und damit auf die gesamte Stadt. Die Fol-
gen eines zurückgehenden oder ausbleibenden Absatzes lagen auf der Hand: Arbeitslosig-
keit und Verarmung der Familien. Bei den im Jahre 1748 durchgeführten Visitationen wur-
den 121 Goldschmiede überprüft, von denen 31 ohne Arbeit waren; dies entsprach einem
Viertel der aufgelisteten Meister!1444 Gerade die dreißiger und vierziger Jahre des 18. Jahr-
hunderts waren geprägt durch Kriege: der „Polnische Erbfolgekrieg“ von 1733 bis 1738, an
dem neben Sachsen, Österreich und Rußland auch Frankreich beteiligt war, der Krieg zwi-
schen Österreich-Rußland und der Türkei 1735 bis 1739, die „Schlesischen Kriege“ zwi-
schen Preußen und Österreich (1740 bis 1742, 1744 bis 1745), der „Österreichische Erbfol-
gekrieg“ von 1741 bis 1748 zwischen Österreich, England und den Niederlanden auf der ei-
nen Seite und Frankreich, Spanien, Preußen und Bayern auf der anderen. Und diese Zeit der
politischen Instabilität in Europa fiel zusammen mit einer Zeit, in der die Gmünder Gold-
schmiede an ihren Absatzorten wegen allzu offensichtlicher Geringlötigkeit ihrer Silberwa-
ren von sich Reden machten, doch hing das eine mit dem anderen ganz offensichtlich zu-
sammen. Die Folge davon war, daß zum einen die Reisen innerhalb Mitteleuropas, hin zu
den Absatzorten, immer unsicherer wurden, daß zum anderen die Einwohner an den Absatz-
orten aufgrund der Krisen nicht mehr über die nötige Kaufkraft verfügten und somit zualler-
erst an den Luxusgütern sparten; damit mußten die Gmünder Erzeugnisse noch billiger wer-
den, der Silbergehalt wurde reduziert, die auswärtigen Goldschmiede klagten bei ihren Ob-
rigkeiten gegen die Gmünder Geschäftspraktik, und die Obrigkeiten sahen sich gezwungen,
Maßnahmen dagegen zu ergreifen, was letztlich einem Einfuhrstopp gleichkam. So schloß
sich der Kreis, und übrig blieben die arbeitslosen, verarmten und häufig bei Handelsleuten,
Metzgern und Bäckern hoch verschuldeten Goldschmiede in Schwäbisch Gmünd. Zum Bei-
spiel mußte der Goldschmied Peter Neuber 1739 „Konkurs“ anmelden und auf Anordnung
des Rates sein Haus verkaufen, um seine Gläubiger zu befriedigen.1445 Ein anderer Gold-
schmied, Dominikus Mayerhöfer, bat den Rat, das Erbe seiner 1745 verstorbenen Frau, das
eigentlich seinen Kindern zustehe, ihm zu überstellen, um seine Not zu lindern.1446 1447 Ein kras-
ser Fall war der des Goldschmieds Jakob Schonter aus dem Jahre 1764, der von der Ehefrau
des sich gerade in St. Petersburg aufhaltenden Handelsmannes Christian Bornas, Rosa Bo-
masin, wegen Schulden beim Rat verklagt wurde. Der Goldschmied schilderte dem Rat sei-
ne Not, warum er die Schulden nicht bezahlen könne: (...) weilen seine EheConsortin in
der Wassersucht Langwierig schon darnider lige, ihme Gelts gekostet, und layder negstenß
dero absterben zue besorgen habe, und (er) gleichsamb äusser stände wäre, die erforderli-
che funeral costen bestreitten zue könnend^ Sowohl die kirchliche als auch die weltliche
Obrigkeit versuchten durch die Verteilung von Almosen oder - ganz selten - durch Ertei-
1443 Betroffen waren vor allem Handelsmänner, die ausschließlich Silber- und Messingwaren vertrieben, während
die anderen, vor allem Kaufleute, mit einem breitgefächerten Warenangebot weniger anfällig für Krisenzei-
ten waren.
1444 (Sta LB) Bestand 178 Bü 124 (S. 837). Visitationen am 8., 10. und 11. Mai 1748.
1445 (Sta Gd) RP 1739 bis 44, 3. November 1739, S. 57.
(Sta Gd) RP 1761 bis 632, 6. Juni 1761, S. 21. Ebenso ging es dem Goldschmied Johann Keller, der auf ob-
rigkeitliche Anordnung zur Schuldentilgung sein Haus verkaufen mußte.
1446 (Sta Gd) RP 1745 bis 47, 6. Mai 1745, S. 17.
1447 (Sta Gd) RP 1764 bis 65, 22. November 1764, S. 128 bis 129.
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