Haarnadel besaßen (vgl. S. 281), doch findet man hier nur Produkte, die einzeln zu nutzen
und nicht Teil einer Garnitur waren, und die in erster Linie Gebrauchs- und erst an zweiter
Stelle Schmuckfunktion hatten. Auch im Hinblick auf die Devotionalien, und ganz beson-
ders auch auf die Gmünder Filigranproduktion, kommt man zu demselben Ergebnis. Ein
Absinken in die untersten Schichten erfolgte erst mit Einsetzen der Industrialisierung und
der maschinellen Produktion.
Folge der einseitig ausgerichteten Gmünder Wirtschaft auf die Produktion von ,Alltags-Lu-
xuswaren1, worunter nicht nur das edelmetallverarbeitende Gewerbe, sondern auch die
baumwollverarbeitende (Frauen-)Hausindustrie fiel, war die Anfälligkeit für politische und
wirtschaftliche Schwankungen in Europa, die sich stets auf den Absatz und somit auch auf
die Produktion selbst auswirkten und immer wieder zu Krisen mit allgemeiner Arbeitslosig-
keit, Verarmung und Auswanderungswellen in Schwäbisch Gmünd führten.
Als Resümee läßt sich festhalten: Im katholischen Schwäbisch Gmünd entwickelte sich in
der Zeit der Gegenreformation ein Goldschmiedegewerbe, dessen Produktion völlig den
Zeitumständen angepaßt war. Aus dieser ,Tradition1 heraus blieben die Goldschmiede ihrem
ureigensten Metier treu, indem sie bis zum Beginn der Industrialisierung religiöse und pro-
fane ,Luxus-Alltags waren1 produzierten und damit innerhalb des deutschsprachigen Raums
nahezu konkurrenzlos dastanden. Deshalb wäre es falsch zu fragen, ob die Gmünder Gold-
schmiede ihr Handwerk im Schatten irgendwelcher Kollegen in anderen Städten, zum Bei-
spiel in Augsburg, betrieben, vielmehr wird man ihnen allein dadurch gerecht, die Spezifik
der Gmünder Wirtschaft zu unterstreichen und nicht wertend zu vergleichen. Wo ursprüng-
lich Konkurrenzstreben vermieden wurde, sollte nachträglich keine Konkurrenz aufgebaut
werden.
291
und nicht Teil einer Garnitur waren, und die in erster Linie Gebrauchs- und erst an zweiter
Stelle Schmuckfunktion hatten. Auch im Hinblick auf die Devotionalien, und ganz beson-
ders auch auf die Gmünder Filigranproduktion, kommt man zu demselben Ergebnis. Ein
Absinken in die untersten Schichten erfolgte erst mit Einsetzen der Industrialisierung und
der maschinellen Produktion.
Folge der einseitig ausgerichteten Gmünder Wirtschaft auf die Produktion von ,Alltags-Lu-
xuswaren1, worunter nicht nur das edelmetallverarbeitende Gewerbe, sondern auch die
baumwollverarbeitende (Frauen-)Hausindustrie fiel, war die Anfälligkeit für politische und
wirtschaftliche Schwankungen in Europa, die sich stets auf den Absatz und somit auch auf
die Produktion selbst auswirkten und immer wieder zu Krisen mit allgemeiner Arbeitslosig-
keit, Verarmung und Auswanderungswellen in Schwäbisch Gmünd führten.
Als Resümee läßt sich festhalten: Im katholischen Schwäbisch Gmünd entwickelte sich in
der Zeit der Gegenreformation ein Goldschmiedegewerbe, dessen Produktion völlig den
Zeitumständen angepaßt war. Aus dieser ,Tradition1 heraus blieben die Goldschmiede ihrem
ureigensten Metier treu, indem sie bis zum Beginn der Industrialisierung religiöse und pro-
fane ,Luxus-Alltags waren1 produzierten und damit innerhalb des deutschsprachigen Raums
nahezu konkurrenzlos dastanden. Deshalb wäre es falsch zu fragen, ob die Gmünder Gold-
schmiede ihr Handwerk im Schatten irgendwelcher Kollegen in anderen Städten, zum Bei-
spiel in Augsburg, betrieben, vielmehr wird man ihnen allein dadurch gerecht, die Spezifik
der Gmünder Wirtschaft zu unterstreichen und nicht wertend zu vergleichen. Wo ursprüng-
lich Konkurrenzstreben vermieden wurde, sollte nachträglich keine Konkurrenz aufgebaut
werden.
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