onen verbreiteten, in denen Latein in keiner Weise
verwurzelt war. Die irischen Klöster, die zunächst
gar nicht nach der Benediktregel lebten, haben ein
erstaunliches Interesse für die lateinische und sogar
griechische Theologie entwickelt und viel für die
Überlieferung antiker Texte getan. Aucli für die
Angelsachsen waren Christentum und eine umfas-
sende lateinisch-griechische Bildung ebenfalls eng
verknüpft. Augustinus von Canterbury, der katho-
lische Missionar Englands, war Prior eines römi-
schen Klosters gewesen und brachte mit 40 Mön-
chen die monastische Tradition nach England.
Diese ist danach immer bildungsfreundlich gewe-
sen, zum Teil unter dem Einfluss der Iren. Der von
Papst Vitalianus 668 geweihte Erzbischof von Can-
terbury, Theodoros, war ein Grieche aus Kilikien,
der griechische Texte mitgebracht haben dürfte. Ihn
begleitete der gebildete Mönch Hadrian aus Nea-
pel, der in Canterbury die Kathedralschule gründe-
te. Als die Angelsachsen bald darauf selbst zur Mis-
sion in das Frankenreich aufbrachen, reinigten sie
vielerorts nicht nur die örtlichen Bräuche von
Heidnischem, sondern gründeten auch Benedikti-
nerklöster und förderten dort das Studium der
rechtgläubigen Autoren. Wenn angelsächsische Mis-
sionare in dieser Zeit ein bestimmtes Buch benötig-
ten, konnten sie sich meist an ihre Heimatklöster
auf der Insel wenden, um von dort eine Kopie zu
erhalten.
Es ist sicher, dass ein solches Interesse am Buch
auch dazu führte, die Tradition der Buchmalerei in
den Klöstern einzupflanzen. Dabei sind die frühes-
ten Anfänge der Buchillustration vollständig pro-
fan. Schon in der Zeit der Papyrus-Rotuli dürften
manche literarische und wissenschaftliche Werke in
dicht bebilderten Ausgaben vorgelegen haben. Un-
ter den Bedingungen des römischen Buchmarkts,
wie er aus dem vierten und fünften Jahrhundert in
Ausschnitten bekannt ist, verfuhr man oft pragma-
tischer: Dieselben Maler, die für Profanes zuständig
waren, illustrierten auf Wunsch ebenfalls das Alte
Testament. So ist das geschehen in den Quedlinbur-
ger Itala-Fragmenten (Berlin, SB Preußischer Kul-
turbesitz, theol. lat. fol. 485), wo die Maler die übli-
chen Bildrahmen mit Szenen füllten, indem sie sich
an den summarischen Anweisungen eines Schrei-
bers orientierten. Josua etwa wurde einfach durch
die vertraute Figur eines römischen Feldherrn ver-
bildlicht. Spätestens im 7.Jahrhundert war dann
allerdings weder von den profanen Auftraggebern
noch von den merkantilen Werkstätten viel übrig:
Die Buchmalerei hatte ins Kloster gewechselt.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass das mit Evange-
listenbildern und vielen kleinen Rahmenbildern
versehene Evangeliar im Corpus Christi College in
Cambridge, Ms. 286, tatsächlich dem hl. Augustinus
von Canterbury bei seiner Missionsfahrt mitgege-
ben wurde. Auch Benedict Biscop, der angelsäch-
sische Gründer von Jarrow und Wearmoutli (ca.
628-690), brachte von seinen fünf Romfahrten nicht
nur viele Bücher mit, sondern belegtermaßen auch
Bilder wie einen umfangreichen Apokalypsenzyk-
lus. So ist denn die mediterran-antike Buchmalerei
zusammen mit dem monastischen Bildungsideal
über die Hintertür der angelsächsischen und teil-
weise irischen Mission in die Klöster des Franken-
reichs gelangt. Hier hat sie, nicht zuletzt durch Karl
den Großen, den mächtigsten Frankenkönig (ab
768) und ersten römischen Kaiser aus dem mittelal-
terlichen Westen (800-814), tiefe Wurzeln im euro-
päischen Mönchtum geschlagen. Karl hat die Klös-
ter zwar nur aufgefordert, Schulen zu gründen, das
Leseverständnis zu fördern und die Schriften zu
pflegen, aber er bot als Auftraggeber von Buchma-
lereien in diesem Bereich zugleich ein Vorbild.
Dabei war das Kloster nur selten ein abgeschot-
teter Ort. In ottonischer Zeit etwa arbeiteten nicht
selten Maler aus fremden Klöstern und Stiften in
anderen Skriptorien. In der Buchkunst haben ein-
zelne prominente Fälle wie der Egbert-Codex (Trier,
StB, Cod.24), der überwiegend von den beiden im
Widmungsbild genannten Reichenauer Mönchen
Kerald und Heribert ausgemalt wurde, immer wie-
der für Verwirrung gesorgt. Denn dieses Evangelis-
tar ist für Trier konzipiert und von Trierer Schrei-
bern geschrieben worden; obendrein enthält der
Egbert-Codex sieben Miniaturen eines in Trier be-
heimateten Malers.
Es ist anzunehmen, dass schon im Frühmittel-
alter gelegentlich Laien oder Weltpriester an Codi-
ces mitarbeiteten. In dem zwischen 1039 und 1043
entstandenen Evangelistar in Bremen (UB, Ms.
b21) ist ein Laie dargestellt, wie er zusammen mit
einem Mönch im Echternacher Skriptorium sitzt.
Da Künstlersignaturen sehr selten waren, fehlen al-
lerdings die Belege, in welchem Umfang Maler von
außerhalb der Klöster zu Arbeiten herangezogen
wurden. Erst in der Romanik werden schrittweise
die Nachweise häufiger, dass Laien als Buchmaler
an den Codices beteiligt waren.
Im hohen Mittelalter ist die Zahl der lese- und
schreibfähigen Laien wieder kräftig angewachsen.
Doch blieben die Kirchen vor dem Aufkommen
der Rechtsschulen und Universitäten die häufigsten
15 2. Entstehungs-
umfeld und
Auftraggeber
verwurzelt war. Die irischen Klöster, die zunächst
gar nicht nach der Benediktregel lebten, haben ein
erstaunliches Interesse für die lateinische und sogar
griechische Theologie entwickelt und viel für die
Überlieferung antiker Texte getan. Aucli für die
Angelsachsen waren Christentum und eine umfas-
sende lateinisch-griechische Bildung ebenfalls eng
verknüpft. Augustinus von Canterbury, der katho-
lische Missionar Englands, war Prior eines römi-
schen Klosters gewesen und brachte mit 40 Mön-
chen die monastische Tradition nach England.
Diese ist danach immer bildungsfreundlich gewe-
sen, zum Teil unter dem Einfluss der Iren. Der von
Papst Vitalianus 668 geweihte Erzbischof von Can-
terbury, Theodoros, war ein Grieche aus Kilikien,
der griechische Texte mitgebracht haben dürfte. Ihn
begleitete der gebildete Mönch Hadrian aus Nea-
pel, der in Canterbury die Kathedralschule gründe-
te. Als die Angelsachsen bald darauf selbst zur Mis-
sion in das Frankenreich aufbrachen, reinigten sie
vielerorts nicht nur die örtlichen Bräuche von
Heidnischem, sondern gründeten auch Benedikti-
nerklöster und förderten dort das Studium der
rechtgläubigen Autoren. Wenn angelsächsische Mis-
sionare in dieser Zeit ein bestimmtes Buch benötig-
ten, konnten sie sich meist an ihre Heimatklöster
auf der Insel wenden, um von dort eine Kopie zu
erhalten.
Es ist sicher, dass ein solches Interesse am Buch
auch dazu führte, die Tradition der Buchmalerei in
den Klöstern einzupflanzen. Dabei sind die frühes-
ten Anfänge der Buchillustration vollständig pro-
fan. Schon in der Zeit der Papyrus-Rotuli dürften
manche literarische und wissenschaftliche Werke in
dicht bebilderten Ausgaben vorgelegen haben. Un-
ter den Bedingungen des römischen Buchmarkts,
wie er aus dem vierten und fünften Jahrhundert in
Ausschnitten bekannt ist, verfuhr man oft pragma-
tischer: Dieselben Maler, die für Profanes zuständig
waren, illustrierten auf Wunsch ebenfalls das Alte
Testament. So ist das geschehen in den Quedlinbur-
ger Itala-Fragmenten (Berlin, SB Preußischer Kul-
turbesitz, theol. lat. fol. 485), wo die Maler die übli-
chen Bildrahmen mit Szenen füllten, indem sie sich
an den summarischen Anweisungen eines Schrei-
bers orientierten. Josua etwa wurde einfach durch
die vertraute Figur eines römischen Feldherrn ver-
bildlicht. Spätestens im 7.Jahrhundert war dann
allerdings weder von den profanen Auftraggebern
noch von den merkantilen Werkstätten viel übrig:
Die Buchmalerei hatte ins Kloster gewechselt.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass das mit Evange-
listenbildern und vielen kleinen Rahmenbildern
versehene Evangeliar im Corpus Christi College in
Cambridge, Ms. 286, tatsächlich dem hl. Augustinus
von Canterbury bei seiner Missionsfahrt mitgege-
ben wurde. Auch Benedict Biscop, der angelsäch-
sische Gründer von Jarrow und Wearmoutli (ca.
628-690), brachte von seinen fünf Romfahrten nicht
nur viele Bücher mit, sondern belegtermaßen auch
Bilder wie einen umfangreichen Apokalypsenzyk-
lus. So ist denn die mediterran-antike Buchmalerei
zusammen mit dem monastischen Bildungsideal
über die Hintertür der angelsächsischen und teil-
weise irischen Mission in die Klöster des Franken-
reichs gelangt. Hier hat sie, nicht zuletzt durch Karl
den Großen, den mächtigsten Frankenkönig (ab
768) und ersten römischen Kaiser aus dem mittelal-
terlichen Westen (800-814), tiefe Wurzeln im euro-
päischen Mönchtum geschlagen. Karl hat die Klös-
ter zwar nur aufgefordert, Schulen zu gründen, das
Leseverständnis zu fördern und die Schriften zu
pflegen, aber er bot als Auftraggeber von Buchma-
lereien in diesem Bereich zugleich ein Vorbild.
Dabei war das Kloster nur selten ein abgeschot-
teter Ort. In ottonischer Zeit etwa arbeiteten nicht
selten Maler aus fremden Klöstern und Stiften in
anderen Skriptorien. In der Buchkunst haben ein-
zelne prominente Fälle wie der Egbert-Codex (Trier,
StB, Cod.24), der überwiegend von den beiden im
Widmungsbild genannten Reichenauer Mönchen
Kerald und Heribert ausgemalt wurde, immer wie-
der für Verwirrung gesorgt. Denn dieses Evangelis-
tar ist für Trier konzipiert und von Trierer Schrei-
bern geschrieben worden; obendrein enthält der
Egbert-Codex sieben Miniaturen eines in Trier be-
heimateten Malers.
Es ist anzunehmen, dass schon im Frühmittel-
alter gelegentlich Laien oder Weltpriester an Codi-
ces mitarbeiteten. In dem zwischen 1039 und 1043
entstandenen Evangelistar in Bremen (UB, Ms.
b21) ist ein Laie dargestellt, wie er zusammen mit
einem Mönch im Echternacher Skriptorium sitzt.
Da Künstlersignaturen sehr selten waren, fehlen al-
lerdings die Belege, in welchem Umfang Maler von
außerhalb der Klöster zu Arbeiten herangezogen
wurden. Erst in der Romanik werden schrittweise
die Nachweise häufiger, dass Laien als Buchmaler
an den Codices beteiligt waren.
Im hohen Mittelalter ist die Zahl der lese- und
schreibfähigen Laien wieder kräftig angewachsen.
Doch blieben die Kirchen vor dem Aufkommen
der Rechtsschulen und Universitäten die häufigsten
15 2. Entstehungs-
umfeld und
Auftraggeber