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Äußerste Prachtentfaltung geht beim Liuthard-
Evangeliar aus der Hofschule Karls des Kahlen eine
Verbindung mit der Leichtigkeit illusionistischer
Federzeichnung ein. Westfrankenreich, Anfang
zweite Hälfte 9.Jahrhundert. Hs 746, fol. 14v - 15r
(24,4 x 18,7 cm).
men werden, sondern das auffällige Komposi-
tionsprinzip des Rahmens. Die Rahmen sind in der
gesamten Hofschule des jüngeren Karl von großer
Bedeutung, werden in ihrer Pracht immer weiter
gesteigert und schließlich sogar doppelt umeinan-
dergelegt. Die Idee jedenfalls, ein Ornamentfeld
über die Ecke der Seite, aber nicht bis zur Sei-
tenmitte zu führen, ist eine ostentative Wiederauf-
nahme nacli den sicher hochverehrten Vorbildern
(vgl. Abb.28). Allerdings sind die goldenen Pflan-
zenornamente eher reimsisch und die fiktiven Por-
phyreinlagen in den Rahmen sind ein eigener Ein-
fall der Hofschule Karls des Kahlen. Zu dieser

auch propagandistischen und legitimierenden und
deswegen auf Pracht und königlich-kaiserliche
Symbolile konzentrierten Hofkunst passt ganz her-
vorragend die Idee, mit dem Porphyr ein seit der
Antike den Herrschern vorbehaltenes Material zu
imitieren.
2. Ottonische Buchkunst -
Prachthandschriften
für Herrscher und Kirchen
Am Ende der karolingischen Kunst steht ein tiefer
Einschnitt, der vor allem durch äußere Umstände
hervorgerufen worden ist. Die Zersplitterung des
ehemaligen fränkischen Großreiches und die innere
Schwäche der Teilreiche waren im letzten Teilkapi-
tel schon erwähnt worden. Im Ostfrankenreich, dem
späteren Deutschland, haben die Normannen 881/82
Trier und Köln verwüstet und Aachen geplündert,

mBuchkunst
• im Spiegel
der Zeiten

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