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rei Schnittblumen, Fliegen und Schnecken illusio-
nistisch vortäuscht (Abb.27).
Darüber hinaus kann der Rahmen architekto-
nische Versatzstücke integrieren oder im Ganzen
räumlich aufgefasst sein. Gewöhnlich sind in den
Evangeliaren der karolingischen Hofschulen die
Evangelisten in einem Arkadenrahmen eingestellt
und von einer Architektur hinterfangen (vgl.
Abb.29), oder aber ein Ädikularahmen, d.h. das
Motiv einer antikisierenden Tempelfront wird ge-
wählt, wie etwa für die Kanontafeln des Liuthard-
Codex (vgl. Abb.32). Insofern nicht nur das Motiv
benützt wird, sondern der Rahmen perspektivisch
ausgebildet ist, spricht man von Architekturrahmen
(vgl. Abb.62). Insgesamt zeigen die Buchmalereien
mittelalterlicher Handschriften viele verschiedene
Bildformen, auf die in den nachfolgenden Kapiteln
im Kontext ihres Entstehungszusammenhangs und
ihrer Funktion ausführlich eingegangen wird. Ein
Großteil der Bilder sind, wie mit den Evangelisten
schon gezeigt, Schreiber- und Autorenbilder, oder
sie veranschaulichen als Dedikationsbilder den
Empfänger der Handschrift und die Übergabe des

Incipit-Doppelseite mit der Bildformel des Gnaden-
stuhls zum Offizium der Ewigen Weisheit; Vollbor-
düre in Trompe-l'ceil-Malerei. Textura rotunda.
Horarium für Sankt Maximin in Köln, Aachen
1505. Hs964, fol. Ilv - 12r (11,7 x 8,3 cm).
Codex (vgl. Abb.3). Weiterhin gibt es Titelbilder,
auch Frontispize genannt, die wie im Fall der Alex-
anderhandschrift Hs 4256 den Protagonisten der
Erzählung abbilden (vgl. Abb. 88). Als Titelbilder
oder Auszeichnungen für den geistlichen Schwer-
punkt der Bücher fungieren häufig auch die ver-
breiteten ganzseitigen Darstellungen der Maiestas
Domini (vgl. Abb.35) oder aber Bilder der Kreuzi-
gung, die in Messbüchern oft beim Canon Missae in
der Mitte des Buches stehen (vgl. Abb. 18). Neben
figürlichen Darstellungen werden bestimmte Inhalte
in Form von Tabellen, Diagrammen oder Schemata
präsentiert; als typische Beispiele sind hier Kalenda-
rien sowie die Verwandtschaftsbäume der Rechts-
handschriften, „Arbores affinitatis" und „Arbores
consanguinitatis" zu nennen (vgl. Abb. 50).

53 2. Layout, Text
und
Buchschmuck
 
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