ie Kritischen Berichte zur kunstgeschichtlichen Literatur neh-
men nach kurzer Unterbrechung ihre Tätigkeit wieder auf. Die
alten Aufgaben, wie sie Wickhoff und Dvorak als Herausgeber der
Wiener Kunstgeschichtlichen Anzeigen und Pinder bei der Gründung
dieser Zeitschrift formuliert haben, stehen zum Teil auch heute noch
unverändert vor uns; neue sind hinzugekommen. Wissenschaft kennt
kein Verharren, und solange unsere Disziplin, die Kunstgeschichte,
Wissenschaft sein und es bleiben will, wird sie auf Selbstkritik und
Selbstbefragung nicht verzichten können. Kritik ist intellektuelles Ge-
wissen, Kritik ist ein Teil des theoretischen Verhaltens überhaupt.
Indem sie das Wahre vom Unwahren zu unterscheiden sucht, das Er-
kennen gegen den blinden, ungeprüften Glauben setzt, ist sie selbst
Wissenschaft. Von ihr gilt, was Kant allgemein von der Kritik der Er-
kenntnis gesagt hat: die W issenchaften selbst gewinnen durch sie,
„wenngleich nicht in Ansehung ihres Inhalts, doch, was ihren rich-
tigen Gebrauch betrifft".
Allerdings, als Anzeige, als informatives Referat bleibt Kritik meist
an ihren Anlaß gebunden, oft hinter ihm zurück. Daß wir sie anders
verstanden haben wollten, nämlich als Bemühung um Strenge der
Methodik und um Sicherheit der wissenschaftlichen Grundlagen, dafür
zeugen die bisher erschienenen Bände, die ein lebendiges Kapitel
Kunstgeschichte geblieben sind. Trotz aller Schärfe ihres Urteils und
mancher so geweckten Empfindlichkeit sind die Berichte niemals in
ihrer Daseinsberechtigung und in der Gültigkeit ihres wissenschaft-
lichen Verfahrens angezweifelt worden.
Die Zeitschrift erscheint mit Beginn dieses Jahres unter der gleichen
Leitung in einem neuen Verlag. Ich will das erste Heft der neuen
Folge nicht vor die Öffentlichkeit bringen, ohne denen zu danken,
deren Name bisher mit dem Wirken der Kritischen Berichte verbunden
gewesen ist: den Herausgebern, die mit dem Einsatz ihrer Autorität
die schweren Anfänge gefördert, kein Wagnis verhindert, selbst
Respektlosigkeit der Person gegenüber geduldet haben, wenn die Ehr-
furcht vor der Sache sie zu fordern schien; dem Verlag Poeschel
& Trepte, der seinen guten Namen, die vorbildliche Arbeit seiner
Offizin zur Verfügung stellte, und im besonderen dem Verleger Alfred
Schuster, der aus selbstloser Liebe zu seinem Beruf den Berichten
Zeit und Geld opferte, um helfend ihren Weg bis heute mit immer
wacher Anteilnahme zu begleiten.
Wir beginnen die neue Arbeit unter neuen Bedingungen. Die Wis-
senschaft hat an Geltung verloren, „eine mächtige Strömung kehrt sich
von ihr ab oder entstellt sie". Vernunft, Intellekt, kritisches Urteils-
vermögen stehen nicht gerade hoch im Kurs. „Das Bedürfnis, über
verstandesmäßig erfaßbare Dinge so exakt und objektiv wie möglich
zu denken und dieses Denken selbst kritisch zu prüfen, wird schwächer."
men nach kurzer Unterbrechung ihre Tätigkeit wieder auf. Die
alten Aufgaben, wie sie Wickhoff und Dvorak als Herausgeber der
Wiener Kunstgeschichtlichen Anzeigen und Pinder bei der Gründung
dieser Zeitschrift formuliert haben, stehen zum Teil auch heute noch
unverändert vor uns; neue sind hinzugekommen. Wissenschaft kennt
kein Verharren, und solange unsere Disziplin, die Kunstgeschichte,
Wissenschaft sein und es bleiben will, wird sie auf Selbstkritik und
Selbstbefragung nicht verzichten können. Kritik ist intellektuelles Ge-
wissen, Kritik ist ein Teil des theoretischen Verhaltens überhaupt.
Indem sie das Wahre vom Unwahren zu unterscheiden sucht, das Er-
kennen gegen den blinden, ungeprüften Glauben setzt, ist sie selbst
Wissenschaft. Von ihr gilt, was Kant allgemein von der Kritik der Er-
kenntnis gesagt hat: die W issenchaften selbst gewinnen durch sie,
„wenngleich nicht in Ansehung ihres Inhalts, doch, was ihren rich-
tigen Gebrauch betrifft".
Allerdings, als Anzeige, als informatives Referat bleibt Kritik meist
an ihren Anlaß gebunden, oft hinter ihm zurück. Daß wir sie anders
verstanden haben wollten, nämlich als Bemühung um Strenge der
Methodik und um Sicherheit der wissenschaftlichen Grundlagen, dafür
zeugen die bisher erschienenen Bände, die ein lebendiges Kapitel
Kunstgeschichte geblieben sind. Trotz aller Schärfe ihres Urteils und
mancher so geweckten Empfindlichkeit sind die Berichte niemals in
ihrer Daseinsberechtigung und in der Gültigkeit ihres wissenschaft-
lichen Verfahrens angezweifelt worden.
Die Zeitschrift erscheint mit Beginn dieses Jahres unter der gleichen
Leitung in einem neuen Verlag. Ich will das erste Heft der neuen
Folge nicht vor die Öffentlichkeit bringen, ohne denen zu danken,
deren Name bisher mit dem Wirken der Kritischen Berichte verbunden
gewesen ist: den Herausgebern, die mit dem Einsatz ihrer Autorität
die schweren Anfänge gefördert, kein Wagnis verhindert, selbst
Respektlosigkeit der Person gegenüber geduldet haben, wenn die Ehr-
furcht vor der Sache sie zu fordern schien; dem Verlag Poeschel
& Trepte, der seinen guten Namen, die vorbildliche Arbeit seiner
Offizin zur Verfügung stellte, und im besonderen dem Verleger Alfred
Schuster, der aus selbstloser Liebe zu seinem Beruf den Berichten
Zeit und Geld opferte, um helfend ihren Weg bis heute mit immer
wacher Anteilnahme zu begleiten.
Wir beginnen die neue Arbeit unter neuen Bedingungen. Die Wis-
senschaft hat an Geltung verloren, „eine mächtige Strömung kehrt sich
von ihr ab oder entstellt sie". Vernunft, Intellekt, kritisches Urteils-
vermögen stehen nicht gerade hoch im Kurs. „Das Bedürfnis, über
verstandesmäßig erfaßbare Dinge so exakt und objektiv wie möglich
zu denken und dieses Denken selbst kritisch zu prüfen, wird schwächer."