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Kritische Berichte zur kunstgeschichtlichen Literatur — 6.1937

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Tex, Jan den: Anfänge der Spätantike im griechischen Osten
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https://doi.org/10.11588/diglit.73285#0039
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ANFÄNGE DER SPÄTANTIKE IM GRIECHISCHEN OSTEN
Im Jahre 1915 schrieb Maxime Collignon1): „...une etude qui n'a pas encore
ete faite en detail et daus son ensemble: l'histoire de la sculpture en
Grece ä l'epoque greco-romaine."
Diese Forderung ist nach 22 Jahren noch nicht erfüllt. In den Handbü-
chern wird die griechische Kunst der Kaiserzeit teils grundsätzlich außer
acht gelassen 2), teils wird sie stiefmütterlich als „Provinzkunst" behandelt,
vornehmlich im Gegensatz zum gleichzeitig Römischen, also als Teil der
sog. Reichskunst, und nicht als an sich bedeutende Weiterentwicklung der
hellenistischen und als Übergang zur byzantinischen Kunst 3). Einen ersten
Versuch zur Würdigung der spätgriechischen Kunst in diesem Sinne hat uns
vor kurzem für einen wichtigen Zeitabschnitt, den hadrianisch-antoninischen,
G. Rodenwaldt geboten 4), der schon früher auf speziellen Gebieten, vor-
nehmlich für die Sarkophage, wertvolle Vorarbeiten geleistet hatte, welche
weiter unten anzuführen sind. Athen als Kunstzentrum während der Kaiser-
zeit behandelt P. Graindor in einer Reihe wertvoller Monographien über
Athen unter den Römern 5). Über den griechischen Porträtstil haben Hekler,
Poulsen und andere wichtige Bemerkungen verstreut anläßlich ihrer Serien-
oder Einzelpublikationen. Für den Gewandstil haben wir die kurze ver-
gleichende Übersicht Snijders 6). Aber außer der letztgenannten Abhandlung
bleiben es eben gelegentliche Bemerkungen; es fehlt die Synthese und, was
wichtiger ist, die feste Grundlage gut datierter und veröffentlichter Denk
mäler. Der Bruchteil griechisch-römischer Skulpturfunde der letzten hundert
Jahre, der der Wissenschaft in brauchbarer Form zugänglich gemacht ist, ist
verschwindend gering, — und die Datierung „römisch" für östliche Skulptur
ist auch jetzt noch den meisten Archäologen geläufig, wo doch alles West-
liche schon seit langem auf die Regierungszeiten bestimmt ist. Am aller-
meisten gilt das natürlich von der statuarischen Plastik, die ja in
großer Mehrheit aus Kopien besteht, wo das Herausschälen stilistischer Kri-
terien immer auf die Schwierigkeit stößt, den Zeitstil des Originals (eventuell
der Zwischenkopie) und der Kopie reinlich zu sondern. Außerdem könnte

, Rev. arch. 1915, 140.

2) Richter (Sculpture & Sculptors of the Greeks 2, 1930), Lawrence (Classieal
Sculpture, 1929, und Later Greek Sculpture, 1927) beenden ihre Darstellung mit
dem augusteischen Zeitalter; Strong (La Scultura romana, 1926) läßt die Pro-
vinzkunst aus dem Spiel.

3) So: Koch, Römische Kunst (1925), Strong, Art in Ancient Rome (1929),
Rumpf, Griechische und Römische Kunst (1931). Allerdings drei kurz gefaßte
Kompendien; eine groß angelegte Kunstgeschichte der römischen Epoche fehlt
bisher.

4) In Cambridge Ancient History, Bd. XI.

5) Athenes sous Auguste (1927); Athenes de Tibere ä Trajan (1931), Athenes
sous Hadrien (1934), Herode Atticus (1930).

') Romeinsche Kunstgeschiedenis (1925), vgl. dazu Pächt in dieser Zeit-
schrift, VI, 3.

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