VINZENZ OBERHAMMER, Die Bronzestandbilderdes Maximilian-
grabes in der Hofkirche zu Innsbruck Tyrolia, Innsbruck-Wien-
München, 1935.
Die Geschichte des Maximiliangrabes ist zuerst von David v. Schön-
herr in einer umfangreichen Publikation (1890), doch rein historisch, in
Auswertung der archivalischen Quellen dargestellt worden. Erst viel später
(1921, 1922) haben Innsbrucker Kunsthistoriker, Josef Weingartner
und der Schreiber dieser Zeilen, allerdings auf knappem Raum, die eigentlich
kunstgeschichtlichen Fragen angeschnitten: die Herleitung der Grabmals-
idee, die künstlerische Eigenart der einzelnen Meister, den Stilwandel im
Lauf der Ausführung und anderes. Aus der Fülle seiner Kenntnis spätmittel-
alterlicher Kunst heraus hat dann Wi1he1mPinder in seiner „Deutschen
Plastik vom ausgehenden Mittelalter bis zum Ende der Renaissance" eine
ganze Reihe neuer Ideen über die Zusammenhänge und die Stilentwicklung
der Meister des Maximiliangrabes hingestreut, an die Oberhammer zum
Teil unmittelbar anknüpft.
Alledem gegenüber bedeutet es eine mutige Tat und ein großes Verdienst,
daß sich 0., angeregt durch M. Dreger, dessen Name hier nicht
übergangen werden soll, an eine neuerliche systematische Durcharbeitung
des ganzen Quellenmaterials gemacht und auf sie in langjähriger Forscher-
arbeit eine wirklich erschöpfende Untersuchung aller kunstgeschichtlichen
Probleme aufgebaut hat, die uns nun in einem Folioband von 568 Seiten mit
über 300 in den Text eingefügten, großenteils vollseitigen Abbildungen in
wahrhaft monumentaler Form vorliegt. Die Abbildungen, die fast durchaus
auf eigenen Aufnahmen des Verfassers beruhen, sind allein schon eine her-
vorragende Leistung: indem sie nicht nur grundsätzlich alle großen und
kleinen Statuen, sondern überdies eine große Menge Details derselben wieder-
geben, wird uns überhaupt erst der erstaunliche Reichtum und die Fülle der
Einzelschönheiten des gewaltigen Werkes anschaulich. Die wissenschaftliche
Untersuchung beschränkt sich auf die Erzbilder als den eigentlich maximi-
lianischen Teil des Grabwerkes; der Kenotaph wird als Schöpfung einer spä-
teren, wesentlich anders eingestellten Epoche nur in der allgemeinen Ein-
leitung, übrigens mit wertvollen neuen Ergebnissen, besprochen. An die vielen
und schwierigen Fragen, die auch die Erzbilder für sich noch der Forschung
aufgeben, macht sich der Verfasser mit einer alles nur Mögliche bedenkenden
Sorgfalt, mit bereichertem Quellenmaterial und erweitertem Ausblick heran.
Schon der einleitende, umfangreiche Abschnitt über den „Grabmalsplan"
bringt neue Ergebnisse. Der Gedanke des „Totengeleites" wird über die
mittelalterlichen Vorbilder (die der Schreiber dieser Zeilen schon 1922 in den
französisch-burgundischen Klage-Tumben und im Grabmal Friedrichs III. in
Wien gesucht hat) Q auf den römischen Totenkult zurückgeführt, bei dem
*) H. Hammer, Die Erzbilder des Maximiliangrabes in Innsbruck, Kunst in
Tirol, Band 11, Wien 1922.
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grabes in der Hofkirche zu Innsbruck Tyrolia, Innsbruck-Wien-
München, 1935.
Die Geschichte des Maximiliangrabes ist zuerst von David v. Schön-
herr in einer umfangreichen Publikation (1890), doch rein historisch, in
Auswertung der archivalischen Quellen dargestellt worden. Erst viel später
(1921, 1922) haben Innsbrucker Kunsthistoriker, Josef Weingartner
und der Schreiber dieser Zeilen, allerdings auf knappem Raum, die eigentlich
kunstgeschichtlichen Fragen angeschnitten: die Herleitung der Grabmals-
idee, die künstlerische Eigenart der einzelnen Meister, den Stilwandel im
Lauf der Ausführung und anderes. Aus der Fülle seiner Kenntnis spätmittel-
alterlicher Kunst heraus hat dann Wi1he1mPinder in seiner „Deutschen
Plastik vom ausgehenden Mittelalter bis zum Ende der Renaissance" eine
ganze Reihe neuer Ideen über die Zusammenhänge und die Stilentwicklung
der Meister des Maximiliangrabes hingestreut, an die Oberhammer zum
Teil unmittelbar anknüpft.
Alledem gegenüber bedeutet es eine mutige Tat und ein großes Verdienst,
daß sich 0., angeregt durch M. Dreger, dessen Name hier nicht
übergangen werden soll, an eine neuerliche systematische Durcharbeitung
des ganzen Quellenmaterials gemacht und auf sie in langjähriger Forscher-
arbeit eine wirklich erschöpfende Untersuchung aller kunstgeschichtlichen
Probleme aufgebaut hat, die uns nun in einem Folioband von 568 Seiten mit
über 300 in den Text eingefügten, großenteils vollseitigen Abbildungen in
wahrhaft monumentaler Form vorliegt. Die Abbildungen, die fast durchaus
auf eigenen Aufnahmen des Verfassers beruhen, sind allein schon eine her-
vorragende Leistung: indem sie nicht nur grundsätzlich alle großen und
kleinen Statuen, sondern überdies eine große Menge Details derselben wieder-
geben, wird uns überhaupt erst der erstaunliche Reichtum und die Fülle der
Einzelschönheiten des gewaltigen Werkes anschaulich. Die wissenschaftliche
Untersuchung beschränkt sich auf die Erzbilder als den eigentlich maximi-
lianischen Teil des Grabwerkes; der Kenotaph wird als Schöpfung einer spä-
teren, wesentlich anders eingestellten Epoche nur in der allgemeinen Ein-
leitung, übrigens mit wertvollen neuen Ergebnissen, besprochen. An die vielen
und schwierigen Fragen, die auch die Erzbilder für sich noch der Forschung
aufgeben, macht sich der Verfasser mit einer alles nur Mögliche bedenkenden
Sorgfalt, mit bereichertem Quellenmaterial und erweitertem Ausblick heran.
Schon der einleitende, umfangreiche Abschnitt über den „Grabmalsplan"
bringt neue Ergebnisse. Der Gedanke des „Totengeleites" wird über die
mittelalterlichen Vorbilder (die der Schreiber dieser Zeilen schon 1922 in den
französisch-burgundischen Klage-Tumben und im Grabmal Friedrichs III. in
Wien gesucht hat) Q auf den römischen Totenkult zurückgeführt, bei dem
*) H. Hammer, Die Erzbilder des Maximiliangrabes in Innsbruck, Kunst in
Tirol, Band 11, Wien 1922.
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