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Kritische Berichte zur kunstgeschichtlichen Literatur — 6.1937

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Pächt, Otto: [Rezension von: G. A. S. Snijder, Romeinsche Kunstgeschiedenis. Tidschrift f. Geschiednis, Band 40]
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https://doi.org/10.11588/diglit.73285#0009
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G. A. S. SNIJDER, Romeinsche Kunstgeschiedenis. Tidschrift f. Ge-
schiedenis. Bd. 40. 1925.
Es ist nicht üblich, zehn Jahre zurückliegende Publikationen zu rezensie-
ren. Wenn es hier dennoch geschieht, so muß der Beweis erbracht werden,
daß es sich um eine Arbeit handelt, die auch heute noch für die Wissenschaft
aktuelle Bedeutung besitzt. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung einer wissen-
schaftlichen Untersuchung und der, da sie verständnisvolle Beachtung findet,
werden nicht immer zusammenfallen, am wenigsten dann, wenn der Forschung
in ihr neue Wege gewiesen werden. Der Rezensent ist nun der Ansicht, daß
die Snijdersche Untersuchung problemgeschichtlich fortgeschrittener ist als
die seither zum gleichen Thema erschienenen Arbeiten, und erachtet einen
Hinweis auf sie für dringend notwendig, damit ihre Bedeutung nicht länger
übersehen werde 9.
Snijders Abhandlung trägt die Überschrift „Romeinsche Kunstgeschie-
denis". Damit ist weder eine mehr oder minder ausführliche Geschichtsdar-
stellung gemeint, noch eine Schilderung der Stilentwicklung. Es soll vielmehr
in der kleinen Schrift die Frage entschieden werden, ob man überhaupt von
einer römischen Kunstgeschichte in einem mehr als äußerlichen Sinn sprechen
darf. In einem Sinn nämlich, in dem „römisch" keine zeitliche oder örtliche
Klassifikation bedeutet, sondern einen spezifischen Charakter, eine unver-
wechselbare, einmalige Wesenheit meint. Wer würde nicht, wenn er von
einer solchen Fragestellung mehr als dreißig Jahre nach dem Erscheinen von
Wickhoffs „Römischer Kunst" hört, zunächst an einen Anachronismus den-
ken? Gerade in der letzten Zeit sind wenige Gebiete der Kunstgeschichte so
intensiv durchforscht worden wie die letzten Kapitel der antiken, eine Fülle
von Materialpublikationen und Stilanalysen bezeugen das außergewöhnliche
Interesse, das die Wissenschaft den Phänomenen der spät- und spätest-
antiken, also vornehmlich der römischen Kunst entgegenbringt 2). Und da

*) Eine Kritik der Snijderschen Untersuchung von C. Weickert ist im Gnomon
1927, p. 222 ff. erschienen. Diese Rezension referiert in ausgezeichneter Weise,
wenn auch in knappen Zügen, über die wesentlichsten Motive und Ergebnisse der
S.sehen Arbeit, ohne freilich ihrer prinzipiellen Bedeutung ganz gerecht zu wer-
den. Ich selbst verdanke die Kenntnis dieser Abhandlung, die an einer für die
deutsche Kunstwissenschaft ziemlich entlegenen Stelle erschienen ist, einem
Hinweis bei J. v. Schlosser, Über einige geschichtliche Voraussetzungen der mit-
telalterlichen Kunstsprache in der Festschrift für Hermann Egger, Graz 1933,
p. 13 ff. Im übrigen sei bei dieser Gelegenheit noch ausdrücklich auf diese groß-
artige und umfassende Zusammenschau des unendlich komplizierten Problem-
komplexes der Spätantike hingewiesen.

2) Es ist unmöglich, an dieser Stelle eine Bibliographie der riesigen Literatur
zur Geschichte der spätantiken Kunst zu geben. Autorennamen wie Alföldi,
Curtius, Delbrück, Garger, Hinks, Kaschnitz, Koch, Lehmann-Hartleben, Matz,
Morey, L'Orange, Rodenwaldt, Schober, Sieveking, Strong, Strzygowski, Styger,
Toynbee, Weickert, Weigand, Wirth, Zadoks mögen an die wichtigsten Publika-
tionen erinnern.

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