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Metzgertanz als Folge eines historischen Ereignisses betrachteten,
muß gestellt werden, zumal die Herleitung des Fastnachtsbrauches
in diesem Rahmen als höchst fragwürdig erscheinen muß, wenn sach-
liche und zeitliche Parallelbelege aus anderen Regionen betrachtet
werden, so aus Zürich, Luzern und anderen Orten. Weil die Metzger
mit ihren Schlachtbeilen in der Züricher "Mordnacht" des Jahres 1350
so tapfer und ehrlich den Feind angegriffen hätten, sei ihnen das
Privileg verliehen worden, zur Fastnacht einen Umzug zu gestalten,
schreibt der Chronist Josias Simler: "Unter disen letzteren (den
Verteidigern der Stadt) waren die Metzger die ersten/ dann als sie
in ihrem zunächst bey dem Rahthaus am Wasser gelegenen Schlachthaus
den Bürgermeister ruffen hörten/ sind sie mit ihren Schlacht-Axen
hervor geloffen/ und haben den Feind angegriffen/ darum ihnen ein
Leu zu einem Ehren-Zeichen ihrer erwiesenen Dapferkeit gegeben wor-
den/ welchen sie jährlich auf die Äschen-Mittwochen mit frommen und
Pfeiffen auch einem Fahnen/ in Harnisch/Beckelhauben und anderem
nach alter Manier bewaffnet in der Stadt herum tragen."
Ganz ähnlich äußert sich Heinrich Bullinger: "Diewyl aber die metz-
ger mitt iren schlacht Bielen in dieser nodt der statt sich so
eerlich und dapfer gehalten habend, ist inen und iren nachkommen-
den von einem eersamen raath Zürich die fryheit gäben,das sy umb
Matthie (24. Febr.) in der statt in ir ordnung um ziehen mögend,
und tragend der statt zeychen oder fändli, darzu ein strytenden
Löwen näbend dem die metzger mitt schlacht bielen ziehn sollend
zu eerlichen ewigen gedächtnuss das sy mit iren schlacht bielen
wie die stryttenden erzürndten löuwen in die mörder gefallen
sind, und für gemeine statt ritterlich gestritten ..."
119 12
Ganz ähnlich berichten Petermann Etterlin und Diebold Schilling
aus Luzern. Dort hätten die Metzgergesellen, von einem jungen
Knaben gewarnt, die Bürgerschaft zur Rettung der Stadt zu-
sammengerufen, als in der "Mordnacht" des Jahres 1333 österrei-
chisch gesinnte Aufrührer einen Anschlag vorbereiteten. "In der
chronikalischen Überlieferung ist allerdings nirgends davon die
Rede, daß ähnlich wie in Zürich der Landsknechtsumzug (ein später
bezeugter Fastnachtsbrauch mit Beteiligung der Metzgerzunft) zum
Metzgertanz als Folge eines historischen Ereignisses betrachteten,
muß gestellt werden, zumal die Herleitung des Fastnachtsbrauches
in diesem Rahmen als höchst fragwürdig erscheinen muß, wenn sach-
liche und zeitliche Parallelbelege aus anderen Regionen betrachtet
werden, so aus Zürich, Luzern und anderen Orten. Weil die Metzger
mit ihren Schlachtbeilen in der Züricher "Mordnacht" des Jahres 1350
so tapfer und ehrlich den Feind angegriffen hätten, sei ihnen das
Privileg verliehen worden, zur Fastnacht einen Umzug zu gestalten,
schreibt der Chronist Josias Simler: "Unter disen letzteren (den
Verteidigern der Stadt) waren die Metzger die ersten/ dann als sie
in ihrem zunächst bey dem Rahthaus am Wasser gelegenen Schlachthaus
den Bürgermeister ruffen hörten/ sind sie mit ihren Schlacht-Axen
hervor geloffen/ und haben den Feind angegriffen/ darum ihnen ein
Leu zu einem Ehren-Zeichen ihrer erwiesenen Dapferkeit gegeben wor-
den/ welchen sie jährlich auf die Äschen-Mittwochen mit frommen und
Pfeiffen auch einem Fahnen/ in Harnisch/Beckelhauben und anderem
nach alter Manier bewaffnet in der Stadt herum tragen."
Ganz ähnlich äußert sich Heinrich Bullinger: "Diewyl aber die metz-
ger mitt iren schlacht Bielen in dieser nodt der statt sich so
eerlich und dapfer gehalten habend, ist inen und iren nachkommen-
den von einem eersamen raath Zürich die fryheit gäben,das sy umb
Matthie (24. Febr.) in der statt in ir ordnung um ziehen mögend,
und tragend der statt zeychen oder fändli, darzu ein strytenden
Löwen näbend dem die metzger mitt schlacht bielen ziehn sollend
zu eerlichen ewigen gedächtnuss das sy mit iren schlacht bielen
wie die stryttenden erzürndten löuwen in die mörder gefallen
sind, und für gemeine statt ritterlich gestritten ..."
119 12
Ganz ähnlich berichten Petermann Etterlin und Diebold Schilling
aus Luzern. Dort hätten die Metzgergesellen, von einem jungen
Knaben gewarnt, die Bürgerschaft zur Rettung der Stadt zu-
sammengerufen, als in der "Mordnacht" des Jahres 1333 österrei-
chisch gesinnte Aufrührer einen Anschlag vorbereiteten. "In der
chronikalischen Überlieferung ist allerdings nirgends davon die
Rede, daß ähnlich wie in Zürich der Landsknechtsumzug (ein später
bezeugter Fastnachtsbrauch mit Beteiligung der Metzgerzunft) zum