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Küster, Jürgen
Spectaculum vitiorum: Studien zur Intentionalität und Geschichte des Nürnberger Schembartlaufes — Remscheid: Kierdorf-Verl., 1983

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.73509#0198
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4. Die Handwerkertänze
In den Darstellungen der Schembartbücher finden gelegentlich die
Handwerkertänze Berücksichtigung. Es handelt sich zumeist um
ganz- oder doppelseitige Bilder, auf denen Kostüme, Formationen
und szenisches Beiwerk gezeigt werden. Eine Auflistung der
für die einzelnen Typen relevanten Handschriften gibt Hans
475
Ulrich Roller4

Der vorliegenden Studie liegen vor allem die Aufzeichnungen aus
den Schembartbüchern Kiel KB 395 zu den Tuchmacher- und Schäffler-
tänzen, Nor.K.444 zu den Schreiner- und Messererveranstaltungen
und der Handschrift Solg.Ms.25.2° zugrunde.
Ergänzende Zeugnisse enthalten Chroniken, Ratsverlässe und
Materialsammlungen späterer Autoren. Hier sind insbesondere die Ar-
beiten von Johann Christoph Siebenkees und das "Nürnbergische Schön-
bartbuch" zu nennen. Ferner sind die kolorierten Zeichnungen des 17.
Jahrhunderts auszuwerten, die, im Besitz der Stadtbibliothek Nürn-
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berg, von Gerhard Pfeiffer publiziert worden sind und Auf-
schluß über formale Aspekte einzelner Tanzbelustigungen geben.
Erst die Nürnberger Fastnachtskultur des 15. Jahrhunderts wird
nachweislich vom Handwerkertanz mitbestimmt. Der erste Beleg
für seine Existenz ist zwar bereits aus dem Jahr 1397 datiert
und wird häufig zitiert, betrifft aber ausschließlich die Metz-
ger, deren besondere Rolle in der Fastnacht bereits oben bespro-
chen worden ist. Unglaubwürdig ist die Behauptung Siebenkees', die
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Tradition des Messerertanzes beginne mit dem Jahre 1350 , weil
diese Ansicht von keiner zeitgenössischen Quelle begründet und
eher im Zusammenhang mit der historisierenden Herkunftssage zum
Schembartlauf verständlich wird, die realen Wert zu entbehren
scheint.
Authentische Zeugnisse hinsichtlich der Handwerkertänze in der
Nürnberger Fastnacht sind die Ratsverlässe. Sie konzentrieren
 
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