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Dritte Periode.

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Gompobition , clie ebenfalls eine wirkung'syolle Rliythniik des umschlosse-
nen Raumes hervorhringt und geeignet war, mit einem andern For-
menprincip zu einem Leben neuer und höherer Gattung entwickelt zu
werden. —

Der Zeit Constantin s gehören ausserdem einige ansehnliche Baureste
in den Provinzen an. So die Reste von zwei grossen Basiliken, die
eine zu Pergamus (Hagios Theologos), die andre zu Trier (jetzt als
evangelische Kirche thunlichst in der alten Form erneut). 1 Yon der
Ausstattung beider ist nichts erlialten, doch lässt sich besonders an der
pergamenischen Basilika einstiger reicher Säulenschmuck nachweisen; bei
beiden ist die einfache Kolossalität der Anlage von Wirkung. Trier 2 er-
freute sich als frühere Residenz des Kaisers mannigfacher Begünstigung.
Dafiir sprechen ausser der Basilika insbesondere die Reste des kaiserlichen
Palastes (der sog. Thermen), eine Anlage von mächtiger Ausdehnung,
durch die wiederliolte Yerbindung grosser Absiden (halbkreisförmiger Ni-
schen) mit den Haupträumen eigenthümlich bemerkenswerth.

Bvzanz, von jetzt ab Constantinopolis, wurde durch Constantin
zum Hauptsitz der kaiserlichen Herrschaft bestimmt und zu einem neuen
Rom umgebaut. Yon den dortigen Anlagen seiner Zeit, die für dieUm-
gestaltung der Architektur voraussetzlich von wesentlicher Bedeutung
waren, ist nichts erhalten.

S c u 1 p t u r.

In der Sculptur dieser Epoche läuft Historisclies im römischen Sinne
und Ideales im hellenischen nebeneinander liin, Beides in der überliefer-
ten Weise der Darstellung, in mehr und mehr mangelhafter Form und
Behandlung, bis auch hier scliliesslich völlige Ermattung und Erstarrung
eintritt.

Der grosse Triumphbogensdes Septimius Severus zu Rom ist
wiederum aufs Reichste mit bildnerischer Darstellung, auf die kriegerischen
Thaten des Kaisers beziiglich, die jedoch höchlichst beschädigt ist, ver-
sehen. Zu bemerken ist hier nur, dass diesen Sculpturen (mit Ausnahme
der eigentlich dekorativen) die rhythmische Yertheilung fehlt, dass beson-
ders die grossen Flächen über den Seitenbögen unschön mit je einem
sehr figurenreichen Relief (und je einem kleinen Friesbilde unter demsel-
ben) ausgefiillt werden und dass die in dem einzelnen Relief enthaltenen
Scenen sich wirr, keinen Gesammteindruck mehr gewährend, über dasselbe
hinbreiten. — Der sogenannte Bogen der Goldschmiede ist in seinen
Fülltheilen ebenfalls mit Bildwerk bedeckt, Opferscenen des Septimius,
Mythisch-Symbolisches u. dergl. darstellend. Auch diese Arbeiten sind
vielfach beschädigt; doch lassen sie deutlicher eine schon sehr gesunkene,
nur noch handwerkliche Technik erkennen. — Ein kolossaler Sarkophag
in der Yilla Ludovisi zu Rom ist mit der Reliefdarstellung einer auf

1 Als Basilika sehr fraglich, wahrscheinlich vielmehr ein Thermenraum. W. L.

— 2 Chr. W. Schmidt, Baudenkmale der römischen Periode und des Mittelalters
in Trier und seiner Umgebung.
 
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