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B. Die Kunst fles gothischen Styles.
sen Meistern arbeiteten in Padua allerdings andere Nachfolger der
Schule Giotto’s, in deren Händen der Styl dieser letztem nur in
ziemlich abgestorbener Weise zu Tage tritt: Giovanni und Antonio
Padovano (Fresken des Baptisteriums und der Kapelle S. Luca in
S. Antonio), später Giovanni Miretto (um 1420, höchst ausgedehnte
Fresken astrologischen Inhaltes in der Sala della ragione) etc. —
In der früheren Zeit des 15. Jahrhunderts blühte der Veroneser
Vittore Pisano (oder Pisanello), der sich durch Anmuth und Zart-
heit in Bewegungen und Charakteren auszeichnet. Ihm schreibt
man u. a. das Wandgemälde einer Verkündigung in S. Fermo, und
eine Madonna mit Engeln und Heiligen in der stäclischen Samm-
lung von Verona zu. Ein noch sehr alterthümliches, aber durch
Schmelz der Behandlung anziehendes Bildchen, S. Antonius Abbas
und der heil. Georg, denen die Jungfrau mit dem Kinde erscheint,
bezeichnet Pisanus pl., ist kürzlich aus der Sammlung Costabili zu
Ferrara nach England gekommen. In seiner späteren Zeit neigte
sich dieser Künstler mehr der modernen Richtung der Kunst zu,
und namentlich gehören hieher seine Arbeiten plastischer Art (Me-
daillen) , die in das zweite Viertel des fünfzehnten Jahrhunderts
fallen. Von diesen später ein Mehreres.
Ferner sind als lombardische Künstler hervorzuheben: der wie
es scheint zu Treviso geborne Thomas de Mntina, um die Mitte
des. Jahrhunderts blühend und in seinen Werken eGva der schlich-
ten Anmuth des Vitale von Bologna vergleichbar. (Treffliche Wand-
gemälde vom J. 1352 im Kapitelsaale von S. Nicola zu Treviso;
zwei Tafeln in der Kreuzkapelle des Schlosses Karlstein in Böh-
men ; ein Altarbild in der k. k. Galerie zu Wien); -— ein Barnaba
von Modena,1 im Einzelnen mehr noch byzantinisirend (Madonna
vom J. 1369 im Museum von Berlin, dann ein bezeichnetes Bild
einer von Engeln verehrten Madonna in der Akademie zu Pisa),
— und der Mailänder Leonardo de Bissuccio, -von dem ein Cyclus
von Wandgemälden, der Zeit um 1433 angehörig, sich in S. Gio-
vanni a Carbonara zu Neapel (in einer Grabkapelle hinter dem
Chor) erhalten hat; Geschichten der Maria und Heilige vorstellend,
zeichnen sich diese Arbeiten sowohl durch die einfache Haltung des
Ganzen, wie durch die Lieblichkeit in Bildung und Ausdruck der
Köpfe aus. 1 2
In Venedig erscheinen fast das ganze 14. Jahrhundert hin-
durch noch byzantinische Einflüsse wirksam, so dass z. B. die aus dem
14. Jahrhundert stammenden Mosaiken minder frei davon sind,
als die um mindestens hundert Jahre ältern in der Vorhalle; doch
lösen sich diese Einflüsse in den, der späteren Zeit des Jahrhun-
derts angehörigen Malereien zu einer schlichten Anmuth, Um diese
Zeit gieht sich eine unverkennbare Verwandtschaft mit der alten
1 Ueber Barnaba vergl. Waagen, im Kunstblatt, 1854, S. 48. — 2 Passavant,
im Schorn’schen Kunstblatt, 1838, Nro. 66.
B. Die Kunst fles gothischen Styles.
sen Meistern arbeiteten in Padua allerdings andere Nachfolger der
Schule Giotto’s, in deren Händen der Styl dieser letztem nur in
ziemlich abgestorbener Weise zu Tage tritt: Giovanni und Antonio
Padovano (Fresken des Baptisteriums und der Kapelle S. Luca in
S. Antonio), später Giovanni Miretto (um 1420, höchst ausgedehnte
Fresken astrologischen Inhaltes in der Sala della ragione) etc. —
In der früheren Zeit des 15. Jahrhunderts blühte der Veroneser
Vittore Pisano (oder Pisanello), der sich durch Anmuth und Zart-
heit in Bewegungen und Charakteren auszeichnet. Ihm schreibt
man u. a. das Wandgemälde einer Verkündigung in S. Fermo, und
eine Madonna mit Engeln und Heiligen in der stäclischen Samm-
lung von Verona zu. Ein noch sehr alterthümliches, aber durch
Schmelz der Behandlung anziehendes Bildchen, S. Antonius Abbas
und der heil. Georg, denen die Jungfrau mit dem Kinde erscheint,
bezeichnet Pisanus pl., ist kürzlich aus der Sammlung Costabili zu
Ferrara nach England gekommen. In seiner späteren Zeit neigte
sich dieser Künstler mehr der modernen Richtung der Kunst zu,
und namentlich gehören hieher seine Arbeiten plastischer Art (Me-
daillen) , die in das zweite Viertel des fünfzehnten Jahrhunderts
fallen. Von diesen später ein Mehreres.
Ferner sind als lombardische Künstler hervorzuheben: der wie
es scheint zu Treviso geborne Thomas de Mntina, um die Mitte
des. Jahrhunderts blühend und in seinen Werken eGva der schlich-
ten Anmuth des Vitale von Bologna vergleichbar. (Treffliche Wand-
gemälde vom J. 1352 im Kapitelsaale von S. Nicola zu Treviso;
zwei Tafeln in der Kreuzkapelle des Schlosses Karlstein in Böh-
men ; ein Altarbild in der k. k. Galerie zu Wien); -— ein Barnaba
von Modena,1 im Einzelnen mehr noch byzantinisirend (Madonna
vom J. 1369 im Museum von Berlin, dann ein bezeichnetes Bild
einer von Engeln verehrten Madonna in der Akademie zu Pisa),
— und der Mailänder Leonardo de Bissuccio, -von dem ein Cyclus
von Wandgemälden, der Zeit um 1433 angehörig, sich in S. Gio-
vanni a Carbonara zu Neapel (in einer Grabkapelle hinter dem
Chor) erhalten hat; Geschichten der Maria und Heilige vorstellend,
zeichnen sich diese Arbeiten sowohl durch die einfache Haltung des
Ganzen, wie durch die Lieblichkeit in Bildung und Ausdruck der
Köpfe aus. 1 2
In Venedig erscheinen fast das ganze 14. Jahrhundert hin-
durch noch byzantinische Einflüsse wirksam, so dass z. B. die aus dem
14. Jahrhundert stammenden Mosaiken minder frei davon sind,
als die um mindestens hundert Jahre ältern in der Vorhalle; doch
lösen sich diese Einflüsse in den, der späteren Zeit des Jahrhun-
derts angehörigen Malereien zu einer schlichten Anmuth, Um diese
Zeit gieht sich eine unverkennbare Verwandtschaft mit der alten
1 Ueber Barnaba vergl. Waagen, im Kunstblatt, 1854, S. 48. — 2 Passavant,
im Schorn’schen Kunstblatt, 1838, Nro. 66.