Dritte Periode.
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Kölner Schule kund; so schon in dem grossen Altarwerk der Ver-
kündigung (1371) von Lorenzo Veneziano in der Akademie zu Ve-
nedig, während eine andre grosse Tafel von ihm (1357) noch be-
trächtlich alterthümlicher; ebenso in der Madonna mit dem Kinde
und Engeln, von Niccolo Veneto 1 (1394) ebendort. Ausser diesen
Beiden blühte im 14. Jahrhundert zu Venedig ein Meister Paolo,
der mit seinen Söhnen Luca und Giovanni 1345 die Altartafel fer-
tigte, welche, noch sehr byzantinisch und ohne Reiz in den Formen,
sich in S. Marco hinter dem Hauptaltar befindet. Ferner Jaco-
bello de JBonomo (1385); der Bolognese MiccJiele Mattei, der sehr
zierlich ist und Verwandtschaft mit Gentile da Fabriano zeigt.
Bedeutender entwickelt sich der gothische Styl der venetiani-
schen Malerei in der ersten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts;
eine gewisse schmelzende Weichheit, der es jedoch nicht an Ernst
und Würde fehlt, tritt in den Bildern dieser Zeit hervor, und na-
mentlich sind sie ausgezeichnet in Betreff der warmen, gesättigten
Färbung, besonders des Fleisches. Zu den Künstlern dieser Rich-
tung gehören zunächst: Michiel Giambono (vorzüglich schöne Mo-
saiken vom Jahr 1430 in S. Marco, Capella de’ Mascoli) und Ja-
cobello de Flore (von diesem eine Madonna v. J. 1436 in der Aka-
demie zu Venedig.)1 2 Vorzüglich bedeutend jedoch erscheinen die
beiden fast immer gemeinschaftlich arbeitenden Künstler, Giovanni
Älamano (oder de Alemania) und Antonio Vivarini von Murano;
zwei vortreffliche Bilder ihrer Hand, vom J. 1440 und 1446 sieht
man in der Akademie von Venedig,3 drei grosse Altarwerke in
der goldnen Kapelle bei S. Zaccaria ebendaselbst. In diesen tritt
der Einfluss der Kölner Schule noch bestimmter hervor, da Johan-
nes „der Deutsche“ sicher ein Kölner oder doch in Köln gebildet
war. Die Schule von Murano, mit der wir ihn in Verbindung
sehen, und die vielleicht von Andrea da Murano gestiftet wurde,
beherrschte die ganze venezianische Malerei des 15. Jahrhunderts
bis in die Blüthezeit des 16. Jahrhunderts hinein. —- Hieher ge-
hört auch Jacopo Fellini, der Vater, obwohl dieser sich mehr an
die Paduaner und noch mehr an Gentile da Fabriano anlehnt.
(Ein Band mit Handzeichnungen von ihm (1430) im britischen Mu-
seum zu London.)
Andre, mannigfach verwandte Erscheinungen zeigen sich in
den Gegenden der ankonitanischen Mark. Hier sind zunächst
zwei Künstler der Stadt Fabriano namhaft zu machen: Allegretto
(oder Gritto di Nuzio), ein im Ganzen unbedeutender Künstler, der,
obwohl noch sehr herb und trocken, doch eine sanfte Milde des
Ausdruckes erstrebt (ein Altarbild vom J. 1369 in der Sakristei
1 AVahrscheinlich dieselbe Person mit Niccolo Semitecolo (1367), welcher im
J. 1394 sich als „an der Paradiesbrücke wohnhaft“ bezeichnet und 1404 als „Nico-
laus Paradixi Miles“ vorkommt. — 0. M. — 2 Denkm. der Kunst, T. 69 (1). —
3 Ebenda.
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Kölner Schule kund; so schon in dem grossen Altarwerk der Ver-
kündigung (1371) von Lorenzo Veneziano in der Akademie zu Ve-
nedig, während eine andre grosse Tafel von ihm (1357) noch be-
trächtlich alterthümlicher; ebenso in der Madonna mit dem Kinde
und Engeln, von Niccolo Veneto 1 (1394) ebendort. Ausser diesen
Beiden blühte im 14. Jahrhundert zu Venedig ein Meister Paolo,
der mit seinen Söhnen Luca und Giovanni 1345 die Altartafel fer-
tigte, welche, noch sehr byzantinisch und ohne Reiz in den Formen,
sich in S. Marco hinter dem Hauptaltar befindet. Ferner Jaco-
bello de JBonomo (1385); der Bolognese MiccJiele Mattei, der sehr
zierlich ist und Verwandtschaft mit Gentile da Fabriano zeigt.
Bedeutender entwickelt sich der gothische Styl der venetiani-
schen Malerei in der ersten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts;
eine gewisse schmelzende Weichheit, der es jedoch nicht an Ernst
und Würde fehlt, tritt in den Bildern dieser Zeit hervor, und na-
mentlich sind sie ausgezeichnet in Betreff der warmen, gesättigten
Färbung, besonders des Fleisches. Zu den Künstlern dieser Rich-
tung gehören zunächst: Michiel Giambono (vorzüglich schöne Mo-
saiken vom Jahr 1430 in S. Marco, Capella de’ Mascoli) und Ja-
cobello de Flore (von diesem eine Madonna v. J. 1436 in der Aka-
demie zu Venedig.)1 2 Vorzüglich bedeutend jedoch erscheinen die
beiden fast immer gemeinschaftlich arbeitenden Künstler, Giovanni
Älamano (oder de Alemania) und Antonio Vivarini von Murano;
zwei vortreffliche Bilder ihrer Hand, vom J. 1440 und 1446 sieht
man in der Akademie von Venedig,3 drei grosse Altarwerke in
der goldnen Kapelle bei S. Zaccaria ebendaselbst. In diesen tritt
der Einfluss der Kölner Schule noch bestimmter hervor, da Johan-
nes „der Deutsche“ sicher ein Kölner oder doch in Köln gebildet
war. Die Schule von Murano, mit der wir ihn in Verbindung
sehen, und die vielleicht von Andrea da Murano gestiftet wurde,
beherrschte die ganze venezianische Malerei des 15. Jahrhunderts
bis in die Blüthezeit des 16. Jahrhunderts hinein. —- Hieher ge-
hört auch Jacopo Fellini, der Vater, obwohl dieser sich mehr an
die Paduaner und noch mehr an Gentile da Fabriano anlehnt.
(Ein Band mit Handzeichnungen von ihm (1430) im britischen Mu-
seum zu London.)
Andre, mannigfach verwandte Erscheinungen zeigen sich in
den Gegenden der ankonitanischen Mark. Hier sind zunächst
zwei Künstler der Stadt Fabriano namhaft zu machen: Allegretto
(oder Gritto di Nuzio), ein im Ganzen unbedeutender Künstler, der,
obwohl noch sehr herb und trocken, doch eine sanfte Milde des
Ausdruckes erstrebt (ein Altarbild vom J. 1369 in der Sakristei
1 AVahrscheinlich dieselbe Person mit Niccolo Semitecolo (1367), welcher im
J. 1394 sich als „an der Paradiesbrücke wohnhaft“ bezeichnet und 1404 als „Nico-
laus Paradixi Miles“ vorkommt. — 0. M. — 2 Denkm. der Kunst, T. 69 (1). —
3 Ebenda.