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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 57.1906-1907

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Heilmeyer, Alexander: Die neuen Isarbrücken Münchens mit ihren tektonischen und plastischen Schmuckformen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9336#0014

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Die neuen Isarbrücken Münchens mit ibren tektonischen und plastischen Schmuckformen.

2. Von der Maximiliausbrücke in München; westlicher Teil. Aonstruktionsentwurf von Säger & lvoerner, München;
Architektur von Fr. v. Thiersch; Bildhauerarbeit von Ernst Pfeifer, Th. v. Gosen, G. Schwesinger und Phil.

W i d e n e r, München.

Maximiliansbrü cke gelungen. Sie zeigt sich als
Brücke, mit einem prächtigen architektonischen Kleide
(Abb. 2—6). Kirnt muß allerdings einen besonderen
Standort wählen, um alles übersehen zu können,
vom östlichen Flußufer aus übersieht man nur einen
Teil des hochgeschwungenen Brückenbogens. Die
Fahrbahn wird durch eine Reihe von Pfeilern ge-
stützt und getragen. An diese Pfeiler sind archi-
tektonische bildnerische Schmuckformen angegliedert,
palbsäulen, vorkragende Tragsteine und reich orna-
mentierte Füllungen an der Brüstung, so daß die
struktive Natur der Architektur im Stein zur vollsten
Entfaltung kommt. Die ornamentalen Motive, meist
heimischen Pflanzen entnommen, breiten sich mit
fast tropischer Üppigkeit und Fülle in dem ihnen
zugewiesenen Rahmen aus. Wie ein kostbares
Spitzengewebe erscheinen sie von ferne dem Auge.
Der am Joch emporsteigende Pfeiler erhielt gleichfalls
reichen bildnerischen Schmuck. Um das Kranzgesims

schlingen sich kräftige Wasserpflanzen und ein paar
Wassermenschen spüren im Kraut den Fischen nach.
Als weiterer Schmuck kommt noch dazu das Stadt-
wappen mit der Mauerkrone. Ebene Flächen wechseln
mit mannigfach gestalteten ornamentalen Formen
und erzeugen lebhafte Kontrastwirkungen; darin
liegt der besondere Reiz dieser Schmuckformen und
ihre starke Anziehungskraft für das Auge. Die Plastik
muß im Rahmen der Architektur ganz eigenartige
Wirkungen anstreben; sie kann sich aber doch als
eine weniger an bestimmte Zwecke und Bedürf-
nisse gebundene Kunst freier entfalten. Professor
Ernst Pfeifer, seit langem mit diesen Problemen
und Aufgaben beschäftigt, hat die architektonische
Bedingtheit der Plastik erkannt; seine ausdrucksvolle
künstlerische Formensprache kommt gerade bei dieser
Brücke zur Geltung. Neben der Plastik ist auch das
moderne Kunstgewerbe hervorragend beteiligt. Die
hübschen Beleuchtungskörper sind ihrer Anordnung

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