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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 57.1906-1907

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Heilmeyer, Alexander: Die neuen Isarbrücken Münchens mit ihren tektonischen und plastischen Schmuckformen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9336#0020

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Die neuen Jsarbrücken Münchens mit ihren tektonischen und plastischen Schmuckformen.

in fesseln geschlagen wird. N)rba suchte an dieser
Klippe vorbeizukommen, indem er in seiner Form-
gebung tektonisch typische mit individuell charakte-
ristischen Elementen vermischte. Ob wohl eine freiere
Behandlung der Form den monumentalen Charakter
des Standbildes beeinträchtigt hätte? Im Gegenteil,
es zeigt gerade die großzügige Modellierung despferde-
kopfes und vor allem die plastisch so wirkungsvolle
Figur des Reiters mit einem Stich ins individuell
Charakteristische wie das Ganze bei ähnlicher Be-
handlung gewonnen hätte. So ist es eigentlich nur
die Gestalt des Reiters, die es voll zum Ausdruck
bringt, was der Künstler wollte: einen wehrhaften
Mann hoch zu Roß, als ein weithin sichtbares und
erkennbares Wahrzeichen.

Bon den neuen Brücken veranschaulicht die
Kühnheit des konstruktiven Gedankens und die mit
logischer Konsequenz daraus fließende Form am
besten die Prinz regentenbrücke (Abb. 20—25)
Gin einziger Bogen überwölbt den Fluß, ein-
gespannt zwischen den massiven starken Uferschutz-
mauern. Glastizität, Kraft und Stärke drückt sich
in dieser kühnen Bogenstellung aus. Die starken Uferstützmauern zu
beiden Seiten erweisen sich als der beste Standort für monumentale
Bildwerke. Die Plastik spielt bei dieser Brücke eine hervorragende Rolle
Das Auge des Beschauers ruht mit Wohlgefallen auf den vier herr-
lichen Steinfiguren, zwei auf der westlichen und zwei auf der östlichen
Seite. Gine reizvolle Natur bildet den schönsten Rahmen um diese
prächtigen Gebilde des Meißels. Die erste Figur auf der westlichen
Seite rechter pand hat Prof. p. pahn gebildet. Das Motiv hat einen
am Boden liegenden nackten Mann, einen ruhenden Schnitter zum
Gegenstand. Die kräftigen Formen des schönen
männlichen Körpers zeichnen sich ruhig und klar
gegen die päusermaffen der prinzregentenstraße
ab. Die nächste Umgebung gibt einen Maßstab
für die Größe des Bildwerkes, das sich den archi-
tektonischen Massen gegenüber behauptet. An
der westlichen Seite (linker pand) erhebt sich in
gleicher Lage eine weibliche Figur mit einer Wein-
traube. Gs ist eine Arbeit des verstorbenen Bild-
hauers August D rumm. Das Symbol der Traube
soll auf die sonnige Pfalz Hinweisen, wie auch mit
dem Schnitter auf das fruchtbare getreidereiche
Oberbayern hingedeutet wird. Franken versinn-
bildlicht ein kräftiger Mann mit einem Fisch-
netz, fast die einzige Figur unter allen, die eine
lebhafte Geste zum Ausdruck bringt. Das Ganze
weist auf das fischreiche Franken hin. Balthasar
Schmitt ist der Schöpfer dieser Figur. Aus der
Hand von Erwin Kurz ist die vierte Figur,

„Schwaben", hervorgegangen. In ihrer Ruhe,

Einheit und Geschlossenheit spricht sich das Wesen
und der Charakter der Steinfigur am deutlichsten

Z8. u. X9- Erker von der wittelsbacher-
brücke. Von Theodor Fischer,
München-Stuttgart.

20. von der Prinz-
regentenbrücke; Mündung
eines Abzugkanals.

ö
 
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