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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 57.1906-1907

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Roessler, Arthur: Otto Obermeier
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https://doi.org/10.11588/diglit.9336#0026

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©tto Vbermeier.

mann, nichts mit dem Dekorationskrösus Glbrich
und nichts mit Aolo Moser, pankok oder Bruno
Paul. Die Einwirkungen, die seine Aunst erfuhr,
kamen ihm nicht aus einer gereizten Phantasie oder
der vielgestaltigen Aunst des modernen Europas und
des alten Asiens, sondern aus der peimat, aus dem
Aunst- und Aulturbestand des südlichen Deutschland,
und besonders aus dem vormärzlichen München.
Er schafft nicht für den Luxus, sondern für das
Bedürfnis, nicht für Ästheten, sondern für Menschen.

Das Gesagte nimmt sich vielleicht zu gewichtig
j aus, da ja Mbermeiers gesamtes bisheriges Schaffen,
kritisch streng gewertet, heute doch nur eine gute
Verheißung für die Zukunft bildet; aber eben eine
gute Zukunft erscheint mir gewährleistet durch den
Aarat seiner bisherigen Leistungen in verschiedenen
Aleinarbeiten. Am sichersten, gefälligsten und be-
deutendsten äußert sich des Aünstlers Talent vorerst
noch im Buchschmuck, im Exlibris, im Signet, in
der Geschäftskarte und anderlei für die ein- und

bis er als Aünstler so weit erstarkt ist, diese Formen
logisch gesetzmäßig, unseren besonderen Bedürfnissen
entsprechend, weiter zu entwickeln.

Es beweist ja jetzt schon des jungen Aünstlers
Geschmack und Vernunft, daß er sich nicht auf einen
bestimmten Stil, was in diesem Falle nur Manier
bedeuten würde, festlcgte, daß er vielmehr bereits
bemüht ist, sich verschiedener Ausdrucksarten zu be-
dienen; daß er suchend, wagend und erwägungsvoll
vor dem Experiment nicht scheut, und daß er immer
wieder von den entheimten, abstrakten Aunstformen zu
der seiner Veranlagung gemäßen, im Volkstümlichen
beruhenden Auffassung zurückkehrt.

Vbermeier scheint mir ein nicht unbeträchtlicher
Techniker zu sein, und manches Mal mag er durch
die geringe Mühe, welche ihm die handwerkliche
Ausfertigung verursacht, dazu verleitet werden, zu
zeigen, daß er ebensogut das zu vollbringen ver-
mag, womit sich andere breit spreizen. V, er kann
sich ganz „modern" gehoben, er spricht recht gut
„sezessionistisch" und das „Iugendstil"-Volapük, aber
man merkt es am Akzent, daß es eingelernte Sprachen
sind. Seine eigentliche Ausdrucksweise ist das süd-
deutsch Volkstümliche. Er denkt die Gedanken, er
empfindet die Gefühle, er träumt die Poesie seines
Volkes, und fein Bestes schafft er für das Gefühl,
das Verständnis und die Bedürfnisse des Volkes.
Er ist gar nicht entdeckungsgeistig, kein großer Er-
finder, kein gewaltiger Aonstrukteur. Er wird weder
durch neue Formen verblüffen, noch durch einen
Aberschwang dekorativer Einfälle blenden. Er wird
nie beunruhigen. Er hat nichts mit van de Velde
gemein und nichts mit dem asketisch strengen k)ofs-


so u. 3;. Zierleisten; von Otto Vbermeier, München.

ts
 
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