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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 57.1906-1907

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Gmelin, L.: Die III. Deutsche Kunstgewerbe-Ausstellung Dresden 1906, [1]: Einleitung
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https://doi.org/10.11588/diglit.9336#0035

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Die III. Deutsche Aunstgewerbeausstellung Dresden (900.

58. Zierstück für ein Ex libris; von Vtto Gber meier,
München.

Aunsthandwerk zu einer Ausstellung in Dresden ein-
zuladen nicht allzu überraschend.

Manchfaltig sind die Ziele, die sich die Aus-
stellung gesteckt hat. Sie will das Verhältnis zwischen
Aunsthandwerk und Aunstindustrie, zwischen Hand-
werkskunst und Maschinenkunst klären, — den Ge-
schmack unsrer Tage ohne Anlehnung an historische
Vorbilder zur Anschauung bringen, — die Anwen-
dung der Aunst auf alle unsere räumlichen und sach-
lichen Bedürfnisse darlegen, — die Aunst auch den
weniger Bemittelten zugänglich zeigen. Und da der
Stilfrage dabei eine besondere Bedeutung zukonimt,
die Aünstler also die ausschlaggebenden Faktoren
sind, so mußten die Aünstler auch die Vertretung
übernehmen und unter ihren Namen ausstellen, wie
dies bei Aunstausstellungen geschieht: Das ist ein
himmelweiter Unterschied gegenüber sonstigen Aus-
stellungen. Während sonst die Hllätze an die In-
dustriellen vermietet werden, sind sie in Dresden —
foipcit cs sich um Raumkunst handelt — an Aünstler
und Aünstlergruppen verteilt worden, deren Aufgabe
es dann war, sich diejenigen Aräfte zusammen zu
suchen, die fähig und gewillt waren, die künstlerischen
Ideen zur Ausführung zu bringen.

Die Ausstellung will also — wenigstens in
i^rem Hauptteil — in erster Stinte „nicht den einzelnen
kunstgewerblichen Gegeitstand, nicht die Leistung der
einzelnen Werkstätten zeigen, sondern sie will zeigen,
was ein Aünstler ntit deit Mitteln, die eilte Stadt,

ein Land ihnt darbietet, aus einem Raunt zu tnachen
versteht." In dent Rahmen der „Raumkunst" will
sie „ein Bild der künstlerischen Aultur
unserer Tage" geben. „Vor allem will sie künst-
lerische Gesamtwirkungen vorsühren, die für unsere
Zeit bezeichnend sind" und „zeigen, wie alle Tinzel-
leistungen att Aunst, Aunsthandwerk und Aunst-
industrie sich zum zweckentsprechenden und stimmungs-
vollen Raum zusammenfügen", wie er dent wirk-
lichen Leben dient, also kein Schattwerk, sondern ein
Gebrauchswerk.

Ts werdeit damit sittliche, wirtschaftliche, gesell-
schaftliche, künstlerische Fragen gestreift, deren Lösung
die Gegenwart zum wenigsten anbahnen soll. Ist
es nicht sittlich und wirtschaftlich zugleich, wenn
danach getrachtet wird, das Arbeitsmaterial feinem
Wesen gemäß zu behandeln? Vergewaltigungen am
Material rächen sich durch Abstumpfung unseres
Feingefühls in sittlicher Beziehung, ebenso wie durch
Unsolidität und Verteuerung der Waren in wirtschaft-
licher Hinsicht! Und steht die Gesellschaft, die sich
die Materialwahrheit zum Grundsatz ntacht, nicht
auch künstlerisch auf höherer Stufe, als jene, bei der
gleißender Firlefanz zum „guten Ton" gehört?

Die zurzeit vor sich gehende Wandlung vorzu-
führen, ist die Dresdener Ausstellung wie keine vor-
her berufen. Die Darmstädter vermochte es nicht.
Dantals wogte der Aampf zu heftig, und bei jedem
noch so vernünftigen Tinwand der ruhig Denkenden

59. III. Deutsche Aunstgewerbeausstellung, Dresden ^906.
Lageplan, unter Weglassung des Baumwerks.

I. Kirchliche Aunst ; 2. Raumkunst; 3. Raumkunst (Sächsisches tzaus); 4. Volks,
knnst; 5. altes Aunstgewerbe; 6. Versammlungssaal; 7. kunstgewerbliche Ein-
zelarbeiten; 8. Schulen; 9. Friedhof; JO. Hauptrestauration; JJ. Dresdener
Werkstätten für Handwerkskunst; \2. Aunstindustrieerzeugnisie und Buchkunst;
[3. Industrielle Vorbilder; J4- totterie-ssavillon; J5. Dorfplatz; J6. Land-
haus; J7. Gartenpavillon; J8. jDarkhäuschen; J9. Delnrenhorster Linoleum;

20. Wirtschaft Iägerhof; 2{. See.

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