Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 57.1906-1907

DOI Artikel:
Gmelin, L.: Die III. Deutsche Kunstgewerbe-Ausstellung Dresden 1906, [1]: Einleitung
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9336#0039

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die III. Deutsche Runstgewerbeansstellnng Dresden >yos.

62. (Dresd. 21.) Relief im katholischen Airchenraum; von
Heinrich Made re, München.

Gegensatz zu den Werken der reinen, absoluten,
freien Kunst, z. B. der Staffeleimalerei oder der
statuarischen Plastik, haben wir cs hier stets mit der
Anwendung der Kunst auf eine, bestimmten Lebens-
zwecken dienende Sache zu tun, — mit dem Wort
„Sachkunst" würde man dem Wesen dessen, was
man heute bald als „Kunstgewerbe" bald als
,/Handwerkskunst", bald als „Werkkunst" oder
//angewandte, bzw. dekorative Kunst" be-
zeichnet, näher kommen.

Das Wort umfaßt ebenso die ganze Archi-
tektur, die spezielle Raumkunst, die Anwendung
der Kunst auf Geräte und Gefäße, wie die im Innern
oder am Äußern der Bauten angebrachten Malereien
oder Plastiken. All das steht im Dienst einer Sache;
Zugleich verbindet sich mit dein Wort „Sachkunst"
ungezwungen der Begriff der Sachlichkeit, die
wir doch bei dem Kunstgewerbe der Gegenwart zur
Pauptgrundlage gemacht wissen wollen, jener Sach-
lichkeit, die sowohl dem Zwecke der Sache gerecht
wird, als auch den Forderungen des Materials ge-
horcht, — jener Sachlichkeit, die jeglichen Atrappen-
fchwindel verabscheut und lieber nackt einhergeht, als
^aß sie sich, wie die verschämte Armut, mit Gschnas-
Ä'tzen behängt und eilten täuschenden Schein zur
2chau trägt.

Die Dresdener Ausstellung schließt Sachkunst
im weitesten Sinn in sich von der Architektur ange-
fangen mit Wandmalerei und Wandplastik bis zum

kunstreichen Gerät, von der Kirche bis zum Grab-
kreuz, vom Luxusgemach bis zur Arbeiterwohnung,
von der als Unikum von pand gearbeiteten Ginzel-
arbeit bis zu dem fast nur mit der Maschine her-
gestellten industriellen Massenprodukt: verlangt war
nur — neben der wenn auch noch so einfachen
künstlerischen Durchbildung jedes Objekts — strenge
Sachlichkeit, freimütiges Bekennen seines Wesens,
keine Großsprecherei. Bei diesen Grundsätzen konnte
die Ausstellung hoffen, einen Überblick der künstle-
rischen Kultur unserer Tage zu geben — wenigstens
so wie diese sich mancherorts darstellt.

Die Verschiedenheit der Ziele und der Reich-
tum an Material ergab von selbst die Zerlegung
der Ausstellung in einzelne Gruppen. Mit voller
Absicht wurde der Schwerpunkt der ganzen Veran-
staltung in die Raumkunst verlegt; diese sollte im
pinblick auf die wichtige Rolle, die die Wohnung
inr Leben jedes einzelnen spielt, zur Grundlage ge-
macht und dabei gezeigt werden, daß neben einer
Luxuskunst auch künstlerisch befriedigende Lösungen
j wohlfeilerer Wohnungen möglich sind, wenn man
nur einmal auf die Scheinschönheit von unechtem
Aufputz verzichten gelernt hat. Pier gilt es wahrlich
J kulturell erzieherisch zu wirken, aber nicht nur bei
^ den um das tägliche Brod Ringenden, sondern bis
weit hinauf in die oberen (0000!

65. (Dresd. A.) Relief im katholischen Airchenraum; von
Georg Römer, München.

'rinnst und hnndwork. 57. Iahrg. Heft

25

4
 
Annotationen