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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 57.1906-1907

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Gmelin, L.: Die III. Deutsche Kunstgewerbe-Ausstellung Dresden 1906, [5]: die Dresdner
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https://doi.org/10.11588/diglit.9336#0089

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Die III. Deutsche Aunstgewerbeausstellmig Dresden ;c,os.

t-12. (Dresd. A.) Herrenzimmer; von Rich. Riemerfchmid, München-Pasing; ausgeführt von den Dresdener Werk-
stätten für kj a n d w er ks kn n st, Dresden.

(Alles Ifolzwerk aus gebürstetem Fichtenholz; Deckengesims und Decke mit Messingblech belegt.)

lieft wenig. Un6 anderseits: ist zu den geschweiften
Tischfüßen und Stuhllehnen in dem Mädchenzimmer
(Abb. W), überhaupt für das saubere Zusammen-
passen der einzelnen Werkstücke keiüe von einem
denkenden Uops geleitete Hand nötig? Tie beiden
Betätigungen „Landarbeit" und „Maschinenarbeit"
lassen sich eben auf gewissen Gebieten, wie besonders
auf dem der Raumkunst, nicht mehr auseinander-
reißen; man sollte daher gerade hier mit der Be-
tonung „handgearbeitet" vorsichtiger sein und zwischen
den aufeinander angewiesenen Geschwistern — Hand
und Maschine — nicht künstlich eine Scheidewand
aufrichten. Die Scheidung zwischen „Aunst" und
„Aunstgewerbe", zwischen „reiner Aunst" und „Sach-
kunst" hat uns schon des Unheils genug gebracht.
Runstlerphantasie, Hand und Maschine müssen alle
dl ei nach ihren Fähigkeiten Zusammenwirken, wenn
in bezug auf Schönheit, Zweckmäßigkeit, Stil, ein
zufriedenstellendes Ganzes zustande kommen soll.

Die beiden als „handgearbeitet" bezeichneten
Raume „Musik- und Tanzraum" und das „Herren
Zimmer" werden allerdings von jedem Besucher

sofort als die Haupträume erkannt werden, schon
ihrer Größe halber. Der Tanzsaal ist überwiegend
in Weiß gehalten; über dem hohen Wandgetäfel
zieht sich ein Stuckfries entlang, der in seiner orna-
mentalen Behandlung lebhaft an gotische Flach-
schnitzerei erinnert. Tharakteristischer für Riemer-
schmids logisches Schaffen sind die beiden Ringlüster;
gibt es etwas Selbstverständlicheres als die Befesti-
gung und Verspannung der etwa 2 m weiten Messing-
ringe? Und doch wie selten fand man noch vor
wenigen Jahren den künstlerischen Mut, dem so
nahe liegenden Guten die Daseinsberechtigung zu-
zuerkennen? — In dem Herrenzimmer scheint eine
neue Holztechnik ihre Salonfähigkeit erweisen zu sollen.
Getäfel und Mobiliar — Fichtenholz — sind „ge-
bürstet", ein Verfahren, bei dem die weichen Teile
der Maserung beseitigt werden und nur die härteren
stehen bleiben, also die Maserung in Relief zeigen,
wie man es bei verwetterten Wegtafeln und Bretter-
zäunen beobachten kann und wie es auch durch Sand
gebläfe und Ätzung hervorgebracht wird. Wie man
auch über diese Technik denken mag — oft die so ge-
 
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