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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 57.1906-1907

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Gmelin, L.: Die III. Deutsche Kunstgewerbe-Ausstellung Dresden 1906, [6]: Weimar, Düsseldorf, Stuttgart, Berlin, etc. Raumkunst und kunstgewerbliche Einzelerzeugnisse
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https://doi.org/10.11588/diglit.9336#0104

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Die III. Deutsche Kunstgewerbeausstellung Dresden :yos.

t60. fDresd. A.) Wohnzimmer einer Iullggefclleuwohnung; nach Entwurf von Paul Schultze-Naumburg, Saaleck

b. Aösen, ausgeführt von den Saaleckcr Werkstätten.

geben meint, während dadurch nur die Aufmerksam-
keit von der Hauptsache abgelenkt wird.

* -r-

*

(Eine Charakterisierung der Raumkunst
auf der Ausstellung ergibt etwa folgendes: Bot die
Raumkunst der Darmstädter Ausstellung in gewisser
Einsicht das Bild revolutionärer Auflehnung, so
empfindet man in Dresden angenehm die Freiheit
unter denr Gesetz; man hat sich völlig vom starren
Schema losgesagt, ohne in Regellosigkeit zu ver-
fallen. Beispielsweise kann man lange suchen, bis
man die früher üblichen schmalen Fenster der italie-
nischen Renaissance, mit dem Verhältnis \ : 2 wie
Breite zu chöhe— findet; fast durchgehends sind dis
Öffnungen von Fall zu Fall anders, mit Vorliebe
in breiten Gruppen, oft mit hohen Brüstungen an-
geordnet, die unseren cisalpinen Lichtverhältnissen so
vortrefflich angepaßt sind, den Raum so bewußt von
der Außenwelt trennen und bei hohem, einheitlichem
Lichteinfall auf eine gemütvolle Stimmung hinwirken.
Das hier befolgte Gesetz ist das der inneren Not-
wendigkeit, der Zweckmäßigkeit, nicht das einer ab-
strahierten Form, wie man sie auf der Schule oder

auf Studienreisen nach ihrer äußern Erscheinung ge-
lernt hat, ohne weiter über deren innere Begrün-
dung nachzudenken.

In bezug auf die Behandlung des cholzwerks
hat die stark entwickelte Neigung, die Schönheit des
Materials herauszukehren, wobei übrigens einhei-
mische lhölzer in der Bewertung und Verwendungs-
weise gestiegen sind, zu einer starken Einschränkung
der Schnitzerei geführt*) und die zur Belebung der
glatten Flächen beigezogene Intarsia beschränkt sich
fast ausschließlich auf geometrische Ornamente?) Auch
die vorherrschende Zaghaftigkeit in Anwendung kräf-
tiger Farbenkontraste, überhaupt ungebrochener
Farben, die vielleicht am deutlichsten in der fast
völligen Enthaltung vom Bilderschmuck zum Aus-
druck kommt, kann als Eharakterzug dieser Raum-
kunst bezeichnet werden, wenn es auch nicht an Aus-
nahmen fehlt — Olbrich, Grenander, Schultze-Naum'

') wenn man selbständige künstlerische Schnitzereien sehen
will, innß man die Gruppe der Isolzschnitzschule zu warmbruun
aufsuchen, wo namentlich trefflich geschnitzte Tiere aufgestellt sind.

2) vielleicht hängt letzteres damit zusammen, daß bei
geradlinigen Einlagen der INaterialverlust vermindert wird.

qo
 
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