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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 57.1906-1907

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Neue Arbeiten Fritz von Miller's
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https://doi.org/10.11588/diglit.9336#0124

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Neue Arbeiten Fritz von Miller's.

FEIER DER

SILBERNEN
HOCHZEIT
AliEREHRFURCHT-
VOLLSTGEWIDMET
von der König-
UCU bayerischen

-HAUPT-und

RESIDENZSTADT

(92. Ehrengabe der Stabt München zur Silberhochzeit des
Deutschen Kaisers; von Fritz t>. Miller, München. (Ungefähr
Vs d. wirkl. Größe.) Erläuterung siehe nebenstehend.

schien zu gering, als daß es nicht liebevollster Be-
handlung gewürdigt worden wäre, In dieser fast
väterlichen Fürsorge für alle Einzelheiten gleicht der

Schöpfer dieser Kostbarkeiten seinen Vorgängern inr
Kunsthandwerk; und wenn inan in Fritz v. Millers
Arbeiten unzweifelhaft Züge vergangener Kunstperi
oden wiederfindet, so sind das einfach Blätter und
Blüten desselben Baums, der schon vor Jahrhunderten
dieselben Blätter und Blüten getrieben hat wie heute,
einfach weil es in seiner Natur liegt, — in der na-
türlichen Beschaffenheit des Materials. Darum wird
kein vernünftiger Mensch dem Künstler einen Vor-
wurf daraus machen wollen, daß er z. B. das Blatt-
werk an der die Geweihwurzel (Abb. \9®) umfassenden
"Krone gotisch gestaltet hat; denn abgesehen davon, daß
die unumgänglich notwendigen heraldischen Embleme
sich mit modernen Schmuckgedanken nur schwer ver-
tragen, ist das krause Blattwerk der Gotik für die
zähe Dehnbarkeit und die willige Biegsamkeit des
Metalls ungemein charakteristisch.

Daß der Künstler, wenn es die Umstände ge-
statten oder erheischen auch mehr oder weniger na-
turalistischen Bildungen Raum läßt, zeigen z. B. die
um den Schaft des Schalenfußes (Abb. (99) gereihten
Blumen, die zu einer Schmuckschale in Fischgestalt
umgewandelte perlmutterschale (Abb. (9(), der das
Antilopen-Trinkhorn haltende Adlerfuß; aber die
Übertragung der Naturform geht immer gerade nur
so weit, als Sinn und Zweck des Gegenstandes, so-
wie Material und Werkzeug zulassen.

Wir verzichten darauf, die Vorzüge der ein-
zelnen Stücke anzuführen, es dem Beschauer über-
lassend, sie selbst herauszufinden; die folgenden Aus-
führungen über alles Tatsächliche mögen dafür die
sachliche Grundlage bilden.

*

Ehrengabe der Stadt München zur
Silberhochzeit des deutschen Kaisers. (Abb.
(92—(95). Das Kunstwerk zeichnet sich ganz be-
sonders durch feine reiche farbige Wirkung aus.
Auf hohem, durch Einlagen und Fassung geschmück-
tem Polzpostament steht eine große Kredenzschale
als Untersatz des Doppelbechers. Die Becher selbst
sind aus massivem Gold gehämmert, ihre Füße aus
Silber mit grünem Email und roten Steinen. Die
Innenseite der Schale ist vergoldet, die Unterseite mit
Platinchlorid blauschwarz patiniert und poliert; an
den Kanten des ganz vergoldeten, schwellenden Fußes
drängen sich Nester mit roten Granaten, in den
Feldern Gpale, Türkise, Perlen, Malachit hervor,
während oben kräftige Zweige hervorsprossen, deren
dichtes, grün enrailliertes Laubwerk bis unter die
Schale reicht. Den Übergang zum quadratischen
polzsockel bilden vier in vergoldetem Silber gefaßte
Lasursteine. Das Postament (Abb. (9<( u. (95) be-
steht aus schwarzbraunem in Silber gefaßtem Nuß-
 
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