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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 57.1906-1907

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Zwei Münchener Gelegenheitsarbeiten, [1]: der Kaiserpokal der Münchener
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https://doi.org/10.11588/diglit.9336#0138

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Zwei Miiicheuer Gelegenheitsarbeiten.

Kompliment — eine sehr
schöne Arbeit, die mich sehr
freut." — Leider hat die
Eile auch eine Übereilung
in der photographischen
Aufnahme der Einzelheiten
nach sich gezogen, was nicht
ohne Einfluß auf die in
diesen Blättern abgedruckten
Klischees geblieben ist.

Der Pokal hat die Ge-
stalt eines nach oben nur
wenig erweiterten konischen
Bechers mit breitem Fuß;
ist alles in allem 75 cm
hoch und besteht im we-
sentlichen aus getriebenem
völlig vergoldetem Silber.
Große Halbedelsteine —
Bergkristall, Amethyst,
Rauchtopas —- schmücken
Fuß und Nodus. Das
breite Band zwischen Fuß
und Becher trägt die Wid-
mnngsinschrift —- ein Vers,
verfaßt von Reichsarchiv-
assessor Striedinger:

„Du, den geschmückt mit Ehren-
zeichen,

Münchens Bürger überreichen,
Du, Becher, sollst in fernen Jahre»
Noch die Erinnerung bewahren
Au jenen festlich frohen Tag,
Damit dem ersten löaminerschlag
Zum stolzen Bau am Isarstrand
Den Grund gelegt des Kaisers
kfand."

Den halbkugelförmigen
Deckel krönt ein „Münch-
ner Kindel" mit mächti-
gem, wappengeschmücktem
Kranz. Was aber den
lhauptschmuck und die Ei-
genartigkeit des Pokals aus-
macht, das sind die in zwei
Reihen angehängten ^3Ab-
zeichen der an der Stiftung
desselben beteiligten Verei-
nigungen ; sie umfassen eine
solche Summe künstlerischer
Phantasie und technischen

Könnens, daß es ganz ausgeschlossen ist, allen Ein
zelheiten gerecht zu werden. Wir bringen (in den von einem in ü sour-Email ausgeführten runden
Abb. 207—24.9) die Abbildungen sämtlicher An- Miniaturglasbild eingenommen.

204. Kaiserpokal;

Ehrengabe der Münchener vereine rc. zum ^z.Nov. >yos
(vgl. die Abb 205—249.)

Hänger in etwa % der wirk-
lichen Größe; bei der Na-
mensangabe der Verfertiger
steht immer der Entwer-
fende voran.

In der ungeheuren
Mannigfaltigkeit der Mo-
tive und ihrer Durchbildung
liegt der eigentliche Reiz
dieses Anhängeschmucks
Welche Summe von Ideen
ist allein in den Allego-
rien auf die verschiedenen
Vereinigungen enthalten!
Es genüge hier, auf die
Embleme der Schriftsteller
(208), l)uf- und Wagen-
schmiede(2(0),Lederfabriken
(2(6), Kaminkehrer (2(7),
Schäffler (227), Glasmaler
(228),Elektrotechniker(229),
Friseure (255), Metzger
(25-(), Bäcker und Müller
(2i((),Schneider (2q-0),Wein-
händler(2-(7), Posamentiere
(2<(9) hinzuweise».

Stilistisch neigt die
Mehrzahl der Anhänger zur
Renaissance, einige— die der
Armbrustschützen'Gesell-
schaft „Winzerer Fähndl"
(250), des kathol. Bürger-
vereins (25(), des kathol.
Arbeitervereins (2((0), der
Buchdrucker (258) und der
Schlosser (2st2) — zur Gotik;
unter den ganz modernen
verdienen das Abzeichen
der Kaufmannschaft (2(9)
und des elektrotechnischen
Vereins (229) als besonders
gelungen hervorgehoben zu
werden. — Silber bildet bei
allen die Grundlage, bald
oxydiert, batst, vergoldet, —
bisweilen bereichert durch
Steine, perlen und — in
seltenen Fällen -— Email,
z. B. bei den: Abzeichen der
Kaminkehrer(2 (7) und dem
der Glasmaler (228); bei letzterem wird die Mitte
 
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