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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 57.1906-1907

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Heilmeyer, A.: Neue Wettbewerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.9336#0155

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Neue Wettbewerbe.

26\. Dillinger Bischofsdenkmal; Modell von Jak. Bradl,
München (zur Ausführung empfohlen).

begrenzten beschränkten Motivs krampfhaft um einen
neuen originellen Ausdruck bemühten. <£s fehlt nicht
an deutlichen Anlehnungen an all die bekannten säulen-
artigen Denkmale „Trajanssäule" ic. Das Neue und
Eigenartige in der Herstellung des alten Motivs ist
eben nur in neuen Maßen- und Größenverhältnissen
zu suchen. Um dieses klarzulegen, wären Aufrisse mit
dein dazu gehörigen Hintergrund der Kirche rc. sehr
erwünscht gewesen. Edle Form, schöne Verhältnisse
und iin Verhältnisse zu der Figur stehende Ausmaße
verleihen der von Albertshofer geschaffenen Säule
eine gewisse feierliche Schönheit. Ar aus, der eine
besondere Vorliebe für Säulen zu besitzen scheint, gab
ihr wieder ein an antike Vorbilder erinnerndes Ge-
präge (Abb. 267). Die Säule eignet sich, wie die
Alten wohl wußten, vorzüglich zur Ausschmückung
mit Reliefbildern aller Art und es bleibt der Neuzeit
unbenommen, diese ingeniöse Erfindung der Alten
weiter auszunutzen.

Im Gegensatz zu dieser strengen Formensprache
möchte man in bezug aus den Angermairschen
Entwurf von eineni Romanisch-Barock sprechen, so
sehr waltet hier kecke ornamentale Schmuckkunst vor
(Abb. 268). Im Rahmen eines altertümlichen Städte-
bildes müßte das originelle poetisch anmutende und
dekorativ schmucke Bildwerk von ausgezeichneter
Wirkung sein. Ganz bedeutend erhöht würde diese
Wirkung, wenn, wie in der Skizze vorgesehen ist, die

u. 26^), erinnert der eine an die schottischen Hoch-
kreuze, einfache wuchtige Steinkreuze, die über und
über mit Reliefbildern bedeckt sind. Es war ein
glücklicher Gedanke, ein solches Areuz an die Stelle
einer Säule zu setzen. Das zweite Modell zeigt
gebündelte hochragende Säulen und unter eineni
baldachinartigen Türmchen den Heiligen.

An die Forin sogenannter Bildstöckl, wie man
sie zuweilen an Feldmarkungcn, Wegkreuzungen
und im Gebirge findet, gemahnt das Modell von
Max Heilmaier (Abb. 265). Es ist allerdings
mehr eine Bildsäule. Als solche genügt sie allen
den Anforderungen, die das spezielle Thema ver-
langte. Der heil. Benno ist dargestellt gewisser-
inaßen als Patron und als guter Hirte seiner Ge-
meinde. Die besonderen Formen dieser Bildsäule
würden Gelegenheit geboten haben, Beschauliches
und Erbauliches aus dem Leben des Heiligen zu
erzählen. Da die Säule aus einem Kreisrund ins
Sechseck übergeführt wird, bietet sie nach allen
Seiten eine gleichwertige günstige Ansicht dar, ein
unbestreitbarer Vorteil für die Aufstellung aus einem
freien Platz.

Ausgesprochene Säulen mit dem Heiligen als
Bekrönungsfigur zeigen die Entwürfe von Alberts-
hofer, Angermaier, Valentin Kraus und
L ö m p e l (Abb. 266—268). Sie zeigen uns aber auch,
wie sich die Künstler in der Zwangsjacke eines so eng

260. Dillinger Bischofsdenrmal; von Georg Alberts-
hofer, München (siehe Abb. 259).
 
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