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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 57.1906-1907

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Chronik des Bayer. Kunstgewerbevereins
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Lhronik des Bayer. Kunstgewerbevereins.

356. Broschen; von £ Mercy, München.

Silber und Gold Rahmen Gold, Blattwerk und

mit Stile Silber;

Sniaragd, j)erle und Rubin. Dpale und Lasursteine.

Gold, nur Stil und Aelch
der sserle Silber.

Taufstein aus St. Zeno bei Reichendall, — Epitaph ^99
von der oberen Pfarre in Ingolstadt, — Epitaphien von
Erasmus Graffer aus St. Peter in München, von kvolfg.
Leb aus Wasserburg, von Hans Leinberger in Landshut,
— Arbeiten des Meisters Matthäus Kreniß, des Meisters
der Türen der Stiftskirche in Altötting, — 10 Grabsteine des
neu entdeckten Meister Steffan Rottaler, aus Freisiug, Lands-
hut, Altötting, Gerzen, Arnstorff. Dieser Meister, von dem
überdies ein Altar in Reisbach bei Dingolfing gezeigt wurde,
war auch der Erbauer der Arkaden der bischöflichen Residenz
in Freising. Bei ihm fanden sich unbestreitbare Belege für
seine künstlerischen Anleihen bei A. Dürer und der direkte Nach-
weis über seine Benutzung italienischer Holzschnitte. Den Schluß
des Vortrags bildeten die Parallelen zum Freisinger Hof im
Domkreuzgang in Regensburg und im italienischen Hof des
Fuggerhauses in Augsburg, sowie ein eingehender Hinweis auf

357. Broschen; von L. Mercy, München.

Silber mit Goldrändern, oben Silber, äußere Einfassung Gold;

Gpal, .unten rosa Turmalin. Brillant und grüner Turmalin.

Ranken Gold, Laub Silber. .

die Bedeutung Ingolstadts für die deutsche Frllhrenaissanre. —
von den ungemein interessanten, von Heimatsfreude getragenen
Ausführungen darf man wohl anuehmen, daß die dadurch ge-
gebenen Anregungen bei der begeisterten Zuhörerschaft auf
fruchtbaren Boden fielen.

Munter Abend — den 29. Januar — Vortrag von Pros.
Or. Freiherr v. Bi ssing über „Altägyptische Glasfabrikation".
Mit Unrecht hat man den Phönikern die Erfindung des Glases
zugeschrieben; denn während nachweisbar xhönizische Gläser
nicht über das 5. Jahrhundert zurückreichen, geben die Hiero-
glyxhen davon Kunde, daß man in Ägypten das Glas schon
im 5. Jahrtausend v. Ehr. gekannt hat, — allerdings nur als
Kostbarkeit. Erst mit dem Beginn des neuen Reichs (;so8)
wird das Glas häufiger und findet Verwendung zu Gebrauchs-
geräte. Zu den ältesten Glasresten dieser Zeit gehören auch
einige Bruchstücke des hiesigen Antiquariums mit dem Königs-
namen Thutmosis. Der größte Glasfuud stammt ans der Zeit
Amenoxhis II.: vorherrschend tiefes dunkles Blau, oft mit
Einlage in hellblau, gelb, schwarz, weiß; später kam dazu
aufgemaltes Glasornament (barbotine), auch in rot und
grau. Rot ist in altägyptischer Zeit ziemlich selten, um so
beliebter ist diese Farbe in der Römerzeit. Die wichtigste Ver-
wendung fand das Glas bei den Gefäßen; aber es ist ein —
jetzt allerdings widerlegter Irrtum, zu glauben, das Glas hätte
mau schon damals geblasen. Die Funde, welche Flinders Petrie
vor wenigen Jahren gemacht, zeigen deutlich, daß das allägyptische
Hohlglas über einen Sandkern geformt ist, indem man den au
einen Stab befestigten Sandkern in die flüssige Glasmasse ge-
taucht hat. Für andere Zwecke — z. B. Einlagestückchen —
bediente man sich kleiner Pinzettchen, um kleinere Mengen aus
dem Glashafen zu nehmen; für dieses ganze Verfahren sind
die unzweideutigsten Beweise aufgedeckt worden: Pinzettchen,
Eindrücke der Pinzettchen rc. Die bisher auf Glasbläserei be-
zogene Gfenarbeit, die man in Gräbern von Beni Hassan dar-
gestellt gefunden hat, deutet vielmehr auf Metallarbeit hin.
Uber die Zeit von \ooo v. Ehr. bis zu Alexander d. Großen
sind wir schlechter unterrichtet. Zur Zeit der 23. und 24. Dynastie
(800 v. Ehr.) beginnt man damit, Köpfe, Tiergestalten und
ähnliches als Intarsien zu verwenden; von der üppigen Blüte
der Glasfabrikation um diese Zeit erzählen die im Fayum und
in Gasen gefundenen Gläser. In die gleiche Zeit fällt die
Erfindung des versilberten und vergoldeten Glases, der Mosaik
aus Glas und der Mosaikgläser „millefiori“; später wird das
Glas auch als plastische Masse behandelt oder zu selbständigen
plastischen Arbeiten (Ptolemäerzeit) gegossen. Nach der Römer-
zeit stieg die ägyptische Glasindustrie von ihrer stolzen Höhe
herunter; aber Spuren davon haben sich noch unter arabischer
Herrschaft erhalten. Freilich, die vielgcrühmteu, mit arabischen
Drnamenteu geschmückten Moscheelampen, die heute mit zo bis
;sooo M. bezahlt werden, sind venezianischen Ursprungs.
Funde in Aquileja und andere Anzeichen lassen vermuten,
daß die Knust des Glasmacheus direkt von Ägypten dorthin
verpflanzt wurde, von wo sie ihren !veg nach Murano fand;
die Venezianer Glasindustrie kann also als ein Urenkelkind
der ägyptischen bezeichnet werden. — Dem fesselnden Vor-
trag folgte die Zuhörerschaft mit gespanntester Aufmerksamkeit
und die zahlreichen Fragmente altägyptischen Glases, welche
der Vortragende aus seiner eigenen Sammlung zur Schau ge-
stellt hatte, begegnete um so mehr dem tiefsten Interesse, als
der Vortragende mit unermüdlicher Bereitwilligkeit durch Detail-
j Erläuterungen seine Ausführungen ergänzte und sich damit
I den wärmsten Dank des Vereins verdiente.

Bernntm. Red.: j)rof. L. Gmelin. — Hernusgegeben vom Bn^er. Aunftgerverbeverein. — Druck und Bering von R. Vldenbourg, München.
 
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