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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 57.1906-1907

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Lory, Karl: Bayerns kunsthandwerkliche Fachschulen auf der Nürnberger Jubiläums-Landesausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.9336#0217

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Bayerns kunsthandwerkliche Fachschulen aus der Nürnberger Iubiläums-Landesausstellung.

279 u. 580. Geschnitzte Gartentürpfosten; von der Parten-
kirchener Schnitzschule. (>/« d. wirk!. Größe.)

künstlerische Einheit, aber scharf und schroff unter-
schieden sie sich von den seitens der verschiedenen
Gewerbevereine usw. ausgestellt gewesenen Muster-
zimmern und Einrichtungen. Dem Freunde boden-
ständiger Eigenart mochte die Kollektivausstellung
aber vielleicht teilweise als das Anheimelndere und
vielleicht sogar Eharaktervollere erscheinen. Eie ver-
hält sich zu den genannten kunstgewerblichen Lei-
stungen wie Hausmacherleinen zu kunstvollem Damast
und unterscheidet sich von ihnen durch eine naive,
unt nicht zu sagen ländliche Buntheit.

Zunächst war ein Wohnzimmer für ein Land-
haus zusammengestellt, und zwar hatte die Fürther
Schule Mobiliar, die Landshuter Töpferwaren, Lich-
tenfels u. a. einen hübschen Arbeitskorb, Neuhanimer
eine Wandbank, die Münchener Frauenarbeitsschule
Stuhlkisscn, Tischdecke usw. geliefert. Reicher und
in der Farbenwirkung sehr apart war das Schlaf-
zimmer (Abb. 3st6). Die Bettstellen und Nachttische
(mit Einlegearbeit) hatte hier wiederum Fürth gelie-
fert, Lichtenfels den Babykorb, Enchenreuth und die
Münchener Frauenarbeitsschule die Vorhänge, Bett-
zeug, Wandbehang, Wiegenschleier und Wiegendecke,
— dazu den außerordentlich geschmackvollen Fuß-
teppich die Webeschule zu Münchberg (Abb. ^35
u. 4,3^). Hier kamen besonders auch die Arbeiten
der Münchener F r a u e n a r b e i t s s ch u l e *) (Bett-

l) Eröffnet \875. Mit Arbeitslehrermnen-Seminar ver-
bunden. Leiter Direktor K 0 0 b.

[ weißzeug, Ausstattung des Bettes und Babykorbes
excl. Überdecke, Abb. q-ff—u. q>2() sehr vor-
teilhaft zur Geltung, durch die Feinheit der Aus-
führung und teilweise auch durch die originelle
Farbenwirkung beachtenswert; in letzterer Hinsicht
wirkte vor allem der Wandbehang. Für die Puristen
des „neuen Stils" freilich dürfte die Gesamtwirkung
de- Schlafzimmers ein wenig zu unruhig gewesen
sein, obwohl anerkannt werden muß, daß die Farben
infolge sorgfältiger Abtönung nur mild und gedämpft
| wirkten. 3» dieser Gegend hatte übrigens ein Prunk
j stück der Frauenarbeitsschule eine wenig würdige
Etätte (auf dem Gang!) gefunden: ein Rotkäppchen-
Paravent für ein Kinderzimmer, interessant durch
die geschickte Abtönung des sehr-
reichlich verwendeten Rot, ent-
worfen von Kunstmaler Math.

Schiestl (Abb. H(6). An an-
derer Stelle fanden wir von
genannter Schule ein doppel-
seitiges Banner in Applikati-
onsarbeit, Gold- und Silber-
stickerei (Abb. st s-s u. 435).

Die 'Kollektivausstellung
aber fand ihren Abschluß mit
der Küche, wozu Neuhammcr
die Möbel, Landshut Herd und
Geschirr, Lichtenfels Korb-
wareu geliefert hatte.

* H

*

Wir sind am Ende unserer
Wanderung angelangt. Viel-
leicht wäre der geschlossene
Eindruck, de» unsere Schulen
machten, noch stärker gewesen,
hätte man ihnen innerhalb
der Schulausstellung einen selb-
ständigen Bezirk angewiesen.

Erfreulich war immerhin, daß
die Kollektivausstellung prak-
| tisch vor Augen führte, was
die betr. Schulen leisten; in
kleinem Rahmen ward hier
doch Wichtiges gezeigt: die

\ Wahrheit nämlich, daß auch
! für das moderne Kunstgewerbe
verschiedene Wege nach Rom
führen und daß das Urwüch-
sig-Bodenständige vielleicht um
so mehr eine Kraftquelle wer-
den kann, se mehr der gute 3g ^ Treppenpfosten;
Geschmack zu seinenr Rechte aus der Partenkirchener
komnrt. Vr. Karl Lory. Schnitzfchule.

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