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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 57.1906-1907

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Chronik des Bayer. Kunstgewerbevereins
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https://doi.org/10.11588/diglit.9336#0300

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Chronik des Bayer. Kunstgewerbevereins.

An außergewöhnlichen Arbeiten des Vereins sind
zu nennen die Durchführung der Preisausschreiben für die
Ehrenpreise der Herkomer-Konkurrenz und für das
XV. Deutsche Bundesschießen. Die Ausstellungen der Ent-
würfe sowohl wie die der fertigen Arbeiten belasteten wochen-
lang einerseits die Halle, anderseits das Sekretariat durch Er-
ledigung zahlreicher schriftlicher Arbeiten. Auch dasvereins.
adreßbuch brachte eine Mehrung an Arbeit, der allerdings
auch eine Mehreinnahme gegenüberstand; von dem neuen
Adreßbuch wurden in der Weihnachtszeit etwa (000 Exemplare
an wohlhabende Münchner versandt. An den Feierlichkeiten
anläßlich des Kaiserbesuches und der Grund-
stein! egung des Deutschen Museums beteiligte sich der
verein gemeinsam mit dem Architekten- und Ingenieur-Verein
und dem Elektrotechnischen Verein (s. Heft 6, S. (76 u. {77,
Abb. 327—332) sowie durch Stiftung einer Schaumünze für
den Lhrenbecher (s. Heft 4, S. (33, Abb. 245.) Der dafür er-
wachsene Aufwand war tut Hinblick auf die Stellung des Vereins
in der Öffentlichkeit gerechtfertigt; überdies kann das „Deutsche
Museum" indem es einen Überblick über das Wesen moderner,
wissenschaftlich-technischer Kultur gibt, viel dazu beitragen, die
Keime eines modernen Stils zur Entwicklung zu bringen.

An der Landesausstellung in Nürnberg war
der Verein als solcher nicht beteiligt; aber es gingen nicht allein
die amtlichen Vorverhandlungen durch den verein, sondern
der verein stellte dem Ausstellungsbureau Räume zur Ver-
fügung, wie auch das Sekretariat monatelang sich init schrift-
lichen und rechnerischen Ausstellungsarbeitcn zu beschäftigen
hatte. Auch an der Zusammensetzung des Preisgerichts war
der verein beteiligt.

Noch war die Nürnberger Ausstellung kaum eröffnet,
da zeigten sich die ersten Anregungen zur „Ausstellung
München *908", über die der verein im Mai (906 eine
Denkschrift ausarbeitete, worin als Grundlage die absolut
künstlerische Durchführung aller Teile der Ausstellung verlangt
wird. Die Vorverhandlungen der Kreise für angewandte
Kunst fanden zunächst im Vereinshause statt, wo auch die
schriftlichen Arbeiten durch das Vereinssekretariat erledigt wurden.

Auch an der A us st e ll u n g zu Dresden war der verein
als solcher nicht beteiligt; indessen war er am dortigen (6. De>
legiertcntag und Kunstgewerbetag vertreten; ebenso beim (7. De-
legiertentag in Frankfurt a. M. am {7. März (907. Die kürzlich
erfolgte Erwerbung einer Sammlung peruanischer Alter-
tümer für die Kgl. Akademie der Wissenschaften hat der
verein mit besonderem Interesse begrüßt und bei den ein-
schlägigen Stellen den Dank des Kunstgewerbes mit der Bitte
zum Ausdruck gebracht, diese Sammlung jetzt schon dauernd
dem Studium zugänglich zu erhalten.

Das Eingreifen in alle diese Veranstaltungen war satzungs-
gemäß Pflicht des Vereins; um so schmerzlicher ist die Wahr-
nehmung, wie diese reine Pflichterfüllung bereits über die
finanziellen Kräfte des Vereins hinausgeht, während manche
größere Aufgaben in der Luft schweben, die vom Verein heute
nicht mehr durchgeführt werden können. Große Projekte, wie
das der Zentrale auf der Kohleninsel und der Ausstellung (904
haben uns geschädigt, weil wir finanziell nicht stark genug
waren, sie durchzuführen.

Im Vereinsausschuß wurde deshalb die Frage aufge-
worfen: „Sind die Beziehungen der Vereinstätigkeit der Gffent-
lichkeit gegenüber wichtig genug, daß wir bei unserem Ressort-
ministerium erneut um eine dauernde größere Zuwendung vor-
stellig werden dürfen?" Diese Frage wurde bejaht mit dem
Hinweis daraus, daß unsere Kgl. Staatsregierung jedenfalls ge-

zwungen sein würde, unter viel größeren Aufwendungen eine
Brtszentralstelle für kunstgewerbliche Fragen schaffen zu müssen,
wenn der Bayer. Kunstgewerbeverein nicht in der Lage ver-
bleiben könnte, seine Stelle als Vermittler aufrecht zu erhalten.

Zum Schluß seines Berichtes spricht der Vorsitzende den
Dank des Vereins aus an alle seine Gönner und Förderer,
zunächst dem allerhöchsten Protektor dem Prinzregenten und den
übrigen Mitgliedern des Königshauses, dem Kgl. Staatsministe-
rium und den Gemeindebehörden.

Hierauf erstattete Konservator Bogenschütz über die Ver-
kaufs halle eingehenden Bericht. (Wir geben denselben im
Auszug wieder, indem wir die entsprechenden Zahlen des Vor-
jahres in Klammern beisetzen.)

Ls wurden im Laufe des Jahres *906 von 239 (230)
Ausstellern an Gegenständen ausgestellt:

(4452 ((4744) verkäuflich i. Wert von 4(7466,75 M. (409878,—)
223 (87) unverkäufl. i. „ „ 87193,50 „ (49(49,—

14675 ((483() Gegenst. im Wert von 504660,25 m. (459027,—)
Im ganzen wurden verkauft 7 258 (8457) Gegenstände
im Gesamtwert von (57 487,28 M. ((55428,86); davon treffen auf
München.Arbeiten94,08°/0(92,0;) mit (48 164,28 M> (143009,29)
sonst, bayer. „ 1,9?°/o (2,74) „ 3 (03,05 „ (4083,45)

außerbayer. „ 3,95°/o (5,37) „ 62(9,95 „ (8 336,(2)

(00°/o ((00) mit (57 487,28 ITT. ((55428,86)
Der Durchschnittswert sämtlicher Gegenstände betrug pro
Stück 34,39 M. (30,95), derjenige der verkauften Gegenstände
pro Stück 2(,70 M. ((8,38.)

Uber den Umsatz in den Einzelmonaten gibt nachstehende
Übersicht Auskunft:

Umsatz 1905

Monat

Umsatz 1906

vergleich mit
dem Vorjahre

8 020,25 M.

Januar

7 ((2,93m.

— 907,32 m.

9 362,(4 „

Februar

7 39(,65 „

— (970,49 „

6 438,— „

März

7 743,70 „

-p ( 305,70 „

8 55 (,40 „

April

11 553.25 „

-j- 3 00(,85 „

8 (36,90 „

Mai

(( 3((,55 „

3 17*1,65 „

8 076,06 „

Juni

8 (49,90 „

+ 73,34 „

(0 658,(5 „

Juli

13 063,85 „

4- 2 405,70 „

\7 3(4,95 „

August

(9 002,60 „

“j- 1 687,65 „

20 258,30

September

20 012,20 „

— 246,(0 „

(7 0((,77 „

(Oktober

13 282,85 „

— 3 728,92 „

(( 536,34 „

November

8 791,75 „

— 2 744,59 „

30 064,60 „

Dezember

30 071,55 „

6,95 „

(55 428,86ITT.


(57 487,28 M.

+ 2 058,42 M.

Nach den Preisen geschieden wurden verkauft: 437(
(5 385) Stück von ( bis (0 M., (243 ((308) Stück von (( bis
20 m., 592 (62() Stück von 2( bis 30 m., 587 (627) Stück
von 3( bis 50 m., 3(5 (323) Stück von 5( bis (00 m., (02
(22) Stück von (0( bis 200 m., 25 (44) Stück von 20( bis
300 m., 22 (27) Stück über 300 m.

Der Gesamtumsatz verteilt sich (unter Weglassung der
Pfennige) mit dem Höchstsatz beginnend, folgendermaßen: Gold-
schmiede und Juweliere 420(2 M. (36 890), Bronze- und an-
dere Gießer, Ziseleure 26 68( M. (26 566), Kupferschmiede
(9483 M. (2(09(), Kunstschlosser (5 565 M. ((9096), Kunst,
stickereien und Webereien (3982 M. ((0 767), Kunstschreiner
und Möbelfabriken (0 670 M. (9677), Faßmaler, Vergolder
und Formatoren 4984 M. (7664), Blumenfabriken 3342 M.
(3 7 ((), Uhrmacher 3 70( M. (3 96(), Lederwaren und Buch-
binder 3277 m. (828), Bildhauer 2974 m (2,83). Keramiker
290, M. (4 560), Glasmaler 233( M. (3 >38), Maler und
Malerinnen 2 087 M. (3 27(), verschiedenes ( 836 M. (266),
Glasfabriken und Glasbläser ((6> M. ((754).

Aunst und Handwerk. 57. Iahrg. Heft 9-

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