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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 64.1913-1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.8767#0032

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Chronik -es bayerischen Runstgewerbevereins

Sericht über üen Delegiertentag öes verban-es
Deutscher irunstgewerbevereine in Sreslau

Der diesjährige, der 23., Delegiertentag des Verbandes
Deutscher Kunstgewerbe-Vereine tagte in Breslau. Die Ver-
handlungen wurden arn 23. Juni vormittags im Sitzungssaals
der Stadtverordneten durch Professor vr. Lehnertim Namen
des Verbandsvororts Berlin und für den erkrankten Vorsitzenden
des Verbandes, Geheimen Regierungsrat vr.-IuZ. M u t He-
ft u s , eröffnet. Vertreten waren 30 Vereine mit 45 Stimmen.
Zum Vorsitzenden wurde Direktor Professor hoffacker,
Karlsruhe, zum Schriftführer Professor vr. L e h n e r t, Berlin,
zu ihren Stellvertretern Photograph G ö tz und Bibliothekar
B u ch w a l d aus Breslau gewählt. Nachdem Gberregierungs-
rat S ch e u n e r namens der Regierung und «Oberbürgermeister
Matting namens der Stadt Breslau die Versammlung be-
grüßt und ihren Beratungen die besten Erfolge gewünscht,
wurde in die Tagesordnung eingetreten.

Den Bericht des Verbandsvorstandes, der genehmigt wurde,
und den Kassenbericht erstattete Professor Vr. Lehnert;
auf Antrag der beiden ernannten Kassenprüfer wurde dem
Schatzmeister Entlastung erteilt. Die Beitragseinheit wurde
wiederum auf Kl. 32 festgesetzt. Darauf erfolgten die Berichte
der Verbandsausschüsse, die schon am Sonntagnachmittag im
Kunstgewerbemuseum ihre Beratungen gepflogen, und zwar
über die Gebührenordnung, das Wettbewerb- und das Sub-
missionswesen. Die sogenannte Eisenacher (Ordnung wird nach
langer Arbeit in endgültiger Form genehmigt. Ihre Kenntnis
in weiteste Kreise zu tragen durch Klitteilung an Behörden,
Richter und verwandte vereine, beantragt Professor B e u h n e
aus Hamburg. Die Grundsätze für das Verfahren bei Wett-
bewerben auf dem Gebiete der bildenden Kunst und des Bau-
ingenieurwesens, an deren Zustandekommen der verband zu-
sammen mit anderen ähnlichen Vereinigungen beteiligt ist,
werden gutgeheißen; in bezug auf das Submissionswesen
wurde folgende Resolution angenommen: „Die gesetzliche Re-
gelung des Verdingungswesens erachtet der Verband Deutscher
Kunstgewerbe-Vereine nach wie vor als dringend erforderlich;
er begrüßt deshalb das Bemühen des Reichstages, eine solche
Regelung auf reichsgesehlichem Wege herbeizufiihren, auf das
wärmste; er verspricht sich davon nachhaltigen Nutzen für das
deutsche Kunstgewerbe."

Das erste Referat hatte für den Verein für Deutsches
Kunstgewerbe Kunstgewerbezeichner Weiß, Berlin: „Uber
das Privatschulwesen mit kunstgewerblichen Zielen". Der Redner
beschäftigte sich besonders eingehend mit den privaten Tischler-
fachschulen, die in großer Zahl existieren, die mit großer Reklame
sich gegenseitig zu überbieten suchen, die ihr Schülermaterial
wahllos annehmen, dieses in unglaublich kurzer Zeit vermeintlich
ausbilden, denen aber alle Verantwortlichkeit fehlt. Auf diese
Weise wird ein Proletariat von halb- und Nichtkönnern im
Kunstgewerbe gezüchtet. Deshalb müßte eine Aufsicht behörd-
licher (Organe diesem Treiben Einhalt tun. Die sehr dankens-
werten Ausführungen wurden durch ein großes Material von
Zeichnungen aus derartigen Schulen unterstützt und fanden leb-
haften Beifall. Es wurde auch eine Kommission, bestehend aus
den Herren Möbelfabrikant wallheinecke, Hannover,
Direktor Professor Meyer, Hamburg, Kunstgewerbezeichner
Weiß, Berlin, Bildhauer Wilhelm, München, Professor

vr. Lehnert, Berlin, gewählt, die dieser Frage näher-
treten und auf dem nächsten Delegiertentage Bericht erstatten
sollen. In engster Verbindung damit stand das dritte Referat,
das Professor Karl Groß, Dresden, übernommen hatte, „ Über
die Frage weiblicher Lehrlinge in kunstgewerblichen Betrieben";
es endete mit folgender einstimmig angenommener Entschlie-
ßung: „Der 23. Delegiertentag des Verbandes Deutscher Kunst-
gewerbe-Vereine hält es für wichtig, daß die Frage, inwieweit
weibliche Lehrlinge in der kunstgewerblichen Praxis erwünscht
oder möglich sind oder möglich sein könnten, geklärt werde, da
die Frau Schiffbruch leiden müßte, ohne dieselbe gründliche
praktische Ausbildung, wie sie der Mann in diesen bisher ihm
vorbehaltenen Berufen genießen konnte." Dem vorher er-
wähnten Schulausschuß wird auch diese Aufgabe überwiesen.
Zwischen diesen beiden Referaten berichtete Universitätspro-
fessor vr. Rosen, Breslau, über die Anlage historischer
Gärten, die der Referent auf der diesjährigen Breslauer Jahr-
hundert-Ausstellung im Rahmen der Gartenbau-Ausstellung
zum ersten Male praktisch durchgeführt hat. Seine hochinter-
essanten Ausführungen fanden den lebhaftesten Beifall, dem
Professor vr. L e h n e r t noch in einem besonderen Danke
an den Redner Ausdruck gab.

Zum Verbandsvorort für die nächsten dreiIahre wurde zum
dritten Male der Verein für Deutsches Kunstgewerbe in Berlin
gewählt, als (Ort des nächsten Delegiertentages h am bürg;
für die Tagung im Jahre (9(5 wurde Karlsruhe in Baden in
Aussicht genommen. Mit dem Ausdruck des Dankes der Ver-
sammlung an Professor vr. L e h n e r t , den Verbandsvorort
und den Vorsitzenden, Professor hoffacker, schloß die Sitzung.

Am Sonntag fand im Lichthofe des Kunstgewerbemuseums
ein Begrüßungsabend für die Teilnehmer am Delegiertentag
statt, bei dem Museumsdirektor Professor vr. M a s n e r
namens des Kunstgewerbemuseums und Dekorationsmaler
Streit namens des Kunstgewerbevereins für Breslau und
die Provinz Schlesien die Erschienenen willkommen hieß.
Am Montag abend vereinte ein gemeinschaftliches Essen im
Ausstellungspark die Delegierten und Mitglieder des Breslauer
Kunstgewerbevereins. Am Dienstag fanden Führungen durch
die historische Ausstellung, die Gartenbauausstellung und die
Ausstellung für Friedhofskunst statt..

Vereinsnachrichten

Die Wochenversammlungen des Vereins, jeden Dienstag,
abends s Uhr, von Anfang November bis (Ostern, beginnen
Winter *9^3/^ am Dienstag, den 4. November. Der bayerische
Kunstgewerbeverein hat außer Vorträgen, Ausstellungen kunst-
gewerblicher Gegenstände, Zeichnungen und Entwürfe, Füh-
rungen durch Museen und gesellige Abende vorgesehen. Ände-
rungen Vorbehalten.

Reihenfolge der Veranstaltungen im November.

$. November: Begrüßungsabend und Vortrag des Herrn Re-
dakteurs Lorenz, Berlin: „Die Schönheit der Frau in
der Kunst".

; November: Vortrag des Herrn Alexander Heilmeyer:
„Franz Xaver Messerschmidts Leben und Werke".

(8. November: Vortrag des Herrn Major Baumann: Thema
noch nicht bestimmt.

25. November: Vortrag des Herrn Jean Beck: „Die Leipziger
Messe, ihre Bedeutung für Industrie und Kunstgewerbe."

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verantw. Redakteur (ausgenommen Anzeigeteil): Alexander Heilmeyer. — Herausgegeben voni Bayer. Aunstgewerbeoerein. — Druck und Verlag

von R. Mldenbourg, München.
 
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