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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 64.1913-1914

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Chronik des Bayerischen Kunstgewerbevereins
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https://doi.org/10.11588/diglit.8767#0171

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der Ausführung besonderer Details lassen doch auf die Mit-
arbeit verschiedener Meister schließen. Die von warmherziger
Empfindung und künstlerischer Phantasie eingegebene Er-
findung und Herstellung des fertigen Modells ist das gemein-
same Werk der Bildhauer D ü l l und pezold. An der Aus-
führung waren beteiligt die Herren: Hofgoldschmied Heiden,
Losmas Leyrer, Bronzegießer und Hofziseleur, Adolf v. Mayr-
hofer, Silberschmied und Ziseleur, Hofgoldschmied Roth-
müller und Eduard Steinicken, Goldschmied und Ziseleur.
Das selten schöne Stück ist also auch in Wahrheit das, was es
symbolisch darstellt, die schöne Frucht inniger Verbindung
Münchener Kunst und Münchener Äunstgewerbes, sin neues
Meisterstück Münchener Kunstfleißes.

Der Saperische Runstgeweebe-Verem auf üer
Rölner werkbunS^usftellung 1914

Der Bayerische Knnstgewerbe-Verein wird auf der Kölner
Werkbund-Ausstellung in einem eigenen Raume ausstellen. Da
ein möglichst vollständiges und gediegenes Bild seiner Lei-
stungsfähigkeit zustande kommen soll, ist es erfreulich, von dem
regen Interesse seiner Mitglieder an den Vorarbeiten des
Arbeitsausschusses berichten zu können. Ls zeigt sich darin
wiederum, daß, wo immer der Bayerische Kunstgewerbe-
verein sich an einem Unternehmen beteiligt, er einer großen
Gefolgschaft sicher sein kann. Die Art, wie der Bayerische
Knnstgewerbe-Verein in Köln auftritt, ist vielleicht für seinen
Erfolg entscheidend. Dem Arbeitsausschuß ist es gelungen, in
dem Architekten Dr.-Ing. Tümpel eine Kraft zu gewinnen,
welche die besondere Aufgabe des Vereins, wie die besonderen
wünsche der Aussteller in geschmackvoller Weise zu lösen
verstand.

Der Ausstellungsraum des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins
liegt in der Haupthalle und somit an einem Haupt-
verkehrswege. Anschließend an den von Professor Adalbert
Niemeyer ausgestatteten bayerischen Sammelraum und in
unmittelbarer Verbindung mit diesem bedeckt der Ausstellungs-
raum des bayer. Kunstgewerbe-Vereins eine Fläche von
ca. 240 qm. Zwei Reihen Stützen gliedern den Raum in
ein Mittelschiff und zwei Seitenschiffe. Durch die Art der
Aufteilung und durch die größere Höhe der Mittelhalle ist
schon in der Grundform der Raumgestaltung auf eine inte-
ressante Gliederung hingearbeitet. In den über die Pfeiler
hinweglaufenden Mittelschiffwänden vermitteln zwei Reihen
Fenster die Zuführung von hohem Seitenlicht, während die
Seitenschiffe ihre Belichtung durch sechs seitliche Fenster und
vier Vberlichte erhalten.

Die Decke des Nittelraumes ist gegliedert und soll ent-
sprechend der Farbstimmung des Raumes gleichfalls farbig
gehalten werden. Ebenso werden die Kapitäle an den Pfeilern
und deren Kanten mittels schwarzer Einlagen eine farbige
Belebung erfahren. Die lichte, freundlich ansprechende farbige
Wirkung des Raumes wird noch erheblich gesteigert durch
die von der Glasmalerei van Treeck für die Fenster der
Südwand und die von der Glasmalerei Oskar Zeltler
für die Fenster der Nordwand in Ausführung genommenen
Glasmalereien.

Durch diese hocherfreuliche Mitarbeit der Glasmaler erhält
die Halle einen farbigen Schmuck, der ihre festliche Wirkung
bedeutend erhöht. Und da sowohl der Bund deutscher Deko-
rationsmaler als auch die Ortsgruppe München des süddeutschen
Malermeisterverbandes für die farbige Ausgestaltung der
Decken und für zwei Nischen inr Raume das regste Interesse
bekunden, so ist auch hier eine besondere Leistung zu erwarten.

Ein ebenso lebhaftes Interesse zeigen auch die an der Aus-
führung der Schreinerarbeiten beteiligten Firmen.

Den würdigen Eingang zuin Ausstellungsraum bildet ein
Majolikaportal niit zwei Figuren von Bildhauer Professor
Wackerle, das von der Kgl. Porzellanmannfaktur

Nymphenburg ausgeführt wurde. Die denr Portal gegen-
überliegende Abschlußwand erhält eine bedeutsame Ausge-
staltung durch einen von dem Marmorwerk Kiefersfelden
erstellten Marinorkamin, bekrönt von einer Siegerstatue der
Kgl. von Miller schen Erzgießerei.

Auf die in der Mittelhalle aufgestellte große Vitrine der Gold-
schmiede, deren Abmessungen etwa 3,50 m zu 5 m betragen,
soll besondere Sorgfalt in der Ausführung verwandt werden.
Der untere sockelartige Teil wird in dunkler Mahagoniholz-
beizung und der die Juwelier- und Goldschmiedewerke aus-
nehmende obere Teil in Glas und Metall erstellt. Diese Vitrine
wird mit ihrem den Besucher anziehenden und fesselnden In-
halt: den strahlenden Geschmeiden, goldenen Bechern, Tafel-
aufsätzen u. a. ein Schmuck- und Glanzstück der Halle bilden.
Aber nicht nur dieses einzelne Stück wird besonders bedacht
werden, es zeigt sich vielmehr in der ganzen Anordnung des
Raumes, daß in allem und jedem die Bedürfnisse und Wünsche
der Aussteller berücksichtigt werden, und daß jede Art von Aus-
stellungsgegenstand zu voller Wirkung gebracht wird. Reiche
Gelegenheit dazu bieten je zwei zu beiden Seiten des Mittel-
raumes aufgestellte Vitrinen, wovon jede eine Ansichtsfläche
von 2 zu z m aufweist.

Zahlreiche Anmeldungen, welche für diese Vitrinen vorliegen,
geben ungefähr ein Bild von dem, was hier ausgestellt werden
kann: Stoffe, Textilien jeder Art, Keramik, Gläser, Zinnwaren,
Kleinbronzen, Porzellan u. a. m.

Beim Belegen dieser Vitrinen könnten die Aussteller gewisse
Vorteile in Acht nehmen, wodurch sie den Platz besser aus-
nutzen und die einheitlichen ästhetischen Eindrücke des Gesamt-
arrangements steigern könnten. Nämlich dann, wenn sich eine
Anzahl Aussteller derselben Branche, wie Hersteller von
Textilien, Stoffen usw., zu Gruppen zusammenschließen
würden.

wie durch eine rege Ausstellungsbeteiligung auch neue und
vielfache Möglichkeiten für mannigfaltige Aufstellungsarten
sich ergeben, ersieht man aus der Aufteilung der Erzeugnisse
der Metallwerkstätten: schöne große Lüster hängen in der Mittel-
halle und in den Seitenräumen, an den Pfeilern und in den
Nischen. Für Heizkörper, Ofen, Erzeugnisse der Unedel-Metall-
industrie, bieten die Wände ausgezeichnete Aufstellungsgele-
genheiten. Ganz besonders aber für interessante und schöne
Einzelmöbel, die in vorteilhaftester weise zur Geltung gebracht
werden können. Dieser Kreis von Ausstellungsgegenständen
erweitert sich natürlich mit jeder neuen Anmeldung. Je reicher
und mamrigfacher das Bild wird, desto besser. Denn auf der
Kölner Werkbund-Ausstellung soll es sich wieder zeigen, welche
reiche und unversiegbare Ouellen das Münchener Kunstge-
werbe noch birgt.

Die in kurzer Zeit vom Arbeitsausschuß des Bayerischen Kunst-
gewerbe-vereins geleistete Tätigkeit hat die Ausstellungssache
so rasch in Fluß gebracht und das Interesse seiner Mitglieder
so gesteigert, daß damit auch für eine gute Weiterentwicklung
dieses Teiles des Ausstellungsunternehmens volle Gewähr
gegeben ist. Wie die täglich einlaufenden Neuanmeldungen
beweisen, setzt man auch in den Kreisen unserer Aussteller
volles vertrauen in diese Tätigkeit und Wirksamkeit des Vereins
und in eine erfolgreiche Interessenvertretung seiner Mitglieder
auf der Werkbnnd-Ausstellung.

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