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Die Kunde — 9.1941

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Potratz, Hans Albert: Baumfällen mit dem Steinbeil
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https://doi.org/10.11588/diglit.62649#0412

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Baumfällen mit Kem Steinbeil.
Von Or. Hanns A. Potratz, Hannover.
Mit Tafel 140 und 141.

Jedem schon, der ein Steinbeil im Museumsschrank gesehen oder
eins in der Hand gehabt hat, wird die Frage gekommen sein, ob man
mit einem solchen Werkzeug überhaupt arbeiten könne. Die Frage ist
in der Tat nicht unberechtigt, denn bei manchen der ungefügen Stein-
äxte ist die Vorstellung einer geschickten Handhabung nicht ganz leicht.
Wenn nun auch von den großen und plumpen Felsgesteinsäxten fest-
steht, daß es sich bei ihnen um Geräte der Bodenbearbeitung handelt
(sie waren wahrscheinlich Pflugscharen), so schwinden doch auch bei den
schlanken Feuersteinbeilen die Zweifel an ihrer vollen Arbeitsverwen-
dungsmöglichkeit nicht ganz. Bezeichnenderweise sind es gerade die viel
mit Axt und Beil hantierenden Zimmerleute und Tischler, die eine
vernünftige Arbeitsleistung mit einem solchen Steinbeil für unmöglich
halten.
Es ist das Verdienst Professor Jacob-Friesens dieser Frage auf die
einzig richtige Art nachgegangen zu sein, nämlich einen praktischen
Versuch angestellt zu haben. Es wurden zwei aus Privatsammlungen
stammende Feuersteinbeile ausländischer Herkunft gewählt, um bei
einem zunächst ja immer möglichen Zerspringen der Stücke der hei-
mischen Urgeschichtsforschung keinen Verlust zuzufügen. Eins der Ver-
suchsbeile war geschliffen, das andere nicht. Dann wurden nach den bei
Sigerslev bei Stevns in Dänemark gefundenen Resten einer Schäftung
diese beiden Veile entsprechend in Eschenholz geschäftet. Die in Sigers-
lev gefundenen Reste eines in den Stiel eingelassenen Feuersteinbeiles
zeigt Tafel 140:1.
Das erste Baumfällen mit solchen, vorgeschichtlichen Werkzeugen
nachgeschaffenen, Geräten wurde von Prof. Jacob-Friesen schon wäh-
rend des Weltkrieges, im Jahre 1915, vorgenommen. Es waren zwei
gleich starke Fichtenstämme von 17 cm Durchmesser ausgesucht worden,
von denen der eine Stamm mit dem geschliffenen Feuersteinbeil, der
andere mit dem ungeschliffenen gefällt werden sollte. Als Holzfäller
betätigte sich ein Matrose mit Vorkenntnissen (vergleiche Taf. 141).
Das Ergebnis dieses Versuches war bemerkenswert. Zunächst
wurde festgestellt, daß ein Baumstamm in der angegebenen Stärke
mit einem geschliffenen Feuersteinbeil schon nach 5 Minuten gefällt

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