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Bund Deutscher Kunsterzieher [Editor]
Kunst und Jugend — 3.1909

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Heft III (März 1909)
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Muthesius, Hermann: Wohnungskultur, [1]
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Kolb, Gustav: Für einfache Schulverhältnisse
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https://doi.org/10.11588/diglit.33469#0053

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Stoffen und Möbeln in den letzten zwanzig Jaliren so ungeheuer entwickelt? Weil hier
die Industrie erkannte, dass sie sich die künstlerische Strömung zunutze machen müsse,
weil sie mit Beharrlichkeit Künstler ersten Ranges heranzog, und ihre Produktion
auf das künstlerisch Beste einrichtete. Der Erfolg lag hier gewiss nicht darin,
dass alle vier Wochen eine Neuheit produziert wurde, sondern, im Gegenteil, in
dem ständigen Festhalten an wirklich guten Entwürfen. Von den Morrisschen
Tapeten verkaufen sich die von Morris in den sechziger Jahren gezeichneten
Muster heute noch ebenso, ja besser wie vor zwanzig Jahren. Und die Entwürfe,
die Walter Crane und C. F. A. Voysey für die Tapeten- und Stoffindustrie geliefert
haben, haben bisher nicht nur den heimischen Markt behauptet, sondern sind im
Export über den ganzen Erdball gegangen. Die Farben des Hauses Liberty sind
seit beinahe zwei Jahrzehnten dieselben geblieben, sie haben gerade in dieser
fortdauernden Güte ihr Absatzgebiet in der ganzen gebildeten Welt gefunden.
Das ist doch ein Zeichen für die Dauerhaftigkeit des Guten! In ähnlich stand-
hafter Weise müsste sich die deutsche Industrie das künstlerisch Allerbeste der


neuen Bewegung zunutze machen. Sie würde dann mit der Zeit schon den neue-
rungssüchtigen Vermittler überwinden und ihre eigenen Wege zum gebildeten
Publikum finden. Vor allem aber würde sie sich nicht nur in Deutschland, sondern
im Weltexport ein würdiges Absatzgebiet eröffnen, wo sie bisher fast nur mit
Waren, die dem allerniedrigsten künstlerischen Geschmack huldigten, eine, wenn
auch hier und da umfängliche, so doch im ganzen traurige Rolle spielte.
(Fortsetzung folgt.)

Für einfache Schulverhältnisse. Das Ei (vergl. Abb. 9 — 11) Ehe bei uns
im ersten Zeichenjahr der Esslöffel gezeichnet wird, lassen wir die Schüler ein
Ei (hartgesotten) in den Unterricht bringen, denn diese Grundform sollte vor-
her behandelt werden, wenn dem Schüler die Hauptform der Schippe des Löffels
richtig zum Bewußtsein kommen soll. Meine Lehrmittelsammlung besitzt von der
Zeit her, da man noch vorwiegend nach Gips und stereometrischen Modellen zeichnen
liess, ein grosses weissgestrichenes Ei aus Holz, das mir ab und zu, so auch
jetzt, gute Dienste leistet. Bevor der Schüler sein Ei zeichnet, werden an diesem
grossen Ei die charakteristischen Merkmale der Eiform erläutert. Auch lasse ich
darnach mit Kohle auf Packpapier eine grosse Eiform zeichnen Damit dürfte dem
Schüler das Typische des Eies genügend zum Bewusstsein gekommen sein und der
 
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