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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 3.1909

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Heft III (März 1909)
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Kolb, Gustav: Für einfache Schulverhältnisse
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https://doi.org/10.11588/diglit.33469#0054

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Unterricht kann sich nun den einzelnen Eiern zuwenden, die immer einige individuelle
Abweichungen vom Typus zeigen. (Die Naturformen zeigen stets bei aller Strenge, mit
der das Gesetz durchgeführt ist, grosse Freiheit und Mannigfaltigkeit im Einzelnen).
Nach meiner Erfahrung zeichnen die Schüler auf dieser Anfangsstufe ge-
färbte Eier (Ostereier) besonders gerne, wenn man ihnen erlaubt, die Farben recht
satt und kräftig mit Farbstift oder mit Wasserfarbe anzugeben. Für bessere
Schüler kann man die Aufgabe noch erweitern, indem man sie das der Länge nach
zerschnittene Ei zeichnen und den Dotter mit seinem schönen Orange angeben
lässt. (Abbildung 9 unten).
Im zweiten Zeichenjahr lasse ich alsdann das Ei mit Körper- und Schlag-
schatten zeichnen. (Abb. 10). Es bietet ein vorzügliches Mittel, dem Schüler

Abbildung 7.


die Abgrenzung der Schatten begreif-
lich zu machen. Ich gebe alsdann
vorher den Schülern die Aufgabe:
„Zeichnet ein Ei abends zu Hause,
wenn das Licht brennt und bringet
die Zeichnung mit.“ Wir wissen
ja, dass bei konzentriertem Licht die
Schattengrenzen deutlich sichtbar
sind, während sie bei zerstreutem
Licht, das wir in unseren Schulen
haben, mehr oder weniger ver-
schwimmen. Der Schüler soll aber
trotzdem die Schattengrenzen so scharf
und sicher zeichnen, wie sie unsere
Abbildungen zeigen. Die Angabe
der Schatten kann auf verschiedene
Weise geschehen : mit Bleistift, Feder
oder Farbe. Man lässt auch, um eine
klare, scharfe Zeichnung zu erhalten,
die Umrisse mit Feder zeichnen und
die Schatten mit einem neutralen
Ton angeben. Solche Uebungen sind
sehr instruktiv und führen den Schüler
auf schnellem, sicherem Weg zur
Auffassung der geschlossenen Licht-
und Schattenpartien.
Im dritten und vierten Zeichen-
jahr kann man die Uebungen am Ei
dadurch erweitern, dass man das
zerschnittene Ei mit Angabe der

Schatten darstellen lässt, (Abbildung 11). Eine vereinfachte, sehr wirkungsvolle
Wiedergabe erlangt man, wenn man nach Aufzeichnung der Umrisse den Dotter mit
Wasserfarbe recht frisch und saftig malt, dann die Schatten mit blauviolett (Ultra-
marin gebe. Lichtocker oder Venetianisch Kot, oder UltraiSarin Karmin wenig Ocker)
angibt. Der Schlagschatten muss dunkler werden. G. Kolb.

Freiwillige Ferienkurse (vergl. Ab-
bildung 1—6). Der Erfolg unseres Zeichenunter-
richts wird zum geringen Teil davon abhängen,
ob der Lehrer in allen Planbestimmungen
dem Wortlaut nach Bescheid weiss und die
lange Leihe empfohlenerLehrmittelauswendig
anzugeben vermag, sondern es wird stets darauf
ankommen, dass er die heutige Art des Unter-
richts nicht allein nach der äusseren Form als
nach dem Gehalt sich zu eigen mache. Mehr

wie es früher je der Fall war, muss der Lehrer
künstlerische Eigenschaften und Fähigkeiten
besitzen, die eigenen Leistungen und das eigene
Können wird stets wertvoller sein als Wissen
allein. Für manchen Lehrer trat der Um-
schwung zu den jetzigen Verhältnissen in der
Behandlung des Unterrichts zu rasch ein, die
Lehrweise des Seminars konnte nicht so bald
umgestaltet werden und auch die Kurse, welche
die Lehrerschaft in die jetzige Art einführen
 
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