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Neue Kupferstiche.

Die heil. Justins, gcm. von Pordenone (Re-
gillo), gest. von C. Ra hl. gr. Fol.

Wir kennen wenig oder nichts Erhebliches, was bis
jezt nach diesem Meister gestochen worden wäre, und doch
zeichnet er sich vor gar vielen ans durch Simplicität,
Großartigkeit des Stpls, Tiefe des Gedankens und zarte
Gemstthlichkeit. Das Original des vorliegenden Blattes
ist das einzige, welches die Wiener Gallerte von ihm be-
sizt. Die Heilige steht in der Mitte des Bildes, den
Palmzweig in der Hand, und blickt auf den neben ihr
knienden Donatar, welcher ohne Zweifel der venetianische
Senator Ludw. Barbo ist, der zu Padua, im Kloster der
heil. Justin«, eine Reform der Benediktiner-Regel vor-
nahm, bei welcher Gelegenheit daun auch das Bild wahr-
scheinlich gemalt wurde. Die Gestalt der Heiligen ist
durchaus edel; in den schön geformten Gesichtszngen liegt
ein hoher , jungfräulicher Ernst, nicht ohne Milde; 'die
reiche Draperie stört weder durch Ueberladnng, noch ver-
hüllt sie zu sehr den schlanken Leib. Ueber das Ganze ist
eine hohe Ruhe ausgegoffen, und man findet auch im Ku-
pferstiche die Kraft, Harmonie und sorgsame Vollendung,
welche Regillo seinem Gemälde zu geben wußte.

Hr. Mahl hat sein Blatt nicht nur mit sichtbarer
Liebe, sondern auch mit ungemeiner Einsicht behandelt;
ohne Zweifel soll uns der Stecher nicht bloS die Zeichnung
des Malers überliefern, oder die Umrisse mit Liebt und
Schatten, sondern auch, so weit seine Hülfsmittel es ge-
statten, die ganze Art und das Eigenthümliche der Be-
handlung. Wenn man in der frühern Zeit nicht verstand,
ein Gemälde zu stechen, so weiß der tüchtige Künstler
jezt durch Wahl und Führung der Striche die erfor-
derliche Abwechslung- von Tonen hervorzubringen, und je-
den Gegenstand, wie Fleisch, Haare, Falten, Metalle :c.
nach seiner Natur zu behandeln. Das vorliegende Blatt
laßt uns in allen Theilen den trefflichen Pordenone wie-
der erkennen: es ist warm, kräftig, harmonisch, besonders
sind die Mitteltinten meisterhaft behandelt, man erblickt
nirgends ein einseitiges Streben nach Effekt, und doch hat
der Stecher in sein Bild die ganze Wirkung gelegt, die
er mit seinen überall zweckmäßig gebrauchten Mitteln her-
vorzubringen vermochte.

— der.

Berichtigung einiger Nachrichten in Schriften über
Albrecht Dürer.

Häufig wurden A. Dürers gedruckte Werke, als
Geometrie, Festungsbau und Proportion angezeigt und

zum Theil auch näher beschrieben. Meistens begingen
aber die Schriftsteller Unrichtigkeiten dabei; that dies ein
älterer, so fand er viele Nachschreiber. Ich will daher
versuchen, auf einige dieser Fehler, die sich häufig wieder-
holen, aufmerksam zu machen.

Kästner in seiner Geschichte der Mathematik Bd. l.
S. 684 gibt an, daß Dürers Unterweisung der Messung
mit dem Zirkel und Richtscheit 1525, nur 62 Abbildun-
gen habe; Theophilins Sinzerns in seiner Samm-
lung St. 4. S. 546 sagt 65: Es befinden sich aber in

diesen vier Büchern ohne die in Holz geschnittenen Buch-
staben 151 in Holz geschnittene Figuren, welche nume-
rirt sind und in jedem Buche mit i anfangen. Die zwei
lezten großen Holzschnitte aber haben keine Nummern.
Kästner sah nur auf die Zahlen, und verbreitete so den
Jrrthum. Weise in „Dürer und sein Zeitalter" sagt
von dem Pariser Nachdruck, daß er nur 60 Holzplatten
habe; derselbe hat aber eben so viele, als die Original-
ausgabe. Auch eristiren keine Pariser Ausgaben von 1554
und 1557, welche in mehreren Zeitschriften genannt wer-
den. Einige Schriftsteller behaupten auch, daß Dürers
Unterricht des Festungsbaues, Nürnberg 1527, das erste
Werk sep, in welchem ein Druckfehlerverzeichniß sich be-
findet. Dies ist aber eben so unrichtig, als wenn andere
behaupten, es se» gar keines darin. Schon in Dürers
Unterweisung 1525 sind Druckverbesserungen beigefüqt.
In der Leipziger Literatnrzeitnng 1824 Nr. 27. will ein
Ungenannter den Artikel Nr. 6442. in Eberts allgem.
bibliographischem Lerikon verbessern'; er sagt, daß es von
Dürers Proportion 1528 zwei verschiedene Editionen gebe,
und macht auch mehrere Abweichungen bekannt. Ans
diesen ergibt sich aber, daß er die Arnheimer Ausgabe
von 1605 mit der ersten Ausgabe verwechselte, was man
am besten aus der Stelle sehen kann, wo er sagt: „das
auf dem leisten Blatte nach dem kaiserlichen Privilegium
vorkommende Ad mandalum domini Impcratoris in Con.
silio imperiali sep in der eine» mit lateinischen, in der
andern mit deutschen Lettern." Eben so, glaubt er, wäre
es auch mit bei Elcgia Wilibaldi Pjrliheimeri. In der
ersten Ausgabe sind beide Stellen mit deutschen und nur
in der Arnheimer mit lateinischen Lettern gedruckt. Auch
hätte der Verfasser, wenn auch in seinem Eremplare das
Titelblatt gefehlt hat, auf welchem steht: zu Arnhem bei
Johann Janssen, Buchführer daselbst, Anno 1605, schon
aus dem Charakter des Buchstabe», sehen, können, daß
dieses Buch nicht mehr in die erste Hälfte des I6ten
Jahrhunderts gehört. Sv cristirt auch vom Jahre 1G1'3
keine -französische Arnheimer Ausgabe, sondern eine pon
1614.

I. Heller.,
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